Echte Feige - Ficus carica

Familie: Maulbeergewächse - Moraceae

Kategorie: Heilpflanze  Obstpflanze  

Echte Feige Info

Die Echte Feige (Ficus carica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Feigen (Ficus). Sie zählt zu den ältesten domestizierten Nutzpflanzen und wird vor allem im gesamten Mittelmeerraum angebaut. Sie hat wie alle Feigen eine komplexe Bestäubungsökologie.

Vegetative Merkmale

Herbstblätter der Sorte Sultane.
Steckling der Sorte Ronde de Bordeaux mit dem für die Sorte typischen Laub mit sehr schmalen, glattrandigen "Fingern".

Die Feige wächst als sommergrüner und laubwerfender Strauch oder kleiner Baum mit Wuchshöhen von drei bis zu zehn Metern. In Deutschland werden Feigenbäume kaum über 5 oder 6 Meter hoch. Größe und Wuchsform sind stark von der jeweiligen Feigensorte abhängig. Die Krone ist bei alten Individuen meist sehr breit und ausladend, jedoch unregelmäßig und niedrig. Der Stamm ist oft knorrig, gedreht oder gebogen. Die meist reiche Verzweigung beginnt schon in geringer Höhe. Die Zweige sind relativ dick und gerade. Die gräulich-braune Borke besitzt deutlich erkennbare Lentizellen. Die Rinde ist glatt und hellgrau. Die ganze Pflanze führt Milchsaft, der in Zusammenhang mit Sonnenlicht nach Berührung zu einer Photodermatitis führen kann, die sich durch Entzündung der Haut und Bläschenbildung äußert.

Die Laubblätter sind wechselständig an den Zweigen angeordnet. Der kräftige Blattstiel ist zwei bis acht Zentimeter lang. Die Blattform ist stark von der jeweiligen Feigensorte abhängig, was sie zu einem wichtigen Faktor bei der Sortenbestimmung macht. Die feste, steife und fast ledrige Blattspreite ist bei einer Länge und Breite von 10 bis 20 Zentimeter breit-eiförmig und drei- bis siebenlappig, wobei die Blattlappen ei- bis fingerförmig sind und die Spreitenbasis mehr oder weniger herzförmig ist. Der Blattrand ist meist unregelmäßig gezähnt. Die dunkelgrüne Blattoberseite ist bei manchen Sorten rauhaarig. Die hellere Blattunterseite ist mehr oder minder dicht mit kleinen Zystolithen und kurzen, flaumigen Haaren bedeckt. Es sind zwei bis vier Basalnerven und fünf bis sieben Seitennerven auf jeder Seite des Mittelnervs vorhanden. Die Nebenblätter sind manchmal rötlich und bei einer Länge von etwa 1 cm eiförmig-lanzettlich.

Blütenstand und Blüten

Die achselständig und einzeln stehenden Blütenstände sind bei einem Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern birnen- beziehungsweise flaschenförmig. Die Blütenstände sind grün und unauffällig und sehen aus wie kleine unreife Feigen. Sie entstehen, indem die Blütenstandsachse krugförmig nach oben wächst und mehrere hundert Einzelblüten dabei nach innen verlagert werden. An der Spitze des Blütenstandes bleibt eine enge, konkave Öffnung (Ostiolum) frei, die durch schuppenartige, eiförmige Hochblätter fast völlig geschlossen ist.

Kulturfeigen sind gynodiözisch, aber funktionell diözisch (zweihäusig getrenntgeschlechtig), d. h., es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Es kommen bei den männlichen Pflanzen in gemischten Blütenständen sterile weibliche und männliche Blüten (zwittrig, aber funktionell männlich), bei den weiblichen Pflanzen (nur fertil weibliche) Blüten in unisexuellen Blütenständen jeweils in drei Generationen im Jahr vor. Bei den männlichen Pflanzen sind drei Formen in den verschiedenen Generationen möglich (Vorfeigen: Profichi, Sommerfeigen: Fichi, Mammoni, Nachfeigen: Mamme).

