Spreizende Melde - Atriplex patula

Familie: Gänsefußgewächse - Chenopodiaceae

Kategorie: Alpenpflanze  

Spreizende Melde Info

Atriplex: Name der Melde bei Plinius, gr. a = verstärkendes Prä­fix, triplex = dreifach (Fruchtform); "Melde"
patulus: offen, weit ausgebreitet

Vegetative Merkmale

Die Spreizende Melde ist eine einjährige krautige Pflanze. Der aufrechte, im oberen Teil deutlich gerippte und gestreifte Stängel erreicht eine Länge von (10 bis) 30 bis 100 (bis 150) cm. Er ist stark verzweigt mit langen, waagerecht oder schräg abgespreizten bis bogenartig aufsteigenden Ästen, die dunkelgrün und kahl sind.

Die wechselständig (die untersten auch gegenständig) am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattspreite und Blattstiel gegliedert. Der Blattstiel ist 5 bis 12 mm lang. Die Blätter besitzen eine Länge von 25 bis 120 mm und eine Breite von meist 3 bis 40 (bis zu 75) mm. Die beidseitig grüne Blattspreite der unteren Blätter ist länglich dreieckig-rhombisch, spießförmig oder schwach dreilappig, mit keilförmigem Blattgrund oder mit basalen Spießecken und am Rand gezähnt. Die Blattspreite der oberen, auf der Unterseite manchmal gräulichen Blätter ist lanzettlich und meist ganzrandig.

Blütenstand und Blüte

In unterbrochenen ährigen Blütenständen stehen die Blüten in Knäueln aus vier bis zehn Blüten zusammen. Die Spreizende Melde ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch) oder fast diözisch.

Die männlichen Blüten besitzen vier bis fünf längliche, grüne Blütenhüllblätter (Tepalen) und vier bis fünf Staubblätter. Die weiblichen Blüten werden von zwei grünen, rhombischen Vorblättern umhüllt, Blütenhüllblätter sind nicht vorhanden, sie enthalten nur einen vertikalen Fruchtknoten mit zwei fadenförmigen Narben.

Frucht und Samen

Die vertikale Frucht wird von den krautigen, im unteren Drittel (bis fast zur Mitte) miteinander verwachsenen Vorblättern umhüllt, die sich zur Fruchtreife schwarz verfärben können. Sie sind 2 bis 7 (bis zu 20) mm lang, rhombisch oder rhombisch-dreieckig, an der breitesten Stelle mit nach oben gestreckten Seitenecken und ganzrandig oder gezähnt. Auf ihrer Rückseite tragen sie meist Anhängsel.

Die häutige Fruchtwand umgibt den Samen. Es gibt zwei verschiedene Samenformen (Heterokarpie): Hellbraune, etwas konkave Samen mit einem Durchmesser von 1,8 bis 3 mm, sowie rötlich-schwarze, flache oder konvexe Samen mit einem Durchmesser von nur etwa 1,5 (bis zu 2) mm.

Als Chromosomenzahlen werden 2n = 36 und 2n = 18 angegeben.
Ökologie

Die Spreizende Melde ist eine C3-Pflanze mit normaler Blattanatomie.

Die Blütezeit reicht in Deutschland von Juli bis Oktober, Fruchtreife ist von September bis Oktober. Die Bestäubung erfolgt in der Regel durch den Wind oder durch Selbstbestäubung, selten auch durch Insekten. Die die Frucht umgebenden Vorblätter verlängern sich nach der Blüte und dienen als Flugorgan für die Windausbreitung; daneben erfolgen Schwimmausbreitung und Menschenausbreitung als Ruderalpflanze. Die Pflanze ist ein Wintersteher.

Die Spreizende Melde wird von den Raupen von Schmetterlingen als Nahrung genutzt, beispielsweise von Meldenflureule (Dicestra trifolii) und Meldeneule (Trachea atriplicis), dem Miniersackträger Coleophora vestianella, Gänsefuß-Blütenspanner (Eupithecia sinuosaria), Melden-Blattspanner (Pelurga comitata), dem Bläuling Brephidium exilis, der Federmotte Emmelina monodactyla und der Ziermotten Scythris limbella und Scythris sinensis. Die Nymphen der Meldenwanze Parapiesma quadratum saugen den Pflanzensaft.

Ein Falscher Mehltaupilz, Peronospora minor, lebt parasitisch auf der Spreizenden Melde. Auf lebenden Stängeln können zahlreiche schwarze Flecken durch die Fruchtkörper (Pyknidien) der Schlauchpilze-Anamorphe Stagonospora atriplicis hervorgerufen werden.


Standort

Ihr Lebensraum sind fast überall Ruderalgesellschaften, nur selten wächst die Spreizende Melde auch an Meeresküsten oder in sandigen Steppen.

Verbreitung/Vorkommen

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Spreizenden Melde umfasst ganz Europa, Nordafrika, Westasien und Sibirien bis zum chinesischen Xinjiang. Als eingeführte Art ist sie auch in anderen Teilen von China zu finden. In Nordamerika ist die Spreizende Melde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eingeführt worden und heute dort weit verbreitet. Auch in Südamerika kommt sie eingeschleppt vor.
In Deutschland ist die Spreizende Melde ein Archäophyt oder war eventuell auch ohne Zutun des Menschen bereits einheimisch. Sie besiedelt kurzlebige Unkrautfluren in Äckern und Gärten, an Schuttplätzen oder Wegen, oder wächst an trockenfallenden Flussufern. Dabei bevorzugt sie frische, nährstoffreiche, lockere Ton- und Lehmböden mit neutralem Boden-pH. Von der Ebene dringt sie bis zu einer Höhenlage von 1100 Meter vor. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg nahe dem Hochhäderich bis zu 1250 m Meereshöhe auf. Im System der Pflanzensoziologie ist sie eine Kennart der Klasse Chenopodietea, und eine Differentialart des Verbands Chenopodion rubri.

Spreizende Melde Steckbrief

Blütenfarbe: grün, braun oder unscheinbar;
Höhe/Länge von 30cm bis 80cm
Blütezeit von Juli bis Oktober
Lebensraum: Äcker, Getreidefelder, Brachen; Ebene; Gärten und Parks; gestörte Standorte: Schutt- und Kiesplätze, Wege, Straßenränder, Unkrautfluren, Stadt, Pflasterritzen, u.a.; Meerestrand und -küste, Dünen, Salzwiesen; Mittelgebirge;
Blütenstand: Rispe
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: gezähnt;
Häufigkeit: häufig
Lebensdauer: einjährig;
Zeigerpflanze: Lehmzeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 1300m
Bestäubungsart: Windbestäubung;
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden; Silikatboden; toniger Boden / Tonboden;
PH-Wert Boden: mild; neutral;
Bodenfeuchte: frisch;

Spreizende Melde Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden; Silikatboden; toniger Boden / Tonboden;
Boden PH-Wert: mild; neutral;
Boden Feuchte: frisch;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis


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