Weißer Fuchsschwanz - Amaranthus albus

Familie: Amarantgewächse - Amaranthaceae


Weißer Fuchsschwanz Info

Amaranthus: gr. a-maraino = ich verwelke nicht, anthos = Blüte (Far­be der Blüten bleibt n. d. Verblühen erhalten); "Fuchs­schwanz"
albus: weiß

Amarant zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Genutzt werden vor allem die Samen der an Hirse erinnernden Körner. Bereits bei den Azteken, Inka (Amaranthus caudatus vorwiegend Kiwicha benannt, diese Bezeichnung wird heute noch in der Andenregion verwendet) und Maya waren die getreideähnlichen Körner neben Quinoa und Mais ein Hauptnahrungsmittel. In fast 9000 Jahre alten Gräbern in Mexiko wurden Samen dieser Pflanzen nachgewiesen.

Erscheinungsbild und Blatt

Der Weiße Fuchsschwanz ist eine sommergrüne, einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 10 bis 70, manchmal bis zu 100 Zentimeter. Es wird eine Pfahlwurzel gebildet. Die oberirdischen Pflanzenteile können kahl oder verkahlend bis klebrig-flaumig behaart sein. Sein meist aufrechter, manchmal aufsteigender bis selten niederliegender, stark verzweigter Stängel ist weitgehend kahl sowie im oberen Bereich mehr oder weniger dicht wollig behaart, mehr oder weniger grün und im getrockneten Zustand weiß. Große Exemplare bilden Steppenläufer.

Die wechselständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel der Stängelblätter ist mit einer Länge von 5 bis 40 mm etwa halb so lang wie die Blattspreite oder etwa so lang wie die jungen seitenständigen Laubblätter. Ihre einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 4 bis 8 Zentimeter sowie einer Breite von 1,5 bis 3 Zentimeter elliptisch bis verkehrt-eiförmig oder länglich-spatelig mit stängelumfassender, schmal-keilförmiger Spreitenbasis und spitzem bis stumfem oder abgerundetem und weißlich bis gelblich begranntem oberen Ende. Der Blattrand ist flach bis mehr oder weniger wellig, glatt und manchmal ist er knorpelig sowie weiß. Die Stängelblätter sind hinfällig und in ihren Blattachseln entwickeln sich neue Laubblätter. Diese seitenständigen Laubblätter besitzen eine 7 bis 20 mm lange sowie 3 bis 10 mm breite Blattspreite. Manchmal sind die überwiegend hellgrünen Laubblätter gelblich oder rötlich getönt.

Blütenstand und Blüte

Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Juli bis Oktober und in Kalifornien von Juni bis Oktober. Der Weiße Fuchsschwanz ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die grünen, wießlich-grünen oder gelblichen Blütenknäuel stehen blattachselständig. Weibliche und männliche Blüten stehen durcheinander im Blütenknäuel. Die unterhalb jeder Blüte jeweils drei Vorblätter sind bei einer Länge von 1,5 bis 4 mm eineinhalb- bis doppelt so lang wie die Blütenhülle und lanzettlich-linealisch bis ahlenförmig mit mehr oder weniger stachelspitzigen, stechenden oberen Ende.

Die unauffälligen, eingeschlechtigen Blüten sind dreizählig und grün. Jede Blüte enthält nur drei grüne bis braune, freie Blütenhüllblätter, die deutlich kürzer als die Vorblätter sind. Männliche Blüten enthalten drei freie, fertile Staubblätter. Weibliche Blüten enthalten drei mehr oder weniger gleiche, bei einer Länge von meist 1 bis 1,5 (0,7 bis 2) mm lanzettlich-längliche bis linealische, oder schmal-eiförmige freie, dünne Blütenhüllblätter mit spitzem oberen Ende und drei haltbare, sitzende, aufrechte, schlanke, papillöse Narben. Der eiförmige, einkammerige, oberständige Fruchtknoten enthält nur eine aufrechte Samenanlage.

Frucht und Samen

Die haltbare, ellipsoid-eiförmige Blütenhülle umhüllt die Frucht und ist während der Fruchtreife grün-weiß bis braun und im unteren Bereich glatt, weiter oben besonders in der Nähe des oberen Endes runzelig-höckerig. Die Frucht ist bei einer Länge von 1,5 bis 2 mm ellipsoid-eiförmig. Die Fruchthülle reißt auf etwa halber Höhe quer mit glatten Rand auf (circumscissil). Jede Frucht enthält nur einen Samen. Die Samen sind bei einer Länge von 0,8 bis 1,1 mm linsenförmig. Die Samenschale ist glänzend rötlich-braun bis schwarz sowie glatt.

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 16; es liegt Diploidie vor, also 2n = 32.