Die männlichen Blüten besitzen vier oder fünf Kelchzähne und meist drei, selten ein, vier oder fünf Staubblätter. Bei den weiblichen Blüten gibt es wieder zwei Formen: Die sogenannte „Gallblüte“ mit kurzem Griffel, sie ist steril. Die fertile weibliche Blüte besitzt vier oder fünf Kelchzähne, einen eiförmigen, glatten Fruchtknoten sowie seitlich einen langen Griffel, der in zwei linealen Griffelästen endet. Die zwei unterschiedlichen weiblichen Blüten unterscheiden sich nur durch die Griffellänge und die Narbenform. Diese drei Blütenformen sind auf zwei Formen der Kulturfeige verteilt, die klassisch als Varietäten eingestuft werden (siehe jedoch unten):

Die Haus- oder Ess-Feige (Ficus carica var. domestica), die essbare Früchte liefert, besitzt nur langgrifflige fertile weibliche Blüten. Da ihr die männlichen Blüten fehlen, kann sie sich also alleine nicht vermehren. Sie ist funktionell die weibliche Pflanze.

Die Bocks-, Capri-, Holz- oder Ziegenfeige (Ficus carica var. caprificus), auch Caprifig, enthält kurzgrifflige sterile weibliche „Gallenblüten“ und männliche Blüten. Letztere stehen in der Nähe des Ostiolums (Öffnung). Die Bocks-Feige ist funktionell die männliche Pflanze.

Früchte und Samen


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Standort

Der Feigenbaum stellt geringe Ansprüche an den Boden; dieser sollte für einen ertragreichen, erwerbsmäßigen Anbau jedoch einigermaßen tiefgründig sein, allerdings gedeihen Feigen auch in Mauerresten und in felsigen Regionen. Der Baum gedeiht auch in sehr niederschlagsarmen Gebieten, gegen Staunässe und übermäßige Feuchte besonders zur Fruchtreife ist er allerdings empfindlich. Er gilt als relativ salzverträglich. Der Feigenbaum braucht warme Sommer und milde Winter. In laublosem Zustand ist er zwar einigermaßen frostresistent, aber er ist sehr empfindlich gegen Kahlfrost- und Spätfröste, sobald der Knospenaufbruch begonnen hat.

Verbreitung/Vorkommen

Die Heimat und die Wildform der Echten Feige sind nicht bekannt. Die Heimat wird in Südwestasien (am Kaspischen Meer, Pontisches Gebirge) vermutet, jedoch wird die Art seit der Antike im gesamten Mittelmeerraum kultiviert, wo sie auch vielfach verwildert ist. Genetische Untersuchungen mittels RFLP-Analyse der mitochondrialen DNA lassen jedoch vermuten, dass die Echte Feige im gesamten Mittelmeergebiet heimisch ist.

In wintermilden Regionen kann sie auch weitab ihrer Heimat gedeihen; so gibt es Exemplare etwa auf den dänischen Ostseeinseln und in Südengland.

Nördlich der Alpen, beispielsweise in den Schweizer Gemeinden Sisikon, Weggis oder Gersau, können Feigenbäume in Gegenden mit Weinbauklima an gut geschützten Stellen, wie etwa an Hauswänden und in hellen Innenhöfen, gedeihen und fruchten. Vielerorts sind Feigen in Mitteleuropa auch frosthart bis zu minus 15 Grad Celsius, wenn der Standort geeignet ist, und die Pflanze ein gewisses Alter erreicht hat. In Deutschland gedeiht die Echte Feige im Weinanbaugebiet Pfalz an der Deutschen Weinstraße, ferner an der Bergstraße, entlang des Main, im Breisgau (Oberrheingraben) sowie am Niederrhein (Rheinaue) und im Ruhrgebiet. Auch im Dresdner Elbtal und auf Helgoland ist sie vertreten. In diesen Breiten bilden Feigen aber meist nur einmal reife Scheinfrüchte, die sogenannten „Brebas“, die meist zu beginn des Hochsommers reifen, die Herbstfrüchte gelangen fast nie zur Reife.

Der Feigenbaum stellt geringe Ansprüche an den Boden; dieser sollte für einen ertragreichen, erwerbsmäßigen Anbau jedoch einigermaßen tiefgründig sein, allerdings gedeihen Feigen auch in Mauerresten und in felsigen Regionen. Der Baum gedeiht auch in sehr niederschlagsarmen Gebieten, gegen Staunässe und übermäßige Feuchte besonders zur Fruchtreife ist er allerdings empfindlich. Er gilt als relativ salzverträglich. Der Feigenbaum braucht warme Sommer und milde Winter. In laublosem Zustand ist er zwar einigermaßen frostresistent, aber er ist sehr empfindlich gegen Kahlfrost- und Spätfröste, sobald der Knospenaufbruch begonnen hat.

