Schwarznessel - Ballota nigra

Familie: Lippenblütler - Lamiaceae

Kategorie: Heilpflanze  Ackerwildkraut  

Schwarznessel Info

Ballota: gr. Pflanzenname; "Stinkandorn", "Schwarznessel"
nigra: schwarz

andere Namen: Stink-Andorn, Schwarzer Gottvergess

Die Schwarznessel (Ballota nigra), auch Stink-Andorn und Schwarzer Gottvergess genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Von den weltweit etwa 35 Arten der Gattung der Schwarznesseln kommt nur diese Art in Mitteleuropa vor. Man unterscheidet bei uns allerdings noch zwei Unterarten: Die Kurzzähnige Schwarznessel (Ballota nigra ssp. meridionalis) und die Langzähnige Schwarznessel (Ballota nigra ssp. nigra).Die Schwarznessel (Ballota nigra) ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 30 bis 100 Zentimetern erreichen kann. Der Hemikryptophyt oder Chamaephyt hat ein kurzes, kriechendes Rhizom als Überdauerungsorgan. Stängel und Laubblätter sind weich behaart und unangenehm riechend. Die Blüten bläulich-rot gefärbt. Es handelt sich um „Nektarführende Lippenblumen“. Neben vormännlichen Zwitterblüten kommen auch rein weibliche Blüten vor.
Fremdbestäubung erfolgt durch zahlreiche Insektenarten; auch spontane Selbstbestäubung ist erfolgreich. Die Früchte sind Klausen. Durch die waagrecht stehenden Kelche können sie eine Schwerkraftverbreitung erfahren oder die stachelspitzigen Kelchzähne bewirken eine Fruchtverbreitung durch Tiere. Auch Windverbreitung ist möglich.


Standort

Man findet sie aber noch ziemlich häufig in staudenreichen Unkrautgesellschaften, an Wegen, Zäunen, Schuttplätzen. Sie liebt lockeren, etwas feuchten, stickstoffhaltigen Boden.

Verbreitung/Vorkommen

Die Heimat der Schwarznessel ist das Mittelmeergebiet. Von dort aus hat sie sich über die ganze gemäßigte Zone der Nordhalbkugel verbreitet. Durch Maßnahmen der Dorfverschönerung ist sie heute bei uns seltener geworden.
Nach Ellenberg ist sie eine Lichtpflanze, ein ausgesprochener Stickstoffzeiger und eine Klassencharakterart ausdauernder Stickstoff-Krautfluren (Artemisietea vulgaris).Von den weltweit etwa 35 Arten der Gattung der Schwarznesseln kommt nur diese Art in Mitteleuropa vor.

Heimat

Mittelmeergebiet

Inhaltsstoffe

Diterpenlactone vom Labdantyp wie Ballotenol (als Hauptinhaltsstoff), Ballotinon, 7?-Acetoxy­mar­rubiin und Prelcosibirin (ein Prefuranoid); ferner Flavonoidglykoside, Phenylpropanverbindungen (Chlorogensäure) und in geringem Maße ätherisches Öl.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Schwarznessel wirkt beruhigend und wird in der traditionellen Medizin zur sympto­matischen Behandlung von Husten und Nervosität (insbesondere leichte Schlaflosigkeit) bei Erwachsenen und Kindern eingesetzt. Ebenso bei Magenkrämpfen, Übelkeit und nervösen Verdauungsbeschwerden.
Hauptwirkstoff ist das Ballotenol. Es besitzt Ähnlichkeit mit Hispanolon (aus Ballota africana) und Marrubiin (aus Marrubium vulgare isoliert). Die Art Ballota africana besitzt traditionell ein breites Einsatzgebiet, z. B. Fieber, Erkältung, Grippe, Asthma, Bronchitis, außerdem bei Hysterie und Schlaflosigkeit. Außerdem galt die Gemeine Braunelle (Prunella vulgaris) im Mittelalter als wichtige Droge zur Wundheilung und fand Anwendung bei Leber- und Gallen­pro­blemen in Europa und China .

Verwendung in Homöopathie/Anthroposophie

Ballota foetida, die frischen oberirdischen Teile der blühenden Pflanze.

Anwendungsgebiet: Husten und nervöse Beschwerden von Erwachsenen und Kindern, bes. Schlafstörungen.

