Sumpf-Weichwurz - Hammarbya paludosa
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Sumpf-Weichwurz Info
Hammarbya: n. Hammarby, dem Gutshof LinnÉs bei Uppsala; "Weichwurz"andere Namen: Syn. Orchis paludosa (L.) Pall. (von 1776), Epipactis paludosa (L.) F.W. Schmidt (1795), Malaxis paludosa (L.) Sw. (1800, akzeptiert von einigen Autoren), Sturmia paludosa (L.) Rchb. (1829)
Sumpf -Weichorchis, Der Gattungsname Hammarbya ist etymologisch dem Landsitz Carl von Linnés, Hammarby in der Nähe der Stadt Uppsala zuzuordnen. Das Artepitheton paludosa ist das lateinische Wort paludosus = "sumpfig, reich an Sümpfen" als Hinweis auf das Vorkommen dieser Art.
Die deutschen Gattungsnamen Weichstendel, Weichorchis oder Weichwurz sind entstanden, als Hammarbya paludosa noch der Gattung Malaxis zugeordnet war. Von den Artnamen Sumpf-Weichorchis, Sumpf-Weichwurz, Sumpfweichblatt oder auch Weichstendel konnte sich noch kein Name eindeutig behaupten.
Die Sumpf-Weichorchis (Hammarbya paludosa) ist die einzige Art der monotypischen Gattung Weichorchis (Hammarbya) in der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Sie zählt zu den kleinsten und auch seltensten Orchideen, die in europäischen Gebieten vorkommen.
Von einigen botanischen Autoren wird sie der Gattung Malaxis als die Art Malaxis paludosa zugeordnet. Eine wissenschaftliche Einigung in dieser Frage ist noch nicht herbeigeführt. Aufgrund verschiedener Gemeinsamkeiten sind die Gattungen Hammarbya, Liparis und Malaxis in der Tribus Malaxideae erfasst.
Die Sumpf-Weichorchis ist ein mehrjähriger Rhizomgeophyt mit vertikalem Rhizom, einer tiefer liegenden, vorjährigen Scheinknolle und einer etwa 1 bis 2 Zentimeter höher sitzenden, oberirdischen, frischen Luftknolle, die dem Wachstum des die Pflanze normalerweise umgebenden Sphagnumpolsters folgt.
Ausgewachsene Pflanzen bilden einen Stängel, der eine Höhe von 7 bis 17 Zentimetern erreichen kann. Am Grund des Stängels sitzen zwei aufrechte, länglich-eiförmige, aber ungleich große Rosettenblätter. Diese unterschiedlichen Laubblätter sind etwa 1,7 bis 3 Zentimeter lang und 0,4 bis 1 Zentimeter breit.
Der lockere Blütenstand ist 3 bis 9 Zentimeter lang und trägt 8 bis 40 unscheinbare, dem Stängel anliegende, grün bis grün-gelbe Blüten. Die lanzettlichen Tragblätter sind ungefähr so lang wie der Fruchtknoten.
Die spornlose Lippe (Labellum) ist etwa 2 bis 3 Millimeter lang und 1,6 bis 2 Millimeter breit. Sie ist mit vier dunkelgrünen Längsstreifen gezeichnet, konkav geformt und durch eine doppelte Resupination, das heißt durch eine Drehung um 360°, nach oben weisend. Die seitlichen Kelchblätter (Sepalen) sind aufwärts gerichtet, sind etwa 2,8 bis 3,2 Millimeter lang und 1,2 bis 1,3 Millimeter breit. Das mittlere Kelchblatt zeigt nach unten und ist etwa 3,1 bis 4,2 Millimeter lang, 1,4 bis 1,6 Millimeter breit und täuscht die Lippe vor. Die eiförmig-lanzettlichen Kronblätter (Petalen) zeigen nach außen und sind nach hinten gerollt.
Die allogame Art, die durch Schlupfwespen, Stechmücken, Trauermücken und kleine Bienen bestäubt werden, bildet auch Brutknospen an den Spitzen der Laubblätter aus, die zur vegetativen Vermehrung beitragen und zur Büschelbildung führen.