Heimat

Mittelmeerraum

Inhaltsstoffe

Neben 80 % Wasser enthalten die reifen Früchte etwa 1,3 % Protein, 0,5 % Fett, 12,9 % Kohlenhydrate, etwa 4,5 % Ballaststoffe und 0,7 % Mineralstoffe, besonders Kalzium, Phosphor und Eisen. Daneben ist die Frucht auch reich an Vitamin B1.

Sonstiges

Bestäubung

Die Blütenökologie ist bei der Echten Feige noch komplizierter als bei der Gattung Feigen generell, da hier nicht nur Feige und Feigenwespen interagieren, sondern zusätzlich zwei Feigenvarietäten zusammenspielen müssen. Wie bei allen Feigen werden die Blüten durch eine zwei bis drei Millimeter große Feigenwespenart, hier die Feigengallwespe (Blastophaga psenes), bestäubt. Allerdings ist dies bei der Bocks-Feige noch komplizierter, da diese drei Generationen von Blütenständen entwickelt (Vor-, Sommer- und Nachfeigen).

Die Feigengallwespen entwickeln sich in den kurzgriffligen sterilen weiblichen Blüten (Gallblüten) der Bocks-Feige. Die Imagines schlüpfen in den reifenden Blütenständen. Die nicht flugfähigen, fast blinden Männchen begatten die Weibchen noch innerhalb der Feige. Vor dem Verlassen der Feige durch das Ostiolum sammeln die Weibchen an den männlichen Blüten, falls vorhanden, den Pollen. Die befruchteten und teilweise pollenbeladenen Weibchen suchen dann blühende Feigen. Es gibt nun zwei Möglichkeiten:

Das Weibchen findet eine Bocks-Feige. Nach dem Eindringen in den Blütenstand bohrt es mit seinem Legestachel Löcher in die Fruchtknoten der kurzgriffligen sterilen Gallblüten, legt die Eier ab und sorgt so für eigene Nachkommen.
Das Weibchen findet eine Ess-Feige und bestäubt, wenn es pollenbeladen ist, die langgriffligen fertilen weiblichen Blüten. Da deren Griffel jedoch länger sind als der Legestachel, kann es hier keine Eier ablegen. Ein Teil der Wespen geht hierbei zugrunde, die anderen suchen wieder Bocks-Feigen, um dort die Eier abzulegen.

In den Bocks-Feigen entwickelt sich die nächste Wespengeneration, bei den Ess-Feigen entwickeln sich, wenn sie bestäubt wurden, die essbaren Früchte mit den Samen.

Um in Feigenkulturen die Bestäubung sicherzustellen, werden blühende Bocks-Feigenzweige in die Ess-Feigenbäume gehängt („Caprifikation“).

Drei Blüten pro Jahr

Beide Varietäten der Kultur-Feige bringen jährlich drei Generationen an Blütenständen hervor: Februar/März, Mai/Juni, August/September. Bei der Bocks-Feige sind sie jeweils verschieden angelegt auf der gleichen Pflanze als Vorfeigen, Sommerfeigen und Nachfeigen. Nur die Vorfeigen enthalten viel Pollen, die Sommerfeigen wenig und die Nachfeigen gar keinen, weil bei den Sommer- und Nachfeigen die männlichen Blüten mehr oder weniger degeneriert sind.

Die Larven der Wespen, die sich in den Nachfeigen entwickeln und überwintern, schlüpfen dort im März/April, und die Männchen begatten dann die Weibchen noch in der Feige. Die Männchen sterben danach, die Weibchen fliegen aus und dringen in die 1. Generation (Vorfeigen) der Bocks- und Ess-Feigen ein, bestäuben diese aber nicht, da die Nachfeigen, aus denen die Weibchen kommen, keine männlichen Blüten enthalten. Daher fällt die 1. Generation der Essfeigen meist vor der Reife ab. In den Bocks-Feigen der gleichen Generation stechen die Weibchen die Gallblüten an und legen ihre Eier ab.