Sonstiges

Von der Art Ballota nigra gibt es sieben Unterarten:

Ballota nigra subsp. anatolica P.H.Davis: Die 3 bis 4 (bis 5)mm langen Kelchzähne stehen fast waagrecht ab. Die Kronröhre ragt 3 mm weit aus dem Kelch heraus. Diese Unterart ist im nördlichen und mittleren Anatolien weit verbreitet und kommt auch in der europäischen Türkei vor.
Ballota nigra subsp. kurdica P.H.Davis: Die 1,5 bis 2 mm langen Kelchzähne ragen auseinander. Die Kronröhre ragt 5 mm weit aus dem Kelch heraus. Sie kommt im nördlichen Irak und im westlichen Iran sowie selten im östlichen Anatolien vor.
Kurzzähnige Schwarznessel (Ballota nigra subsp. meridionalis (Bég.) Bég., Syn.: Ballota nigra subsp. foetida (Vis.) Hayek, Ballota alba L.): Die nur 1 bis 2,5 (bis 3) mm langen, aufrechten Kelchzähne sind eiförmig und enden in einer plötzlich zusammengezogenen, nur 0,2 bis 0,5 mm langen Stachelspitze. Diese Unterart hat ihren Verbreitungsschwerpunkt im westlichen Mitteleuropa, ist aber auch nach Osteuropa verschleppt worden.
Langzähnige Schwarznessel (Ballota nigra L. subsp. nigra, Syn.: Ballota ruderalis Sw.): Die (2,5 bis) 4 bis 6,5 mm langen, schmal dreieckig-pfriemlichen Kelchzähne sind aufrecht bis aufrecht-abstehend und laufen in eine stechende, 2 bis 3 mm lange Granne aus. Die Kronröhre ragt höchstens wenig aus dem trichterförmigen Kelch heraus. Diese Unterart hat ihren Verbreitungsschwerpunkt im östlichen Mitteleuropa, ist aber auch nach Westeuropa verschleppt worden.
Ballota nigra subsp. sericea (Vandas) Patzak: Sie erinnert an Ballota nigra subsp. meridionalis, besitzt aber einen an der Spitze kaum erweiterten Kelch und eine seidig-filzige Behaarung mit glänzenden, sitzenden Drüsen. Sie kommt in Montenegro, in Albanien und Mazedonien sowie in Griechenland in Makedonien, Thessalien und auf Euböa vor.
Ballota nigra subsp. uncinata (Fiori & Béguinot) Patzak: Sie erinnert an Ballota nigra subsp. meridionalis, aber die Kelchzähne stehen weit ab, die Stachelspitze ist oft zurückgebogen oder widerhakig gekrümmt. Sie ist im Mittelmeergebiet und auf den Atlantischen Inseln weit verbreitet.
Ballota nigra subsp. velutina (Posp.) Patzak: Sie besitzt eine kurze, gräuliche, samtig-filzige Behaarung und erreicht nur Wuchshöhen von 30 cm. Die Kelchzähne stehen weit ab. Sie kommt in Dalmatien nordwärts bis Istrien vor und erreicht möglicherweise auch das benachbarte Italien. Dort ist sie sicher aus der Basilicata nachgewiesen und kommt möglicherweise auch in den Abruzzen vor.

Schwarznessel Steckbrief

Blütenfarbe: rot, rosa oder purpurn;
Höhe/Länge von 30cm bis 1m
Blütezeit von Juni bis September
Lebensraum: Äcker, Getreidefelder, Brachen; gestörte Standorte: Schutt- und Kiesplätze, Wege, Straßenränder, Unkrautfluren, Stadt, Pflasterritzen, u.a.; Staudenfluren, mont. und alp. Hochstaudenfluren; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen;
Blütenstand: Ähre oder Quirl
Blattstellung: mittlere Stängelblätter gegenständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: gekerbt; gezähnt;
Behaarung: ganze Pflanze nicht oder nur wenig behaart
Häufigkeit: zerstreut
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Zeigerpflanze: Lichtzeiger; Nährstoff / Stickstoffzeiger;
Bestäubungsart: Insektenbestäubung; Selbstbestäubung;
Lichtbedarf: Licht;
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden;
PH-Wert Boden: mild; neutral;

Schwarznessel Garten / Anbau

Lichtanspruch: Licht;
Boden Beschaffenheit: lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden;
Boden PH-Wert: mild; neutral;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis


Schütze diese Pflanze besonders!

ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Schweiz! Kategorie NT (Potenziell gefährdet)





 

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