Gift-Hahnenfuß - Ranunculus sceleratus

Familie: Hahnenfußgewächse - Ranunculaceae

Kategorie: Heilpflanze  Giftpflanze  Pionierpflanze  

Gift-Hahnenfuß Info

Ranunculus: Deminutiv zu lat. rana = Frosch (Standort); "Hah­nen­fuß"
sceleratus: mühevoll, verderblich (giftig)

Erscheinungsbild

Der Gift-Hahnenfuß wächst als einjährige bis ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 10 bis 80 cm erreicht. Die faserigen Wurzeln sind fast gleich dick. Der hohle, aufrechte, im oberen Bereich verzweigte Stängel ist kahl bis spärlich flaumig behaart.

Laubblatt

Die Laubblätter sind grundständig und wechselständig am Stängel verteilt angeordnet. Die drei bis dreizehn Grundblätter und die unteren Stängelblätter bestehen aus Blattstiel sowie Blattspreite. Ihr fast kahler bis spärlich flaumig behaarter Blattstiel ist 1,2 bis 15 cm lang. Ihre mit einer Länge von 1 bis 5 cm und einer Breite von 1,5 bis 6,8 cm eine im Umriss fünfecke, nierenförmige, breit eiförmige bis fast kreisförmige Blattspreite mit einer breit herzförmigen Spreitenbasis und sie ist tief dreiteilig; wobei das zentrale Blattsegment keilförmig oder rhombisch und dreilappig ist, diese Blattlappen sind glatt oder ein- bis zweizähnig, die zwei seitlichen Blattsegmente sind schräg breit verkehrt-eiförmig oder schräg keilförmig und ungleich zweilappig oder bis zur Mitte zweispaltig. Manchmal sind sie ungeteilt, dann sind sie gekerbt bis gekerbt-gelappt und das Ende ist gerundet oder manchmal stumpf. Die Spreitenflächen sind kahl oder die Blattunterseite ist flaumig behaart. Die oberen Stängelblätter sind kurz gestielt und besitzen eine Blattspreite mit keilförmiger Basis und drei verkehrt-lanzettlichen Blattsegmenten.
Ausschnitt eines Blütenstandes mit den Blüten mit ihrem walzenförmigen Blütenboden, an dessen Basis die Kronblätter und Staubblätter zu erkennen sind

Blütenstand und Blüte

Der Gift-Hahnenfuß blüht je nach Standort zwischen Januar und November. In schirmtraubigen Blütenständen stehen viele Blüten und laubblattähnliche Hochblätter zusammen. Die oft gefurchten Blütenstiele sind 0,5 bis 1,5 cm lang und kahl oder spärlich flaumig behaart.

Die zwittrigen, radiärsymmetrischen, fünfzähligen Blüten besitzen einen Durchmesser von 0,4 bis 0,8 cm. Der walzenförmige Blütenboden (Rezeptakulum) ist kahl oder flaumig behaart. Die drei bis meist fünf schon nahe der Basis zurück gebogenen Kelchblätter sind mit einer Länge von 2 bis 5 mm und einer Breite von 1 bis 3 mm eiförmig-elliptisch und außen angedrückt flaumig behaart oder kahl. Die drei bis meist fünf freien, gelben Kronblätter sind mit einer Länge von 2,2 bis 4,5 mm und einer Breite von 1,4 bis 2,4 mm verkehrt-eiförmig. Auf den Kronblättern befinden sich Nektarien, um die, aber nicht auf ihnen, sich schwach entwickelte Schuppen befinden. Es sind 10 bis 19 Staubblätter mit ellipsoiden Staubbeuteln vorhanden. Es sind zahlreiche Fruchtblätter vorhanden, auf denen direkt, da ein Griffel fehlt, die noch auf der reifen Frucht erkennbare, etwa 0,1 mm große Narbe sitzt.

Frucht

In mit einer Länge von 3 bis 13 mm und einer Breite von 1,5 bis 7 mm ellipsoiden bis zylindrischen Sammelfrüchten stehen viele Einzelfrüchte zusammen. Die kahlen Einzelfrüchte (Achänen) sind mit einer Länge von 1 bis 1,2 und einem Durchmesser von 0,8 bis 1 mm schräg verkehrt-eiförmig, leicht seitlich abgeflacht, manchmal transversal zwei- bis dreifaltig und etwas angeschwollen an den Suturen, sowie einem meist geraden, etwa 0,1 mm langen Schnabel (= die haltbare Narbe).
Habitus blühender Pflanzen am Standort

Ökologie

Der Gift-Hahnenfuß ist eine einjährige Sumpfpflanze, die auf trocken fallenden Schlammböden sich als Pionierpflanze ansiedelt. Sie lebt dort amphibisch; im Wasser mit typischen Schwimmblättern. Die Blüten sind auf einer zylindrischen Blütenachse angeordnet, haben unbedeckte Nektarien und bis zu 100 Fruchtknoten.

Als Bestäuber fungieren vor allem zweiflüglige Insekten wie Fliegen. Seltener wurde auch Selbstbestäubung (Autogamie) beobachtet. Die etwas klebrigen Früchte werden häufig durch das Wasser ausgebreitet und bleiben nur selten an Tieren haften und werden auf diese Art ausgebreitet. Der Gift-Hahnenfuß besitzt zudem langlebige Samen, die im Frühjahr (bei kürzer werdenden Nächten) keimen.

Die Art ist diploid, tetraploid oder octoploid, ihre Chromosomenzahl ist 2n = 16, 32 oder 64.


