Echtes Mädesüß - Filipendula ulmaria

Familie: Rosengewächse - Rosaceae

Kategorie: Heilpflanze  Gewürzpflanze  Giftpflanze  Duftpflanze  Teepflanze  Wildgemüse  Bienenblume  Staude  Alpenpflanze  Hummelblume  besondere Pflanzen  

Echtes Mädesüß Info

Filipendula: lat. filum = Faden, pendulus = hängend (die Wur­zel­knol­len hän­gen an fei­nen Wurzeln); "Mädesüß"
ulmaria: ulmenartig (Blätter)

andere Namen: Bacholde, Federbusch, Spierstrauch, Wiesengeißbart, Johanniswedel, Wiesenkönigin, Wiesenspierstaude, Wilder Hirsch, Wurmkraut, Ziegenbart, Sunnawendfäden

Medizingeschichtlich ist Mädesüß interessant, da lange Zeit aus ihren Blütenknospen reine Salicylsäure gewonnen wurde, ein endzündungshemmender Wirkstoff, der in etwas abgewandelter Form als synthetisch hergestellte Acetylsalicylsäure bis heute verkauft wird, etwa unter dem Markennamen Aspirin®. Das Echte Mädesüß, das man damals botanisch noch den Spiersträuchern (Spiraea) zuordnete, hat zur Entwicklung dieses Markennamens beigetragen. Während das "A" für Acetyl steht, ist "spirin" aus dem Namen Spiraea abgeleitet.

Das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) ist eine in fast ganz Europa heimische mehrjährige krautige Pflanze, die zu der Familie der Rosengewächse gehört. Es ist eine 50cm bis 1,5m große ausdauernde Pflanze; Stengel kantig, behaart, rötlich überlaufen und beblättert, oben meist verzweigt; Blätter groß, oberseits dunkelgrün, unterseits hellgrün oder weißfilzig, unterbrochen gefiedert, mit 2-5 Paaren großer, eiförmiger, doppelt gesägter Fiedern; Blüten sind in vielstrahligen Trugdolden angeordnet, klein, gelblich-weiß und stark duftend, 5-6 Kelchblätter der einzelnen Blüte selten länger als 1mm, gelblichweiße Kronblätter bis zu 5mm lang, 6-10 Fruchtblätter umgeben von zahlreichen Staubbeuteln, mit weißem Faden, sowie gelben Staubblättern; Früchte sind sichelförmig gekrümmte Nüsschen und stehen zu 6-8 zusammen, reif sind sie braun gefärbt.


Standort

Mädesüß wächst auf sicker- oder grundnassen oder feuchten, nährstoffreichen, schwach bis mäßig sauren, sandigen oder reinen Lehm- und Tonböden bzw. Sumpfhumusböden, ferner auf Torf. Es ist eine Licht- bis Halbschattenpflanze.
Pflanzensoziologisch ist das Echte Mädesüß die Verbandscharakterart des Filipendulion (Mädesüß-Fluren), kommt aber auch in anderen Molinietalia-Gesellschaften (Nasswiesen, nasse Hochstaudenfluren) vor, außerdem in Convolvuletalia-Gesellschaften (nitrophytische Uferstaudengesellschaften nasser Standorte) sowie im Alno-Ulmion (Hartholzauwälder). Es gibt Überlegungen, dass Hochstaudengesellschaften wie die Mädesüß-Fluren pflanzensoziologisch von den Wirtschaftswiesen (Molinio-Arrhenatheretea) abgegrenzt und als eigene Klasse aufgefasst werden könnten.

Verbreitung/Vorkommen

Filipendula ulmaria ist auch in Nord- und Mittelasien verbreitet. Echtes Mädesüß ist in großen Teilen Europas mit Ausnahme des südlichen Mittelmeerraumes zu finden. Im östlichen Nordamerika ist es ein unerwünschter Neophyt und wie auch bei uns ein Weideunkraut. Da es sich sowohl vegetativ, nämlich unterirdisch klonal, wie auch generativ durch seine Früchtchen, auf dem Kulturland ausbreiten kann und vom Weidevieh gemieden wird, soll es vielerorts als Plagepflanze angesehen und bekämpft werden – in Nordamerika als neophytische, hier als heimische.

