Heil-Ziest - Betonica officinalis
Kategorie: Heilpflanze Alpenpflanze
Heil-Ziest Info
Betonica: Abl. unklar; "Ziest"officinalis: arzneilich, gebräuchlich
andere Namen: Echte Betonie, Flohblume, Pfaffenblume, Zahnkraut, Zehrkraut
Die Echte Betonie (Betonica officinalis), auch Heil-Ziest, Flohblume, Pfaffenblume, Zahnkraut oder Zehrkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Betonien (Betonica) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Der Heil-Ziest ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 30 und 80 Zentimetern erreicht. Der Stängel ist aufrecht und fast kahl oder trägt bis zu 1,5 mm lange Haare. Dieser Hemikryptophyt bildet ein unterirdisches, knotiges Rhizom als Überdauerungsorgan aus. Die schmalovalen Laubblätter sind gestielt (die unteren bis zu 15 cm lang) und am Grund herzförmig mit beidseitig verstreuten Haaren.
Diese Art blüht von Juni bis September in quirlartigen Teilblütenständen aus jeweils etwa zehn Blüten, die zu Scheinähren vereinigt sind. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph. Die Kelchblätter sind 5 bis 7 mm lang und behaart. Die Kronblätter sind 8 bis 15 mm lang und rot bis dunkelrosa, selten weiß.
Der Heil-Ziest ist ein Hemikryptophyt mit knotigem Rhizom. Die Blüten sind nektarführende, vormännliche Lippenblumen; sie werden durch Apoidae (besonders Hummeln), Schmetterlinge und Schwebfliegen bestäubt; gegen Ende der Blütezeit ist auch spontane Selbstbestäubung möglich. Samenausbreitung als Windstreuer (auch Tierstreuer).
Die Echte Betonie ist eine sehr variable Art (Sammelart), von der zahlreiche infraspezifische Taxa beschrieben wurden.
Vegetative Merkmale
Die Echte Betonie ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von zumeist 30 bis 80 (20 bis 120) cm. Als Hemikryptophyt bildet sie ein unterirdisches, knotiges Rhizom als Überdauerungsorgan aus. Der Stängel ist aufrecht, charakteristisch stumpf vierkantig und fast kahl oder trägt bis zu 1,5 mm lange, anliegende Haare (Indument). Ein Teil der Laubblätter stehen in einer grundständigen Rosette; sie besitzen 4 bis 12 cm lange Blattstiele. Zwei bis drei Paare der Laubblätter sind kurz gestielt bis sitzend und kreuzgegenständig am Stängel angeordnet. Die einfachen Blattspreiten sind schmal eiförmig bis oval, gestielt (die unteren bis zu 15 cm lang) und am Grund herzförmig. Sie besitzen eine deutliche Zähnung, Netznervatur und eine vorwiegend unterseitige Behaarung.
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Spross
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Herzförmiges Blatt am Grund
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Vierkantiger Stängel mit kurz gestielten und kreuzgegenständig angeordneten Laubblättern
Echte Betonie (Betonica officinalis)
Weißblühende Betonie
Generative Merkmale
Der Blütenstand ist aus zu locker stehenden Scheinähren zusammengesetzten Scheinquirlen besteht aus jeweils etwa zehn Blüten. Es sind fünf bis zehn sitzende, laubblattähnliche Tragblätter vorhanden.
Rotblühende Betonie
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind 5 bis 7 mm lang, behaart und in ihrem oberen Teil oft violett und besitzen unbedeutend hervorgehobene Nerven. Der glockige, fünfzähnige Kelch ist zweilippig mit gezähnter ober- und Unterlippe. Die Unterlippe der Blumenkrone besitzt einen großen zweilappigen Zipfel und zwei kleine zahnförmige, oft fehlende Seitenzipfel. Die Oberlippe ist deutlich helmförmig, zur Spitze hin flacher werdend gewölbt. Die Kelchblattröhre ist etwa 5 mm lang. Die fünf Kronblätter sind 8 bis 15 mm lang und rosafarben, violett, rot bis dunkelrosa, selten weiß.