Die 2. Generation der Wespen verlässt nach der Begattung die Vorfeigen: die Wespen sind dann mit dem Pollen der dort vorhandenen männlichen Blüten beladen, den sie nun auf den Narben der 2. Generation der Ess-Feigen abladen. Da die Griffel der ausschließlich langgriffligen fertilen weiblichen Blüten der Ess-Feigen länger sind als der Legestachel der Wespen, unterbleibt bei ihnen eine Eiablage. Diese erfolgt wiederum in den Sommerfeigen der Bocks-Feigen, wo die 3. Generation der Wespen dann heranwächst. Diese Wespen fliegen dann zu der 3. Generation der Ess-Feigen, können diese aber mangels Pollen nicht bestäuben, und zu den Bocks-Feigen (Nachfeigen), stechen die Gallblüten an und legen Eier, woraus sich wieder die Larven entwickeln. Diese überwintern, um dann wieder im Frühjahr zu schlüpfen und den Kreis schließen.

Es kann manchmal vorkommen, dass die männlichen Blüten in den Vorfeigen der Bocks-Feigen mit ihren pollenbeladenen Antheren das Ostiulum versperren, so dass die Wespen gar nicht ausfliegen können.

Es entwickeln sich also nur die Ess-Feigen der 2. Generation durch die Caprifikation zu Früchten, weil bei der 1. und 3. Generation ja kein Pollen zur Befruchtung vorhanden ist.

Jungfernfrüchtige (parthenokarpe) Feigensorten bilden ihre Früchte auch ohne Bestäubung aus und ermöglichen es, dass nur Einzelbäume angepflanzt werden müssen. Je nach den Voraussetzungen für die Fruchtbildung unterscheidet man drei Gruppen von Feigensorten:

1 „Smyrna-Typ“ (smirniaca): Nur nach Befruchtung durch die Feigengallwespe reifen die Feigen. Zu dieser Gruppe gehören die wichtigen Sorten Sari Lob (Smyrna, Calimyrna), Kassaba und Bardacik.
2 „Adriatischer Typ“ (hortensis): Die Früchte entwickeln sich parthenokarp. Von diesem Feigentyp gibt es zwei Untertypen: erstens die „Hausfeige“, auch „Bifera“ genannt, die zwei Feigengenerationen aubildet, zuerst im Sommer Blühfeigen (Brebas), dann in Herbst jungfernfrüchtige Feigen, und zweitens die „Herbstfeige“, auch „Unifera“ genannt, die nur Jungfernfrüchte trägt. In Mitteleuropa werden fast nur Feigen von diesem Typ angebaut, da die Feigengallwespe zur Bestäubung in Mitteleuropa fehlt. Zu ersterem Typ zählen die Sorten Madeleine des deux Saisons und Brown Turkey, zu letzterem die Sorten Martinsfeige und Lussheim. Zum adriatischen Typ gehören auch Dottato und Trojano aus Italien, Fraga aus Spanien, Adriatic und Black Mission aus Kalifornien.
3 „San-Pedro-Typ“ (intermedia): Er nimmt eine Zwischenstellung ein, da die erste Fruchtgeneration, die Blühfeigen, ohne, die zweite jedoch nur mit Bestäubung Früchte bildet. Die hierzu zählenden Sorten sind kommerziell wenig bedeutend. In Nordamerika gehört beispielsweise die Sorte Desert King zu diesem Typus.

Echte Feige Steckbrief

Blütenfarbe: grün, braun oder unscheinbar;
Höhe/Länge von 3m bis 10m
Blütezeit von Februar bis September
Lebensraum: Gärten und Parks; gestörte Standorte: Schutt- und Kiesplätze, Wege, Straßenränder, Unkrautfluren, Stadt, Pflasterritzen, u.a.; Mauern, Felsen, Felsspalten; Steinrasen, Steinschuttfluren; wärmeliebend;
Blütenstand: Endständige Einzelblüte
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: geteilt
Blattrand: ganzrandig;
Häufigkeit: zerstreut
Lebensdauer: Holzgewächs;
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: kalkarmer / kalkfreier Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; salzertragend; sandiger Boden / Sandboden; steiniger Boden / Kies / Grus; toniger Boden / Tonboden;
Bodenfeuchte: frisch; mäßig feucht; mäßig trocken;

Echte Feige Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: kalkarmer / kalkfreier Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; salzertragend; sandiger Boden / Sandboden; steiniger Boden / Kies / Grus; toniger Boden / Tonboden;
Boden Feuchte: frisch; mäßig feucht; mäßig trocken;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis





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