Ohnsporn - Aceras anthropophorum

Familie: Knabenkrautgewächse - Orchidaceae

Kategorie:

Ohnsporn Info

Aceras: gr. a = ohne, keras = Horn; "Ohnsporn" (früher "Ohn­horn", 1954 in "Ohn­sporn" umgetauft; bis 63. Aufl. Schmeil "Ohnhorn", ab 64. Aufl. (W.Rauh) "Ohn­sporn")

andere Namen: Hängender Mensch, Puppenorchis, Fratzenorchis

Das Ohnhorn (Aceras anthropophorum Syn.: Orchis anthropophora) ist die einzige Art der monotypischen Gattung Aceras. Sie zählt zu den submediterranen Vertretern der Familie der Orchideen (Orchidaceae) in der Flora Mitteleuropas. Es gehört zu den unscheinbareren heimischen Orchideenarten. In den letzten Jahren wurde in Mitteleuropa eine gewisse Ausbreitung dieser Pflanzenart beobachtet.

Habitus und Blätter

Das Ohnhorn ist ein ausdauernder Knollengeophyt, der durchschnittliche Wuchshöhen von 20 bis 40 Zentimeter erreicht. Die Pflanze bildet relativ kleine, rundlich-eiförmige Knollen als Überdauerungsorgane aus. Zum Ende der Blütezeit bildet sich aus einer Tochterknolle ein neuer Spross, aus dem schon im Herbst der Blattaustrieb erfolgt. Die Pflanze überdauert den Winter mit grünen Blättern; dieses Merkmal deutet auf ihre mediterrane Herkunft hin (hohe Winterniederschläge in Verbindung mit wenig Frost sind für die Pflanze günstige Wachstumsbedingungen).

Es ist eine zierliche Pflanze mit verhältnismäßig vielen (etwa vier bis neun) glänzenden, lebhaft grünen und länglich-lanzettlich geformten Laubblättern. Sie sind im unteren Teil des Stängels rosettig genähert, während sie den oberen Stängel scheidig umfassen.

Blütenstand und Blüten

Der hohe, filigrane Blütenstand enthält bis über 100 Blüten. Die Blütengröße beträgt 12 bis 14 Millimeter. Die eiförmigen, rotgerandeten Kelchblätter (Sepalen) und die etwas kürzeren lanzettlichen Kronblätter (Petalen) bilden einen halbkugeligen Helm. Das Labellum (Lippe) ist spornlos, 12 bis 15 Millimeter lang, hängend, grünlich/ockergelb bis bräunlich/orangerot. Die beiden Zipfel des Mittellappens sind noch etwas länger als die Seitenlappen. Am Grund der Lippe sind zwei typische Schwielen. Die Klebescheiben der Pollinien sind verschmolzen.

Die Blütezeit des Ohnhorn erstreckt sich von Anfang Mai bis Ende Juni. Danach ist die Pflanze, inklusive Blättern, schnell hinfällig.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 42.


Standort

Das Ohnhorn liebt sonnige Hügel, kurzgrasige Magerrasen und lichtes Gebüsch auf trockenen bis mäßig frischen Böden. Diese Pflanzenart ist kalkstet und für unsere Verhältnisse äußerst thermophil. Daher beschränkt sich das Vorkommen auf besonders wärmebegünstigte Stellen.

Es findet sich in den Pflanzengesellschaften

Verband Mesobromion
Verband Geranion sanguinei

(Aufschlüsselung siehe: Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer)

Das Ohnhorn ist eine der wenigen mitteleuropäischen Orchideen, die von Käfern und kleinen Schnellkäfern besucht und bestäubt werden. Die spornlose Blüte ermöglicht es den Käfern mit ihren kurzen Mundwerkzeugen an den Nektar zu gelangen.

Verbreitung/Vorkommen

Das mediterrane, submediterrane, atlantische Verbreitungsareal des Ohnhorn erstreckt sich von Nordafrika, Spanien, Balearen über den gesamten Mittelmeerraum, einschließlich der Inseln bis zum Libanon. In Mitteleuropa sind Vorkommen in Frankreich bis Südengland und den Alpenländer, jedoch nicht in Hochgebirgszonen.

Das Ohnhorn ist ein Florenelement der mediterranen, zentral- und westsubmediterranen, süd- und mittelatlantischen, südsubatlantischen Florenzone.

In Deutschland finden sich zerstreute Verbreitungsgebiete in Baden-Württemberg (vor allem am Oberrhein), Rheinland-Pfalz (vor allem an der Mosel und in der Eifel), im Saarland und sehr selten in Nordrhein-Westfalen (äußerster Südwesten), Hessen (Nordosten; Bergstraße), Südniedersachsen, Bayern (Region Maintal, Rhön), isolierte Fundorte in Thüringen und Sachsen-Anhalt.

In Österreich....

In der Schweiz....

Durch die milden Winter der letzten Jahre wird bei dieser Art eine Ausbreitung in vormals zu kalte Gebiete beobachtet.

Sonstiges

Vom Ohnhorn sind weder Unterarten noch Varietäten bekannt, wenn man auf die Namen zu nomenklatorisch irrelevanten Blütenfärbungen verzichtet.

Die Art ist sehr nah verwandt zum Orchis militaris-Formenkreis und hybridisiert mit dessen Arten: Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), Italienisches Knabenkraut (Orchis italica), Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) und dem Affen-Knabenkraut (Orchis simia).

×Orchiaceras bergonii (DeNant.) Cam. 1892 (Aceras anthropophorum × Orchis simia)
×Orchiaceras bivonae Soó 1940 (Aceras anthropophorum × Orchis italica)
×Orchiaceras melsheimeri Rouy 1912 (Aceras anthropophorum × Orchis purpurea)
×Orchiaceras spurium (Reichb. f.) Cam. 1892 (Aceras anthropophorum × Orchis militaris)

Ohnsporn Steckbrief

Blütenfarbe: gelb; grün, braun oder unscheinbar; rot, rosa oder purpurn;
Höhe/Länge von 20cm bis 40cm
Blütezeit von Mai bis Juni
Lebensraum: Ebene; Halbmagerrasen; Halbtrockenrasen; Magerrasen; Mittelgebirge;
Blütenstand: Traube
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: ganzrandig;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: parallele Blattnerven ( Kl.:Monocotyledoneae);
Verholzungsgrad: Stängel krautig
Häufigkeit: sehr selten
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Zeigerpflanze: Kalkzeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Nährstoffbedarf: mäßig nährstoffreich; nährstoffarm;
Bodenart: kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; Lößboden;
Bodenfeuchte: frisch; mäßig frisch; trocken; wechseltrocken;

Ohnsporn Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; Lößboden;
Boden Feuchte: frisch; mäßig frisch; trocken; wechseltrocken;
Boden Nährstoffgehalt: mäßig nährstoffreich; nährstoffarm;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis


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