Die äußeren violett-braunen Staubblätter sind anfänglich parallel angeordnet und drehen sich spätestens zum Ende der Anthese nach außen. Durch diese Eigenschaft unterscheidet sich die Betonie von dem meisten Lippenblütlern, teilt diesen Merkmal aber mit Arten der Gattung Ziest. Der zweiblättrige Fruchtknoten trägt an jedem Fruchtblatt nur zwei Samenanlagen und zerfällt zu vier glatten, braunen und über 3 mm langen Teilfrüchten, die als Klausen bezeichnet werden.
Die Blütezeit reicht von Juni bis September.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.
Standort
Die Betonie nimmt auf ihren Standorten eine breite ökologische Amplitude ein. Zerstreut kommt sie in Moorwiesen, mageren Bergwiesen und Heidegesellschaften vor. Sie bevorzugt feuchte, basenreiche oft kalkarme Böden an etwas wärmeren Standorten. Sie kommt außerdem in verschiedenartigen Waldtypen, Strauchgesellschaften und unterschiedlichen Degradationsstadien von Laubwäldern vor.Man findet den Heil-Ziest zerstreut in Moorwiesen, mageren Bergwiesen und Heidegesellschaften, auch in Laub-Mischwäldern. Er bevorzugt feuchte, basenreiche oft kalkarme Böden an etwas wärmeren Standorten. Im Nordwesten selten oder fehlend.
Nach Ellenberg ist er eine Halblichtpflanze, intermediär-kontinental verbreitet, auf stickstoffarmen Standorten wachsend und eine Verbandscharakterart der Pfeifengras-Streuwiesen (Molinion).
Verbreitung/Vorkommen
Der Verwandtschaftskreis um die Echte Betonie (unter anderem Betonica alopecuros) entfaltet sich größtenteils in der höheren montanen Stufe der submeridionalen Gebirge vom westlichen Mittelmeergebiet bis zum Tienschan (Betonica betoniciflora) mit einem Zentrum im Kaukasus (Betonica longifolia, Betonica nivea).Die in verschiedene Rassen aufgegliederte Art Betonica officinalis besiedelt dabei als einzige ein ausgedehntes Areal in der Gemäßigten Zone, das vom Atlantik bis zum Ural reicht (noch in der Cyrenaika in Nordafrika). Einen Vorkommensschwerpunkt findet sie in lockeren Gehölzen und Halbtrockenrasen zusammen mit zahlreichen anderen lichtliebenden Pflanzen. Die Arealdiagnose lautet dabei: (meridional/montan) – submediterran/(montan) - temperat (ozeanisch) in Europa und Westsibirien.
In Europa reicht das geschlossene Verbreitungsgebiet bis 58° nördlicher Breite, weiter nördlich finden sich nur vereinzelte, unbeständige Vorkommen. Im Nordwesten ist sie dabei selten oder fehlt.
In den Südostdinarischen Hochgebirgen des Durmitor- und Prokletije-Gebirges fand Radomir Lakuši? den Heilziest als Charakterart der Gesellschaft Stachydi Festucetum pseudoxanthinae, aus dem Verband Festucion albanicae der verbreitetsten südostdinarischen alpinen Pflanzenordnung Crepidetalia dinaricae die zur temperat westeurasisch verbreiteten pflanzensoziologischen Vegetationsklasse alpiner und subalpiner Blauried- und Nacktried-Kalkmagerrasen (Elyno-Seslerietea) gehört.
Weiterhin tritt sie in Südosteuropa in xerothermen Orient-Hainbuchenwäldern an der ostadriatischen Mittelmeerküste auf, die oft zu Gebüschen degradiert sind.