Besonders bei Herbarmaterial kommt es zu Verwechslungen von Amaranthus albus und Amaranthus blitoides. Beide Arten sind leicht durch die Größe und den Glanz ihrer Samen zu unterscheiden.

Ökologie

Der Weiße Fuchsschwanz ist ein Therophyt. Ein Exemplar entwickelt bis zu etwa 100.000 Samen.

Die Blüten protogyn, das bedeutet zuerst sind die weiblichen Blütenorgane bestäubungsfähig und später sind streuen die männlichen Blütenorgane ihren Pollen aus, es kommt jedoch zu Überlappungen. Dies fördert grundsätzlich Fremdbestäubung, doch kommt es bei dieser Art meist zu Selbstbestäubung. Es liegt Selbstkompatibilität vor. Selten erfolgt die Bestäubung durch den Wind.

Meist sind die Samen die Diasporen. Große Exemplare bilden Steppenläufer, auch Steppenroller genannt; im Winter reißt die ganze Pflanze über dem Boden ab und wird vom Wind weiter transportiert, die Samen werden freigegeben und so über weite Gebiete ausgebreitet.

Die windbestäubten Blüten werden nicht von vielen Insekten besucht. Verschiedene Insektenarten fressen die Blätter von Amaranthus-Arten, beispielsweise der Käfer Disonycha triangularis, die Raupen von Pholisora catullus und einiger Nachtfalter-Arten. Die Samen von Amaranthus-Arten werden von einigen Vogel-Arten, hauptsächlich solche, die auf offenen Flächen am Grund nach Futter suchen, besonders im Herbst sowie Winter gefressen.


Standort

Der Weiße Fuchsschwanz gehört meist zur Ruderalvegetation. Er besiedelt in den klimabegünstigten Gegenden Mitteleuropas offene Sandflächen in der Nähe von Ortschaften, er wächst an Wegen, auf Müllplätzen oder auf alten Kompostablagerungen, aber auch auf Bahnschotter. Er soll mit Getreide aus seiner nordamerikanischen Heimat nach Mitteleuropa eingeschleppt worden sein; dafür spricht sein Vorkommen im Umkreis von Verladeeinrichtungen, in Häfen und auf Güterbahnhöfen. 1723 ist er erstmals in der Toskana aufgetreten. In Deutschland ist der Weiße Fuchsschwanz seit 1880 eingebürgert. In Österreich in dieser Neubürger im pannonischen Gebiet mäßig häufig, sonst zerstreut und fehlt in Salzburg. In Nordamerika gedeiht der Weiße Fuchsschwanz auf gestörten Standorten, Brachflächen, Bahndämmen, an Flussufern, sandigen Standorten, Straßenrändern und auf Äckern in Höhenlagen zwischen 0 und 2200 Metern.

In Mitteleuropa gedeiht der Weiße Fuchsschwanz in „einjährigen Ruderalgesellschaften“, Klasse Sisymbrietea officinalis, beispielsweise Kulturpflanzenbestände (ohne Wiesen, Weiden, Forsten), Acker-Beikrautfluren (durch Fruchtfolge oft kurzlebig, sich durchdringend) Verband Violenea arvensis, oder Krautfluren, Säume, Staudenhalden außerhalb der Auen, kurzlebige Ruderalfluren, Salzkrautfluren auf urban-industriellen Sonderstandorten Verband Salsolion, oder Fluss- und Bachauen tieferer Lagen, einjähriger Bewuchs trockenfallender Flussufer Verband Bidentetea tripartiti, er kommt auch im Verband Eragrostion vor. Der Weiße Fuchsschwanz ist Kennart der Klasse Chenopodietea Br.-Bl. 1951.

Der Weiße Fuchsschwanz braucht lockeren, etwas lehmigen oder sandigen, nährstoff- und vor allem nitratreichen Böden, die ziemlich trocken sein sollen und die sich im Sommer stark erwärmen müssen. Zeigerwerte nach Ellenberg sind: Lichtzahl: 8 = Halblicht- bis Volllichtpflanze, Temperaturzahl: 8 = Wärme- bis Extremwärmezeiger, Kontinentalitätszahl: 6 = gemäßigtes Steppenklima zeigend, Feuchtezahl: 2 = Starktrockenheits- bis Trockenheitszeiger, Feuchtewechsel: keinen Wechsel der Feuchte zeigend, Reaktionszahl: indifferent, Stickstoffzahl: 7 = Stickstoffreichtum zeigend, Salzzahl: 1 = salzertragend, aber meist keinen oder geringen Salzgehalt zeigend, Schwermetallresistenz: nicht schwermetallresistent. Zeigerwerte für den Zivilisationseinfluss sind nach Kunick 1974 sowie Frank & Klotz 1988: menschlicher Einfluss (Hemerobie): 6 = polyhemerob = sehr starker menschlichen Einfluss, Bindung an Städte (Urbanität): urbanophil = an Städte gebunden.