Die Blütezeit erstreckt sich in Abhängigkeit von Höhenlage und Standort von Anfang Juli bis Ende August, wobei die Hauptblütezeit Mitte Juli bis Mitte August ist.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.
Standort
Die Sumpf-Weichorchis ist in Hoch- und Zwischenmooren, auf nassem, stark saurem Torf bis zu einer Höhenlage von 1.160 Metern anzutreffen.Sie findet sich in Kleinseggenrieden vorwiegend der Pflanzengesellschaften der Ordnung Scheuchzerietalia palustris.
(Aufschlüsselung siehe: Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer).
Die Sumpf-Weichorchis ist ein Florenelement der südlich temperaten bis borealen Florenzone.
Verbreitung/Vorkommen
Ihr Verbreitungsareal erstreckt sich auf der nördlichen Halbkugel von Nordamerika bis Ostasien, über weite Teile Nord- und Mitteleuropas. Die südliche Verbreitung endet im Südwesten Frankreichs und im Norden Italiens.Deutschland
Die früher noch zahlreicheren Vorkommen im Norddeutschen Tiefland sind bis auf wenige Restareale erloschen. Das heutige Hauptverbreitungsgebiet liegt im Alpenvorland.
Österreich
Am Almsee in Oberösterreich wurde vor kurzem ein Standort dieser inzwischen weithin als nahezu ausgestorben geltenden Orchideenart entdeckt.
Schweiz
In der Schweiz existiert nur ein sehr seltenes Vorkommen dieser Art im Raum Einsiedeln.
Sonstiges
Die Sumpf-Weichorchis ist europaweit vom Aussterben bedroht und steht demzufolge jeweils auf den Roten Listen. Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht sie deshalb unter strengstem Schutz europäischer und nationaler Gesetze. Hier die Anzahl der Einträge in den Roten Listen:Deutschland: 2
Bundesländer: Baden-Württemberg: 1, Bayern: 2, Berlin: 0, Brandenburg: 1, Bremen: 1, Hamburg: 0, Hessen: 0, Mecklenburg-Vorpommern: 1, Niedersachsen: 1, Nordrhein-Westfalen: 1, Rheinland-Pfalz: 0, Saarland: 0, Sachsen-Anhalt: 0, Sachsen: 0, Schleswig-Holstein: 1, Thüringen: 1
Schweiz: Sehr selten
Österreich: k.A.
Der Torfabbau und die Trockenlegung von Mooren zur anderweitigen Nutzung, wie zum Beispiel Aufforstung, hat diese seltene Orchideenart in vielen Gebieten zum Aussterben verurteilt. Die wenigen, verbliebenen Restvorkommen müssen unter strengen Schutz gestellt werden. Das bedeutet unter anderem auch, dass ein Betreten der letzten Habitate gänzlich verboten ist.
Sumpf-Weichwurz Steckbrief
Höhe/Länge von 5cm bis 15cmBlütezeit von Juli bis August
Lebensraum: Gewässer, Feuchtgebiete;
Blütenstand: Traube
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: ganzrandig;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: parallele Blattnerven ( Kl.:Monocotyledoneae);
Verholzungsgrad: Stängel krautig
Häufigkeit: sehr selten
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Bestäubungsart: Insektenbestäubung;
Nährstoffbedarf: basenarm; mäßig nährstoffreich;
Bodenart: Schlammboden / Schlickboden; torfiger Boden / Torfboden;
PH-Wert Boden: mäßig sauer;
Bodenfeuchte: nass; wechselnass / zeitweise überschwemmt;
Sumpf-Weichwurz im Web
Sumpf-Weichwurz Garten / Anbau
Boden Beschaffenheit: Schlammboden / Schlickboden; torfiger Boden / Torfboden;Boden PH-Wert: mäßig sauer;
Boden Feuchte: nass; wechselnass / zeitweise überschwemmt;
Boden Nährstoffgehalt: basenarm; mäßig nährstoffreich;
Schütze diese Pflanze besonders!
ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten! Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Schweiz! Kategorie EN (Stark gefährdet) |
ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten! Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Bayern! Kategorie 2 (stark gefährdet) |
ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten! Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Deutschland! Kategorie 2 (stark gefährdet) |