In montanen Kulturwiesen der Balkanhalbinsel ist sie in mäßig feuchten, nährstoffreichen Fettwiesen der Niederungen (Arrhenatherion), wie in Trocken- und Halbtrockenrasen der Balkaneichen-Zone verbreitet. Die letztgenannten Standorte der ostbalkanischen xerophilen Trockenrasen im pflanzensoziologischen Verband Chrysopogoni-Danthonion sind schon durch zahlreiche Steppenelemente gekennzeichnet. In Griechenland, Südbulgarien und Serbien ist die Betonie als stetiges Element der weitverbreiteten Balkaneichen-Zerreichenwälder zu betrachten. Auch im Tataren-Ahorn-Flaumeichen Steppenwald der Donauniederung Ungarns, Bessarabiens und Bulgariens ist die Echte Betonie häufig. Stetig ist sie zudem in wärmeliebenden Kiefernwäldern auf Serpentinit und Dolomit in Westserbien.
Im feuchteren Gebirgsklima findet sich die Betonie in mitteleuropäischen Magerrasen der pflanzensoziologischen Assoziation Bromo-Plantaginetum auf basenreichen Substraten ein.
Nach Ellenberg ist er eine Halblichtpflanze, intermediär-kontinental verbreitet, auf stickstoffarmen Standorten wachsend und in Mitteleuropa wie im nördlichen Südosteuropa eine Verbandscharakterart der Pfeifengras-Streuwiesen (Molinion).
Inhaltsstoffe
Betonica officinalis enthält Polyphenole wie Bitter- und Gerbstoffe, sowie vor allem Stachydrin, Betonicin, Turicin, Cholin und andere Alkaloide aus der Familie der Betaine. Der Gehalt an ätherischen Ölen ist gering. Diesem geringen Gehalt an ätherischen Ölen wird daher keine pharmakologische Wirkung zugesprochen. Im Bezug des aktuellen pharmazeutischen Kenntnisstandes zur Art ist die Bewertung der Inhaltsstoffe und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper ausschlaggebend.Die Gesamtheit der pharmazeutisch relevanten Pflanzeninhaltsstoffe sind dabei:
0,5 % Betaine mit viel Betonicin und weniger Stacydrin und Turcin
0,5 % Kaffeesäure, daneben Chlorogen- und Rosmarinsäure
Phenylpropanderivate: 4-Kaffeoylchinasäure (Kryptochlorogensäure), Neochlorogensäure, 1-Kaffeoylchinasäure (Pseudochlorogensäure)
Harpagid
Flavonoide
Gerbstoffe
Bitterstoffe
Cholin
Ätherisches Öl, in Spuren
Flavinglykosid
Glykoside
Verwendung in der Pflanzenheilkunde
Der Heil-Ziest wirkt nach Hildegard von Bingen als Heilkraut gegen „schlechte Träume“ und Monatsbeschwerden. Extrakte werden/wurden als Mundspülung bei Schleimhautentzündungen im Mund und Rachenraum eingesetzt.Sonstiges
Betonica officinalis wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.Betonica officinalis gehört aktuell zur Gattung Betonien (Betonica) und wurde von manchen Autoren der Gattung der Zieste (Stachys) zugeordnet.
Als Sammelart mit zahlreichen Unterarten und infraspezifischen Taxa mit stark differenzierten morphologischen Merkmalen, war die genaue Beschreibung der Echten Betonie eine taxonomisch schwierige Angelegenheit. In einer Revision der europäischen Arten der Gattung Betonica durch Marianne Jeker bei Elias Landolt am Geobotanischen Institut, Stiftung Rübel, der Universität Zürich wurde im Jahre 1993 die Artengruppe der Echten Betonie an Vergleichsmaterial aus ganz Europa durch multi- und univariate statistische Analysen charakteristischer Merkmale (insbesondere Kelch und Kelchzähne, vegetative Organe, Behaarung, Form, Charakteristik und Größe der Oberlippe der Blumenkrone, Länge der Blütenröhre, sowie Phänologie) in die Arten Betonica officinalis s.str., Betonica haussknechtii, Betonica serotina und Betonica stricta aufgeteilt. Diese bilden mit Betonica alopecuros s.l., Betonica scardica, Betonica hirsuta und Betonica grandiflora einen engen Verwandtschaftskreis, der sich auch durch Kreuzungsversuche bestätigen ließ. Auf phytochemischer Ebene zeigte sich die Gattung uniform, was von Jeker im Jahre 1993 auf eine erst kürzlich staatgefundene Radiation der Sippe zurückgeführt wird. Nach Untersuchungsergebnissen aus dem Jahre 1989 unterscheidet sich die Gattung Betonica phytochemisch dagegen deutlich von Stachys, was deren Ausgliederung daraus weiter bestätigt hat.