Standort

Er gedeiht an Gewässern und in feuchten Wiesen und ist vor allem in der Nähe von nährstoffreichen, zeitweise über die Ufer tretenden Gewässern zu finden. Er ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Ranunculetum scelerati

Verbreitung/Vorkommen

Der Gift-Hahnenfuß ist auf der Nordhalbkugel weit verbreitet und kommt sowohl in Eurasien wie Nordamerika vor.

Giftigkeit

Alle Pflanzenteile von Ranunculus-Arten sind durch Protoanemonin giftg, besonders die Wurzeln.
Hauptwirkstoffe sind Ranunculin und Protoanemonin, das sich beim Trocknen sehr rasch zu dem weniger aktiven Anemonin dimerisiert und dann in Anemoninsäure übergeht.
Protoanemonin (auch Anemonol oder Ranunculol) ist ein Lacton der Hydroxy-penta-2,4-diensäure, welches in unterschiedliche Konzentration als Toxin in allen Hahnenfußgewächsen vorkommt.

Es wird bei Verletzung der Pflanzen freigesetzt und bei Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut kommt es zu Vergiftungserscheinungen wie Rötung, oder gar Blasenbildung auf der Haut
Der Pflanzensaft verursacht auf der Haut Rötung, Juckreiz, Schwellung und Blasenbildung (Hahnenfußdermatitis). Geschwür- und Gangränartige Reaktionen können auftreten. Es handelt sich dabei um eine irritative, d. h. nicht allergische Erscheinung. Entzündungen an den Schleimhäuten der Nase und der Augen sind dagegen durch die Pollen des Scharfen Hahnenfußes verursacht, sie bewirken Heuschnupfen als eine inhalative Allergie vom Soforttyp.

Bei der inneren Aufnahme beeinflusst es das Nervensystem: Es kommt zu Erbrechen, Durchfall und Schwindelanfällen, aber auch zu Krämpfen und Lähmungserscheinungen.
Protoanemonin und Anemonin sind vermizid, und sie besitzen antibiotische Wirksamkeit. Anemonin wirkt spasmolytisch (krampflösend). Vergiftungen sind beim Menschen relativ selten. Eingenommen verursacht der Saft Brennen im Mund, Brechen, Magen- und Leibschmerzen, Durchfall, allgemeine Körperschmerzen, konvulsivische Anfälle, Betäubung, Schwindel Abnahme der Herzleistung und Dyspnoe.
Protoanemonin ist wirksam gegenüber Pilzen.
Alle Ranunculus-Arten sind giftig (Protoanemonin). Aufgrund ihres beißenden Geschmacks werden sie meist vom Vieh gemieden.
Beim Trocknen der Pflanze wird Protoanemonin in das ungiftige Anemonin übergeführt.
Beim Vieh treten Vergiftungen gewöhnlich nur bei massenhaftem Auftreten des Scharfen Hahnenfußes im Weidegras oder durch Verfütterung von hahnenfußreichem Gras in frischem Zustand auf. Die getrocknete Pflanze (beispielsweise Heu) ist durch die Dimerisation des Protoanemonins praktisch unwirksam und daher auch in großen Mengen für das Vieh unschädlich.

Inhaltsstoffe

Hauptwirkstoffe sind Protoanemonin (auch Anemonol oder Ranunculol. Protoanemonin ist ein Lacton der Hydroxy-penta-2,4-diensäure, welches in unterschiedliche Konzentration als Toxin in allen Hahnenfußgewächsen vorkommt.
Es wandelt sich beim Trocknen in das weniger giftige Anemonin um.

Gift-Hahnenfuß in
Kräuterbuch von Jacobus Theodorus "TABERNAEMONTANUS" anno 1664


Auszug aus "New vollkommenlich Kräuter-Buch : mit schönen und künstlichen Figuren aller Gewächs der Baümen, Stauden und Kräutern...:das erste [-das ander und dritte] Theil darinn viel und mancherley heilsamer Artzeney vor allerley innerlichen und eusserlichen Kranckheiten, beyde der Menschen und des Viehes sampt ihrem nützlichen Gebrauch beschrieben werden.../ durch Iacobum Theodorum Tabernaemontanum... ; das ander und dritte Theil...verbessert durch Hieronymum Bauhinum... ; mit sehr nutzlichen Marginalien, Synonimis, newen Registern und anderm vermehret durch Hieronymum Bauhinum..."

Tabernaemontanus M.DC.LXIV (1664): Das Erste Buch Von Kraeutern Ranunculus

Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999

Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999

Gift-Hahnenfuß Steckbrief

Blütenfarbe: gelb;
Höhe/Länge von 10cm bis 80cm
Blütezeit von Juni bis Oktober
Lebensraum: Gewässer, Feuchtgebiete; im Wasser; Ufer, Dämme;
Blütenstand: Rispe
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: geteilt
Blattrand: gekerbt; gezähnt;
Häufigkeit: zerstreut
Lebensdauer: einjährig;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Bestäubungsart: Fliegenbestäubung;
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; Schlammboden / Schlickboden;
Bodenfeuchte: nass; wechselnass / zeitweise überschwemmt;

Gift-Hahnenfuß Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; Schlammboden / Schlickboden;
Boden Feuchte: nass; wechselnass / zeitweise überschwemmt;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis


Schütze diese Pflanze besonders!

ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Schweiz! Kategorie VU (Verletzlich)


ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Bayern! Kategorie V (Arten der Vorwarnliste)





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