In Deutschland steigt das Echte Mädesüß in den Alpen bis in Höhenlagen von 1360 Metern auf, im Schwarzwald sogar bis 1420 Meter. In den Allgäuer Alpen kommt es bis in einer Höhenlage von 1220 Meter im Seesumpf bei Bach in Tirol vor.
Ursprünglich war das Echte Mädesüß vor allem in Erlen-Eschenwäldern zu finden, die früher die Bach- und Flussauen prägten. Da diese Waldgesellschaften heute in Mitteleuropa nur noch in Fragmenten vorhanden sind, wächst das Echte Mädesüß „ersatzweise“ entlang von Wassergräben und Bächen und ist außerdem häufig auf Feuchtwiesen zu finden, die selten (höchstens einschürig) gemäht werden.

Verwendung in der Küche

Aus den Blüten kann man einen aromatischen Tee herstellen; die Wurzel und die Triebe gelten als essbar.

Alle Pflanzenteile, insbesondere die Blüten, eignen sich zum Aromatisieren von Süß- und Fruchtspeisen sowie Getränken, denen sie einen süßlich-herben Geschmack verleihen. In der deutschen Küche verwendet man Mädesüß allerdings eher selten. Häufiger wird Echtes Mädesüß in der französischen Küche und der Küche in Brüssel und der Wallonie verwendet. Man macht sich zu Nutze, dass in Flüssigkeit getauchte Blüten ihre Geschmacksstoffe an die Flüssigkeit gut abgeben. Ungeschlagene Sahne nimmt den honig-mandelartigen Geschmack an, wenn über Nacht die Blüten in ihr ziehen konnten. Mädesüß-Sorbet wird gelegentlich als Zwischengang oder Abschluss eines Essens gereicht, da die Pflanze Sodbrennen entgegenwirken soll. Auch Bier, Met und Wein wurden früher mit der Pflanze aromatisiert.

Inhaltsstoffe

Salicylsäureverbindungen, ätherisches Öl, Flavonoide, Mineralsalze, Gerbsäuren, Zitronensäre und Schleim, sowie ein schwach giftiges Glykosid.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Mädesüß ist eine alte Heilpflanze, jedoch in Antike und Mittelalter kaum über schriftliche Quellen greifbar. Erst das Circa instans (Mitte des 12. Jahrhunderts) aus der Schule von Salerno beschreibt die Pflanze ausführlich. Adam Lonitzer schrieb in seinem Kräuterbuch: Dieses Kraut Wurzel ist gut für den Stein, desgleichen denjenigen, die mit Mühe harnen und die Lendensucht haben. Das Pulver der Wurzel dient denjenigen, die einen kalten Magen haben und nicht gut verdauen können. Gegen Asthma nimm das Pulver und Enzian im gleichen Gewicht und gebrauche es in der Speise, es hilft ohne Zweifel.

Medizingeschichtlich ist Mädesüß interessant, da lange Zeit aus ihren Blütenknospen Salicylaldehyd gewonnen wurde, ein entzündungshemmender Wirkstoff, der heute in abgewandelter Form als synthetisch hergestellte Acetylsalicylsäure verkauft wird. Das Echte Mädesüß, das man damals botanisch noch den Spiersträuchern (Spiraea) zuordnete, hat zur Entwicklung des Markennamens Aspirin beigetragen. Während das „A“ für Acetyl steht, ist „spirin“ aus dem Begriff „Spiraeasäure“ abgeleitet.

Offizinell ist das Mädesüßkraut (Filipendulae ulmariae herba), welches unter dieser Bezeichnung im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) monographiert ist und aus den blühenden Stängelspitzen besteht. Nach Ph. Eur. ist ein Gehalt von mindestens 1 ml wasserdampfflüchtiger Substanzen (gebildet durch Säurehydrolyse aus Phenolglykosiden) je kg Droge gefordert. Weiterhin monographiert der Deutsche Arzneimittel-Codex Mädesüßblüten mit der älteren Bezeichnung der Droge Spiraeae flos.

Wichtige Wirkstoffe sind: Penolglykoside wie Monotropidin und Spiraein, aus denen beim Trocknen in geringen Mengen ätherisches Öl mit Salicylaldehyd und mit Methylsalicylat entstehen; Flavonoide wie Spiraeosid und Gerbstoffe (Ellagitannine).

