Vogel-Knöterich - Polygonum aviculare

Familie: Knöterichgewächse - Polygonaceae

Kategorie: Heilpflanze  Alpenpflanze  Pionierpflanze  besondere Pflanzen  

Vogel-Knöterich Info

Polygonum: gr. polys = viel, gone = Nachkommen; "Knöterich"
avicularis: lat. aviculum = Vögelchen

Die langlebigen Samen des Vogelknöterich sind Wärmekeimer. Die Samen bleiben bis zu 250 Jahre lang keimfähig.

Der Vogelknöterich (Polygonum aviculare) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae). Er ist eine Sammelart mit mehreren Kleinarten.

Der Vogelknöterich ist eine einjährige, krautige Pflanze. Die Wurzeln reichen in 25 bis 80 Zentimeter Tiefe. Die meist niederliegenden, seltener aufrechten Stängel sind 5 bis 60 Zentimeter lang. Die Laubblätter sind elliptisch-lanzettlich und gras- bis blaugrün. Die zerschlitzte Ochrea ist kürzer als die Internodien, silbrig-durchscheinend, gegen den Grund oft bräunlich und besitzt höchstens sechs unverzweigte Blattnerven.

Die Blütezeit reicht meist von Mai bis Oktober (April bis November). Die Blütenäste sind bis zur Spitze beblättert. Die Blüten sitzen einzeln oder zu zwei bis sechs in kleinen, blattachselständigen Gruppen. Die Blütenhülle aus meist fünf Blütenhüllblättern ist grünlich mit weißem, rosafarbenem oder rötlichem Rand. Die drei Griffel sind sehr kurz. Die Blüten sind geruchlos, bilden keinen Nektar und werden daher kaum von Insekten besucht. Der Vogelknöterich ist hauptsächlich autogam.

Die matt oder glänzenden, gerieften oder glatten Nussfrüchte sind meist 2 bis 3 Millimeter lang und meist kaum länger als die Blütenhülle.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40 oder 60.

Ökologie
Der Vogelknöterich ist eine sommerannuelle Pflanze. Vegetative Vermehrung erfolgt durch wurzelnde Ausläufer. Der Vogelknöterich ist sehr trittresistent. Seine jungen Blätter führen nachts Schlafbewegungen aus, indem sie sich aufrecht stellen und aneinander legen.

Die Blüten sind unscheinbar und haben keinen Nektar. Blütenökologisch bilden sie einen Übergang zwischen „Glockenblumen“ und „Scheibenblumen“. Die Selbstbestäubung ist vorherrschend. Der Blühbeginn ist bereits in der 5. Woche nach der Keimung.

Die Ausbreitung erfolgt mittels Epizoochorie. Die Früchte breiten sich als Regenschwemmlinge und bei Trittausbreitung als Wasserhafter aus. Weiterhin erfolgt Bearbeitungsausbreitung durch Vögel beispielsweise durch Sperlinge und Zufallsausbreitung durch Huftiere. Die Fruchtreife beginnt ab Juli.


Standort

Er gedeiht auf trockenen bis mäßig trockenen, nährstoffreichen, humosen oder rohen Stein-, Sand- und Lehmböden. Er ist ein Stickstoffzeiger. Pflanzensoziologisch ist der Vogelknöterich typisch für den Verband Polygonion avicularis und die Klassen Polygono-Poetea (Annuelle Trittrasen) Secalietea (Getreideunkrautgesellschaften) und Chenopodietea (Hackunkraut- und Ruderalgesellschaften).
Der Vogelknöterich, früher auch Weggras und Proserpinata genannt, ist eine Pionierpflanze und wächst vor allem auf Wegen, Schutt, Gräben, Kiesplätzen, Trittstellen, Äckern.

Verbreitung/Vorkommen

Werner Rothmaler gibt die Verbreitung als circumpolar in der meridionalen und borealen Zone sowie in der australen Zone an. Erich Oberdorfer gibt sie als mediterran-eurasisch-nordisch, in den gemäßigten Zonen heute weltweit an. Der Vogelknöterich ist in Mitteleuropa sehr häufig. Er gedeiht von der Ebene bis ins Gebirge, in den Alpen bis in eine Höhenlage von 1200 Meter, im Schwarzwald bis 1360 Meter.

Der Vogelknöterich ist seit der Jungsteinzeit ein Kulturbegleiter.

Inhaltsstoffe

Der Vogelknöterich ist eine alte Vogelfutterpflanze.

Junge Stängel und Blätter werden seit langem als Gemüse verwendet.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Als Droge (Pharmazie) dienen die zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Pflanzenteile (Polygoni avicularis herba).

Wirkstoffe sind: Kieselsäure (zum Teil auch wasserlöslich), Gerbstoffe (Gallotannine und Catechingerbstoffe) Flavonoide, insbesondere Avicularin, Phenolcarbonsäuren und Schleimstoffe.

Heute wird die Heilpflanze noch gelegentlich als Tee bei Katarrhen der oberen Atemwege wegen ihrer (allerdings nur geringen) Auswurf fördernden Wirkung verwendet und ist in Teemischungen oder als Extrakt in entsprechenden Fertigpräparaten enthalten. Die auf den Gerbstoffgehalt zurückzuführenden adstringierenden Eigenschaften werden zum Spülen und Gurgeln bei leichteren Entzündungen im Mund- und Rachenraum, auch als äußerliche Anwendungen gegen Hautunreinheiten und zur Wundbehandlung genutzt.

Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) bestätigt in seiner Monographie Polygonum aviculare die traditionelle Anwendung bei den Indikationen Erkältung (Teeaufguss), leichte Entzündungen in Mund und Rachen (Tee zum Gurgeln) und zur Durchspülungsbehandlung bei leichten Harnblasen-Beschwerden (Abkochung).

Sonstiges

Erich Oberdorfer unterscheidet innerhalb des Polygonum aviculare agg. für Deutschland folgenden Kleinarten:

Polygonum calcatum Lindman
Polygonum microspermum Jordan ex Boreau
Polygonum aequale Lindman
Polygonum monspeliense Thiéb.-Bern. ex Pers.
Polygonum heterophyllum Lindman
Polygonum heterophyllum subsp. virgatum (Asch. & Graebn.) Scholz
Polygonum rurivagum Jordan ex Boreau

Fischer unterscheidet für Österreich folgende Unterarten:

Polygonum aviculare subsp. depressum (Meisn.) Arcang. (= P. arenastrum Boreau)
Polygonum aviculare subsp. rurivagum (Jord. ex Boreau) Berher
Polygonum aviculare subsp. neglectum (Besser) Arcang.
Polygonum aviculare subsp. aviculare

Vogel-Knöterich Steckbrief

Blütenfarbe: grün, braun oder unscheinbar;
Höhe/Länge von 5cm bis 50cm
Blütezeit von Juni bis Oktober
Lebensraum: gestörte Standorte: Schutt- und Kiesplätze, Wege, Straßenränder, Unkrautfluren, Stadt, Pflasterritzen, u.a.; wärmeliebend;
Blütenstand: Rispe
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: ganzrandig;
Häufigkeit: verbreitet
Lebensdauer: einjährig-überwinternd;
Zeigerpflanze: Nährstoff / Stickstoffzeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 1200m
Lichtbedarf: Halbschatten; Licht;
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden; steiniger Boden / Kies / Grus;
Bodenfeuchte: frisch; mäßig trocken; trocken;

Vogel-Knöterich Garten / Anbau

Lichtanspruch: Halbschatten; Licht;
Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden; steiniger Boden / Kies / Grus;
Boden Feuchte: frisch; mäßig trocken; trocken;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis


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