Rübe - Beta vulgaris

Familie: Amarantgewächse - Amaranthaceae

Kategorie: Heilpflanze  Futterpflanze  Gemüsepflanze  Salatpflanze  Mischkultur  Salzpflanze  

Rübe Info

Beta: lat. Name des Mangolds; "Mangold", "Runkelrübe", "Zucker­rü­be", "Rote Bete"
vulgaris: allgemein, gewöhnlich

andere Namen: Aengerschen (Schwaben), Angerschen (Schwaben), Beete (Norddeutschland), Bete, Betha, Biese (mittelhochdeutsch), Bietekohl (mittelniederdeutsch), Bieza (althochdeutsch), Bioza (althochdeutsch), Blijt (mittelhochdeutsch), Chrut (St. Gallen), Magold, Manegolt (althochdeutsch), Mänglet (Schweiz bei Toggenburg, mittelhochdeutsch), Mangolt, Manichel (Würzburg), Payscheln (mittelhochdeutsch), Paischol (mittelhochdeutsch), Piesse (mittelhochdeutsch), Piessen (mittelhochdeutsch), Pizenkraut (mittelhochdeutsch), Plateysske (mittelhochdeutsch), Pyessen (mittelhochdeutsch), Rande (Schweiz), Randich (Augsburg), Rangersen (Würzburg), Riepp (Siebenbürgen bei Schäßburg), Rid (Siebenbürgen bei Schäßburg), Rihmesch (Siebenbürgen), Römischkraut (mittelhochdeutsch), Römische Knolle (mittelhochdeutsch), Römisch Köl, Römischkohl (Hunsrück, Darmstadt), Romeskol (mittelniederdeutsch), Romesche Kol (mittelniederdeutsch), Roners (Österreich), Ronersen (Österreich), Rumischelkohl (mittelhochdeutsch), Rummel (Eifel), Runkel, (Thüringen), Steyr (mittelhochdeutsch), Stier (mittelhochdeutsch), Stir (mittelhochdeutsch), Stur (althochdeutsch), Sturbete (althochdeutsch, Speis (Eifel)

Vegetative Merkmale

Die Rübe wächst als ein-, zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 20 bis 120 (selten bis 200) Zentimeter. Die Kulturformen (subsp. vulgaris) sind fast immer zweijährig. Ihre Wurzel kann eine stark verdickte, rundliche oder spindelförmige Rübe von roter, weißer oder gelber Farbe sein, oder sie kann dünn, faserig und verzweigt sein. Der verzweigte Stängel besitzt bei den Wildformen häufig niederliegende, bei Kulturformen stets aufrechte Zweige, die kantig-rillig und grün oder rot gestreift sind.

Die grundständigen Laubblätter besitzen einen langen Blattstiel, der bei einigen Kulturformen kräftig verdickt und weiß, gelb oder rot gefärbt sein kann. Die einfache Blattspreite ist oft leicht fleischig, glänzend, grün bis dunkelrot, und weist hervortretende Blattrippen auf. Der Blattrand ist flach oder leicht gewellt. Die Blattspreite ist länglich-eiförmig oder oval-herzförmig, mit stumpfer Spitze, an der Basis ist sie allmählich in den Blattstiel verschmälert. Die Blattspreite der Grundblätter erreicht bei Wildformen eine Länge von etwa 10 cm, bei Kulturformen 20 bis 30 cm. Die wechselständigen Stängelblätter sind kleiner und rhombisch bis eiförmig-lanzettlich geformt.

Blütenstand und Blüte

Der Blütenstand besteht aus aufrechten oder abstehenden, vom beblätterten Teil deutlich abgesetzten verlängerten Zweigen. Die Blüten sitzen einzeln oder in Knäueln von zwei oder drei (bis acht) in der Achseln kurzer Tragblätter. Die zwittrigen Blüten besitzen eine urnenförmige Blütenhülle aus fünf unten verwachsenen Tepalen. Diese sind bei einer Länge von 3 bis 5 mm und einer Breite von 2 bis 3 mm eiförmig-länglich. Es sind fünf Staubblätter vorhanden. Der halb-unterständige Fruchtknoten trägt zwei bis drei basal verbundene Narben.