Sie gliedert sich in folgende Unterarten, die teilweise unter dem Gattungsnamen Betonica noch keinen gültigen Namen auf Unterartebene besitzen:
Betonica officinalis var. algeriensis (de Noé) Ball (Syn.: Stachys officinalis subsp. algeriensis (de Noé) Franco), ist auf der Iberischen Halbinsel und in Nordwestafrika verbreitet.
Betonica officinalis subsp. haussknechtii Nyman (Syn.: Betonica haussknechtii (Nyman) Uechter ex Hausskn., Stachys officinalis subsp. haussknechtii (Nyman) Greuter & Burdet), kommt als weißblühende Unterart in Mittelgriechenland, Südost-Bulgarien und in der Türkei vor.
Betonica officinalis L. subsp. officinalis (Syn.: Stachys officinalis (L.) Trev., Stachys betonica Benth., Stachys bulgarica (Degen & Nejceff) Hayek, Betonica glabriflora Borbás, Betonica peraucta Klokov, Betonica brachyodonta Klokov, Betonica fusca Klokov), kommt in Europa bis zum Kaukasus vor.
Betonica officinalis L. subsp. peredae (M.Laínz) Carlón, M.Laínz, Moreno Mor., Rodr.Berd. & Ó.Sánchez (Syn.: Stachys officinalis (L.) Trevis. subsp. peredae M.Laínz): Diese erst 2014 hierher gestellte Unterart kommt in Spanien vor.
Späte Betonie (Betonica officinalis var. serotina (Host) Nyman; Syn.: Stachys officinalis subsp. serotina (Host) Hayek, Betonica serotina Host), ist in Italien und im Nordwesten der Balkanhalbinsel verbreitet. Hat rosafarbene Blüten mit deutlich schmäleren Blattsegmenten.
Stachys officinalis subsp. skipetarum Jáv., ist ein Endemit Albaniens.
Betonica officinalis subsp. velebitica (A.Kern.) Nyman (Syn.: Stachys officinalis subsp. velebitica (A.Kern.) Hayek, Betonica velebitica A.Kern.), kommt nur im Nordwesten der Balkanhalbinsel vor.
Neuere Untersuchungen mit molekulargenetischen Untersuchungsmethoden werden in diesem Artikel nicht berücksichtigt.
Heil-Ziest Steckbrief
Blütenfarbe: rot, rosa oder purpurn; weiß;Höhe/Länge von 30cm bis 80cm
Blütezeit von Juni bis September
Lebensraum: Gebirge; Gewässer, Feuchtgebiete; Halbmagerrasen; Heide; Magerrasen; Magerwiesen; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen; wärmeliebend;
Blütenstand: Ähre oder Quirl
Blattstellung: mittlere Stängelblätter gegenständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: gekerbt; gesägt;
Trockenfrüchte: Nuß
Häufigkeit: zerstreut
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Zeigerpflanze: Magerkeitszeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 900m
Bestäubungsart: Insektenbestäubung; Selbstbestäubung;
Lichtbedarf: Halbschatten; Licht;
Nährstoffbedarf: basenreich;
Bodenart: kalkarmer / kalkfreier Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; toniger Boden / Tonboden; torfiger Boden / Torfboden;
PH-Wert Boden: mäßig sauer; neutral;
Bodenfeuchte: feucht; wechseltrocken;
Heil-Ziest im Web
Heil-Ziest Garten / Anbau
Lichtanspruch: Halbschatten; Licht;Boden Beschaffenheit: kalkarmer / kalkfreier Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; toniger Boden / Tonboden; torfiger Boden / Torfboden;
Boden PH-Wert: mäßig sauer; neutral;
Boden Feuchte: feucht; wechseltrocken;
Boden Nährstoffgehalt: basenreich;
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