Wilde Karde - Dipsacus fullonum

Familie: Geißblattgewächse - Caprifoliaceae

Kategorie: Neophyt  Dornen-Stacheln  Bienenblume  Alpenpflanze  

Wilde Karde Info

Dipsacus: gr. dipsa = Durst (Wassersammeln am Blattgrund); "Kar­de"

andere Namen: Wilde Kardendistel

Die Wilde Karde ist eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 1,50 Meter erreicht. Die Stängel sind stachelig. Die Grundblätter sind kurzgestielt und in einer Rosette angeordnet. Die kreuzgegenständigen Stängelblätter sind in der Basis paarweise zusammengewachsen und am Rand gekerbt. Die ganze Pflanze ist mit spitzen Stacheln übersät.

Die Blütezeit reicht von Juli bis August. Die bei einer Länge von 5 bis 8 cm eiförmig-länglichen, walzenförmigen, köpfchenförmigen Blütenstände sind von stacheligen, unterschiedlich langen, bogig aufsteigenden Hüllblättern umgeben. Die Tragblätter sind länger als die Blüte. Die Blüten sind zwittrig. Die vier violetten Kronblätter sind röhrenförmig verwachsen. Die Blüte ist blau.
Blütenstand

Die vom Kelch gekrönten Früchte sind häutige, einsamige Nüsse (Achänen).

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16 oder 18.

Ökologie

Die Wilde Karde ist eine zweijährige Halbrosettenpflanze. Man nennt sie Zisternenpflanze, weil die gegenständigen, unten verwachsenen Blätter ein Wassersammelbecken (Phytotelm) bilden. Deren Funktion wird als Aufkriechschutz gegen Ameisen interpretiert. Möglicherweise stellt Insektenfang und Ansiedlung von Kleinlebewesen eine zusätzliche Stickstoffversorgung dar.

Blütenökologisch handelt es sich um „Körbchenblumen“. Die Entfaltung der Blüten geht von der Mitte des Blütenstandes aus und schreitet sowohl nach oben wie nach unten fort. Die Blüten sind vormännlich, mit einer 1 cm langen engen Röhre und herausragenden Narben und Staubbeuteln. Die Blüten werden reichlich von Insekten besucht. Der Nektar ist nur für langrüsselige Hummeln und Schmetterlinge erreichbar. Auch Selbstbestäubung ist erfolgreich.

Es handelt sich um einen typischen Tierstreuer, denn Tiere bleiben an allen stacheligen Pflanzenteilen, besonders aber an den Fruchtständen hängen. Die Früchte werden von den elastischen Spreublättern sowie durch den Rückschlag der ganzen Pflanze meterweit fortgeschleudert. Auch Windausbreitung und Bearbeitungsverbreitung, beispielsweise durch Stieglitze, findet statt. Fruchtreife ist von September bis Oktober.


Standort

Die Wilde Karde ist in wärmeren Gebieten insbesondere auf Überschwemmungsflächen, an Ufern, Wegen, auf Weiden und in Ruinen sowohl in den Niederungen als auch im Hügelland zwischen Juli und Oktober anzutreffen. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Klasse Artemisietea.

Verbreitung/Vorkommen

Die Wilde Karde oder Weberkarde stammt aus dem Mittelmeerraum und ist in Deutschland als Archäophyt zu betrachten. Diese Pflanzenart ist in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Süd-Niedersachsen verbreitet. Sie kommt zerstreut auch in Nord-Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg vor. Im Bergland ist sie selten.

Inhaltsstoffe

Die Wilde Karde enthält das Glykosid Scabiosid, Terpene, Kaffeesäureverbindungen, organische Säuren, Glucoside und Saponine.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Im Mittelalter wurden Zubereitungen aus der Wurzel der Karde äußerlich bei Schrunden und Warzen verwendet. In der Volksheilkunde wird die Wurzel gegen Gelbsucht und Leberbeschwerden, Magenkrankheiten, kleine Wunden, Gerstenkörner, Fisteln, Hautflechten und Nagelgeschwüre empfohlen. Wolf-Dieter Storl führte die Pflanze zur Behandlung von Borreliose ein, bisher mit wenigen wissenschaftlichen Belegen der Wirksamkeit. Die Behauptung, getrocknete Pflanzen lieferten einen wasserlöslichen Farbstoff, der als Ersatz für Indigo galt, wird weder durch einschlägige Färbeliteratur gestützt noch kann sie experimentell nachvollzogen werden.

Sonstige Verwendung

Die stacheligen Blütenköpfe der Weberkarde wurden früher von Webern zum Aufrauen von Wollstoffen benutzt. Dieser Vorgang ist nicht zu verwechseln mit dem Kardieren, bei dem die Rohwolle für das Spinnen vorbereitet und heute maschinell durchgeführt wird.

Die Behauptung, getrocknete Pflanzen lieferten einen wasserlöslichen Farbstoff, der als Ersatz für Indigo galt, wird weder durch einschlägige Färbeliteratur gestützt noch kann sie experimentell nachvollzogen werden.

Wilde Karde Steckbrief

Blütenfarbe: blau, lila oder violett; weiß;
Höhe/Länge von 70cm bis 2m
Blütezeit von Juli bis August
Lebensraum: Staudenfluren, mont. und alp. Hochstaudenfluren; Ufer, Dämme;
Blütenstand: Köpfchen, Körbchen
Blattstellung: mittlere Stängelblätter gegenständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: gesägt;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: Blätter stengelumfassend;
Behaarung: ganze Pflanze nicht oder nur wenig behaart
Verholzungsgrad: Stängel krautig
Trockenfrüchte: Nüßchen
Häufigkeit: sehr häufig
Lebensdauer: zweijährig;
Zeigerpflanze: Lehmzeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 800m
Bestäubungsart: Falterbestäubung; Insektenbestäubung;
Nährstoffbedarf: basenreich; nährstoffreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; toniger Boden / Tonboden;
Bodenfeuchte: feucht; frisch;

Wilde Karde Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; toniger Boden / Tonboden;
Boden Feuchte: feucht; frisch;
Boden Nährstoffgehalt: basenreich; nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis





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