Frucht und Samen

Die Kapselfrucht ist eine „Deckelkapsel“. Sie wird von der Blütenhülle umschlossen, deren lederige Zipfel nach innen gebogen sind. Oft besteht die Ausbreitungseinheit (Diaspore) aus mehreren miteinander verwachsenen Früchten. Der linsenförmige Same liegt horizontal eingebettet im Grund der Blütenhülle. Seine Oberfläche ist rotbraun und glatt, sein Durchmesser erreicht etwa 1,5 bis 3 mm. Der ringförmige Embryo umgibt das reichlich vorhandene Nährgewebe.

Die Chromosomenzahl ist 2n = 18. Bei der Unterart subsp. vulgaris kommen auch 27 oder 36 Chromosomen vor.

Biologie

Die Rübe braucht eine kühle Periode unter 10 °C, um zur Blüte zu gelangen (Vernalisation).

Die Entwicklung (Ontogenese) der Blüten beginnt mit einer Blütenstandsanlage in der Achsel eines Tragblattes. Diese bildet eine kurze Achse, die seitlich zwei gegenständige Blütenanlagen jeweils in der Achsel eines Vorblatts trägt und mit einer Blütenanlage endet. In den Blütenanlagen bilden sich von außen nach innen Tepalen, Staubblätter und Fruchtblätter. Da die Tepalen während des Wachstums durch einen Tubus emporgehoben werden, resultiert ein halb-unterständiger Fruchtknoten. Ähnliche Wachstumsprozesse führen zu dem Ring (Diskus) am Grund der Staubblätter. Die Blütenhüllblätter der Endblüte und einer der benachbarten Blüten verwachsen häufig miteinander.

Die Bestäubung der Blüten erfolgt meist durch den Wind (Anemophilie).


Standort

Sie wachsen in vollsonnigen, nährstoffreichen Salzpflanzenfluren der Küsten oder, vor allem im südöstlichen Verbreitungsgebiet, auch an stickstoffreichen Ruderalstellen im Inland.

Verbreitung/Vorkommen

Die Wildformen der Rübe sind von den Küsten Westeuropas und des Mittelmeeres über den Nahen und Mittleren Osten bis nach Indien verbreitet. Eingeführt kommen sie auch auf anderen Kontinenten vor. Sie vertragen keine tiefen Fröste.

Die Kulturformen werden weltweit in Regionen mit geeignetem Klima angebaut. Am besten wachsen die Rüben bildenden Sorten in kühl-gemäßigtem Klima von etwa 15 bis 19 °C. Die Mangold-Sorten können auch in wärmeren Regionen herangezogen werden. Als Abkömmlinge von Küstenpflanzen vertragen die Kulturformen der Rübe salzige Böden und zeitweilige Trockenheit besser als andere Kulturpflanzen. Sie bevorzugen pH-neutrale bis leicht alkalische Böden, die neben den üblichen Pflanzennährstoffen auch Natrium und Bor enthalten sollten.

Verwendung in der Küche

Aus den Wurzeln der Zuckerrübe wird Zucker (Saccharose) gewonnen. Als Gemüse oder Salat werden die Blätter und Blattrippen von Schnitt-Mangold und Stielmangold sowie die Wurzeln (Rüben) der Roten Bete verzehrt.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Bereits die Römer schätzten weiße und rote Kulturformen der Rübe als wertvolle Heilpflanze bei Fieber und Verstopfung. Nach dem Mittelalter galt die Pflanze als Heilmittel für das Blut, das Herz und das Verdauungssystem. Sie wurde als Abführmittel, als Mittel gegen schlechten Atem, bei Husten oder Kopfschmerzen, zur Menstruationsförderung und auch als Aphrodisiakum verwendet.

Traditionell wurde der Pflanzensaft zur Heilung von Geschwüren angewendet. Mit Essig vermischt, sollte der Saft bei Schuppen, Schorf und Haarausfall helfen. Die ganze Pflanze wurde effektiv gegen Katzen-Spulwürmer eingesetzt.

Samen und andere Pflanzenteile der Rübe wurden volksmedizinisch gegen Tumore eingesetzt. Nach neueren Untersuchungen beeinflusst möglicherweise der Gehalt an Betacyanin, Cholin und Betain den Stoffwechsel von Krebszellen. Daher wird Rote Bete zur Vorbeugung gegen Krebs empfohlen.

Durch ihren Gehalt an Mineralstoffen, Betalain und Mikronährstoffen gilt insbesondere die Rote Bete heute als ein gesundes Gemüse mit positiver Wirkung auf das Immunsystem. Ihr hoher Nitratgehalt steigert bei Sportlern nachweisbar das Leistungsvermögen.