Verbreitung/Vorkommen

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Weißen Fuchsschwanzes sind die zentralen USA. Er ist schon seit langer Zeit in weiten Gebieten Nordamerikas sowie in Mexikos eingebürgert. InSüdamerika, Eurasien, Afrika sowie Australien (New South Wales, Victoria sowie South Australia) ist er ein Neophyt.
Habitat

Verwendung in der Küche

Amarant ist ein Pseudogetreide. Es sieht zwar aus wie Getreide und seine Samen werden auch so verwendet, aber es ist kein Getreide. Amarant ist glutenfrei. Dies macht es zu einem vollwertigen und verträglichen Getreideersatz bei der weit verbreiteten Glutenunverträglichkeit (Zöliakie). Zudem ist der hohe Eisengehalt wertvoll bei Eisenmangelanämie und während der Schwangerschaft.

Die Blätter aller Amarantarten werden als Gemüse gegessen. Die Samen des Rispenfuchsschwanzes werden ähnlich wie Getreide verwendet.

Die Nahrungsmittelindustrie verwendet Amarant heute in der Baby- und Kindernahrung, als Zumischung in Brot, Gebäck und Müsli, bei Eierkuchen und Pasta, auch in Wurstwaren sowie im Fast-Food-Bereich bei Riegeln und Snacks. Es gibt auch Versuche zur Herstellung von Getränken auf Basis von Amarant, unter anderem zum Brauen von glutenfreiem Bier.

Amarant entfaltet beim Kochen seinen typisch nussigen Geruch. Der Verzehr kann im Müsli oder zu Grütze gekocht als Beilage erfolgen. Amarantmehl eignet sich nur begrenzt zum Backen. Der Naturkosthandel führt Amarantkörner pur oder als Zutat (auch gepoppt) in Müslimischungen.

Inhaltsstoffe

Amarant hat einen weit höheren Eiweiß- und Mineralstoffgehalt als die weltweit traditionell angebauten Getreidesorten. Die Proteine bestehen aus vielen essenziellen Aminosäuren, der Gehalt an Calcium, Magnesium, Eisen und Zink ist sehr hoch. Kohlenhydrate und Ballaststoffe sind in gleich großen Mengen vorhanden. Bei dem enthaltenen Fett handelt es sich zu ca. 70 % um ungesättigte Fettsäuren. Die Inhaltsstoffe sind nicht nur in großen Mengen enthalten, sondern in einem für die menschliche Ernährung sehr günstigen Verhältnis kombiniert.

Allerdings enthält Amarant bestimmte Gerbstoffe, die die Aufnahme und Verdauung von Vitaminen, Proteinen sowie Spurenelementen hemmen. Für Kleinkinder und Säuglinge ist Amarant deshalb nicht zu empfehlen.

Sonstiges

Die Spanier verboten im 16. Jahrhundert den Anbau von Amarant unter Androhung der Todesstrafe, aufgrund der starken religiösen Bedeutung von Amarant, unter anderem im Rahmen einer kommunionsähnlichen Zeremonie (bei der auch Menschenblut zur Anwendung kam), im Zusammenhang mit einem Fest zu Ehren des Aztekengottes Huitzilopochtli. Diese Maßnahme trug zur allgemein schlechten Versorgungslage bei und ist daher mitverantwortlich für den Tod von Millionen Indios. Nach dem Verbot geriet die Pflanze für Jahrhunderte fast völlig in Vergessenheit.

Weißer Fuchsschwanz Steckbrief

Blütenfarbe: grün, braun oder unscheinbar;
Höhe/Länge von 10cm bis 70cm
Blütezeit von Juni bis Oktober
Lebensraum: gestörte Standorte: Schutt- und Kiesplätze, Wege, Straßenränder, Unkrautfluren, Stadt, Pflasterritzen, u.a.; Meerestrand und -küste, Dünen, Salzwiesen; Staudenfluren, mont. und alp. Hochstaudenfluren;
Blütenstand: Ähre oder Quirl
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: ganzrandig; gewellt;
Häufigkeit: selten
Lebensdauer: einjährig;
Zeigerpflanze: Trockenheitszeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m);
Lichtbedarf: Halbschatten;
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden; steiniger Boden / Kies / Grus;
Bodenfeuchte: trocken;

Weißer Fuchsschwanz Garten / Anbau

Lichtanspruch: Halbschatten;
Boden Beschaffenheit: lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden; steiniger Boden / Kies / Grus;
Boden Feuchte: trocken;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;

Amarant ist weitgehend anspruchslos an den Boden. Er kommt mit relativ wenig Wasser aus. Er verwildert leicht und gilt auch als Zierpflanze.

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Literatur

Bildquellenverzeichnis


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