Medizinische Anwendungen: Mädesüßblüten haben schweiß- und harntreibende Eigenschaften. Der Gehalt an Salicylsäureverbindungen, die ähnlich wie Acetylsalicylsäure wirken könnten, ist jedoch gering, so dass eine entzündungshemmende Wirkung bezweifelt wird. So wird die Droge nur noch zu Schwitzkuren empfohlen wie man sie gern unterstützend bei beginnenden Erkältungen nutzt. Der Einsatz bei rheumatischen Erkrankungen und Gicht zur Erhöhung der Harnmenge ist in der Volksheilkunde bekannt.

Die Blüten und die jungen Blätter des Mädesüß werden zu Tee verarbeitet, dem eine gute harntreibende, entzündungshemmende sowie antirheumatische Wirkung nachgesagt wird. Da die in der Pflanze enthaltenen Stoffe jedoch wie bei vielen anderen pflanzlichen Mitteln abhängig von Standortbedingungen in ihrer Dosis stark schwanken, wird in der Regel empfohlen, sich die Pflanzenbestandteile in der Apotheke zu besorgen. Mädesüß soll die übermäßige Produktion von Magensäure eindämmen und so Sodbrennen entgegenwirken.

Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat zwei Monographien zu Mädesüß veröffentlicht. Die eine behandelt die Blüten (Filipendulae ulmariae flos), die andere die oberirdische Pflanze (Filipendulae ulmariae herba). Darin werden für beide Drogen die traditionellen Indikationen für verschiedene Zubereitungen bestätigt, zum Beispiel die Anwendung bei Erkältungen und zur Linderung von leichten Gelenkbeschwerden.

Sonstige Verwendung

Verwendung als Duftpflanze

Aufgrund des süß-herben Duftes, der von vielen Menschen als angenehm empfunden wird, war Mädesüß einst ein beliebtes Streukraut. Man bestreute am Morgen den Holzfußboden mit verschiedenen Kräutern und kehrte die Blätter und Stängel wieder aus, wenn sie abends vertrocknet waren und ihren Duft nicht mehr verströmten. Allerdings war es auch gängig, Mädesüßstreu tage- bis wochenlang zu benutzen, da es seinen Duft noch sehr lange verströmt.

In England wird Mädesüß Duftpotpourris beigemischt, um diesen eine etwas rundere Note zu verleihen. So war sie die bevorzugte Aromapflanze der englischen Königin Elisabeth I. Allerdings wird der Duft nicht von allen gleichermaßen geschätzt. Von einigen Menschen wird der Geruch als zu aufdringlich empfunden, was der Pflanze auch den volkstümlichen Namen „Wiesenschabe“ eingetragen hat.

Sonstiges

Namensgebung: Die Fieder der Laubblätter erinnern an die Blätter der Ulmen, worauf auch der wissenschaftliche Name ulmaria hindeutet. Der Namen Mädesüß soll einmal von Met abgeleitet sein, den man angeblich damit aromatisierte. Mädesüß ist allerdings auch eine "Mahdsüße", denn nach dem Absensen verströmen die verwelkenden Blätter und Stengel einen süßen Geruch. "Mede" ist zugleich ein altertümlicher Begriff für Grasland, auf dem das Mädesüß wächst. Letztere Ableitung scheint am wahrscheinlichsten. Dafür spricht auch der engl. Name Meadowsweet (Meadow=Wiese). Von Auf jeden Fall ist der Name nicht von einem "Süßen Mädel" hergeleitet.

Echtes Mädesüß Steckbrief

Blütenfarbe: gelb; weiß;
Höhe/Länge von 50cm bis 1,5m
Blütezeit von Juni bis Juli
Lebensraum: Auen; Ebene; Gebirge; Gewässer, Feuchtgebiete; Mittelgebirge; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen;
Blütenstand: Rispe
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: geteilt
Blattrand: doppelt gesägt, schrotsägeförmig;
Behaarung: ganze Pflanze nicht oder nur wenig behaart
Verholzungsgrad: Stängel krautig
Trockenfrüchte: Nüßchen
Häufigkeit: sehr häufig
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Zeigerpflanze: kalkarmer Boden; Lehmzeiger; Nässezeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Hochlage (1500-3000m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 2000m
Wasserbedarf: hoch
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden;
PH-Wert Boden: neutral; sauer;
Bodenfeuchte: frisch; nass;

Echtes Mädesüß Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden;
Boden PH-Wert: neutral; sauer;
Boden Feuchte: frisch; nass;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis





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