Sonstige Verwendung

Futterpflanze

Sowohl die Wurzeln als auch die Blätter der Futterrübe werden als Tierfutter verwendet.

Zierpflanze

Einige rot- oder gelbstielige Mangold-Sorten (Beta vulgaris Cicla-Gruppe) werden gelegentlich als Blattschmuck in Gärten angepflanzt.
Nachwachsender Rohstoff

Zuckerrüben werden zunehmend auch als Nachwachsender Rohstoff zur Gewinnung von Bioethanol und Biogas verwendet.

Sonstiges

Geschichte und Entstehung der Kulturformen

Die ältesten archäologischen Funde von Früchten der Rübe stammen aus einer jungsteinzeitlichen Küstensiedlung im nördlichen Holland. Hinweise für einen Anbau gibt es hier noch nicht, man vermutet eine Nutzung der Blätter der Wildform.

Seit dem Beginn historischer Aufzeichnungen galt die Rübe in Europa, Nordafrika und im Mittleren Osten als geschätzte Nahrungspflanze. Verzehrt wurden damals nur die Blätter und Blattstiele. Die ersten Kulturformen sind wohl im östlichen Mittelmeergebiet und im Mittleren Osten durch menschliche Auslese entstanden. Ein assyrischer Text, der etwa 800 Jahre vor Christus datiert, erwähnt silga (eine frühe Form von Mangold) als eine der Arten, die in den Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon angepflanzt wurden.

Im antiken Griechenland hieß die Pflanze teutlon oder teutlion. Aristoteles beschrieb eine rote Sorte. Theophrast unterschied eine schwarze oder dunkelgrüne Sorte, sowie eine weiße oder hellgrüne Sorte, die nach ihrer Herkunft von der Insel Sizilien sicula genannt wurde. Im Mittleren Osten wurde die Pflanze auch selg, silq, silig, seig oder salk genannt. Dieser Wortstamm findet sich heute noch im wissenschaftlichen Namen von Mangold (Cicla-Gruppe).

Die Römer der Antike nannten die Pflanze beta, auch sie kannten eine weiße und eine schwarze Sorte. Die Römer waren die ersten, die auch die Wurzeln medizinisch und gelegentlich auch als Nahrungsmittel nutzten. Die schwarze Beta-Sorte der Römer ist ein früher Vorläufer unserer heutigen Roten Bete.

Bis zum 16. Jahrhundert dienten jedoch hauptsächlich die Blätter der Rübe als Nahrung. Ihre Wurzeln wurden eher selten verzehrt, denn sie waren damals meist noch lang, hart und dünn. Erst nach dem 16. Jahrhundert wurden fleischigere Rüben in vielen Sorten und Varietäten gezüchtet und somit die Rote Bete als Nahrungspflanze gebräuchlich.

Im Unterschied zur Roten Bete sind Schnitt-Mangold und Stielmangold züchterisch nur wenig verändert worden. Die farbigen Sorten waren bereits seit der Antike bekannt. Im 18. Jahrhundert wurden kompaktere Sorten gezüchtet.

Als Futterpflanze wird Beta vulgaris mindestens seit der Antike verwendet. Bis zum 18. Jahrhundert gab es keine Unterscheidung zwischen Nahrungs- und Futterrüben. Erst ab etwa 1750 wurden aus dem Rheinland spezielle gelbfleischige Sorten, die sich gut über den Winter lagern ließen, als Futterrübe oder Runkelrübe bekannt.

Im 16. Jahrhundert erkannte man, dass aus den fleischigen Rüben von Beta vulgaris ein süßer Sirup gewonnen werden kann. Der Chemiker Andreas Sigismund Marggraf wies 1747 nach, dass die Zuckerkristalle aus den Rüben identisch mit Rohrzucker sind und aus reiner Saccharose bestehen. Nachdem ertragreichere Sorten gezüchtet worden waren, konnte 1801 die Zuckerproduktion aus Rüben beginnen. Heute ist die Zuckerrübe die wichtigste Kulturform dieser Art.

Rübe Steckbrief

Blütenfarbe: grün, braun oder unscheinbar;
Höhe/Länge von 50cm bis 1,5m
Blütezeit von Juli bis September
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: gesägt; gewellt;
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude); zweijährig;
Adenolin-Entoxin® NN
Prostata-Entoxin® NFella-Entoxin®Spasmo-Entoxin®

Literatur

Bildquellenverzeichnis


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