Ungarische Platterbse - Lathyrus pannonicus

Familie: Schmetterlingsblütler - Fabaceae

Kategorie: Giftpflanze  

Ungarische Platterbse Info

Lathyrus: gr. Name; "Platterbse", "Edelwicke"

andere Namen: Pannonische Platterbse

Lathyrus pannonicus ist in Deutschland äußerst selten. Die Art ist nach BArtSchV als besonders geschützt eingestuft. Das Sammeln bzw. Herbarisieren dieser Art ist nach der aktuellen BArtSchV streng verboten und kann mit empfindlichen Geldstrafen geahndet werden. Gefährdung in Deutschland: Kategorie 2: stark gefährdet.

Spross und Blätter

Die Ungarische Platterbse ist eine mehrjährige krautige Pflanze mit kriechendem „Wurzelstock“ und mehr oder weniger spindel- bis keulenförmig verdickter Wurzel. Die Sprosse ist frischgrün und meist ganz kahl. Lediglich die Kelchzähne sind etwas behaart. Der Stängel ist aufrecht oder aufsteigend, 25 bis 50 cm hoch, einfach oder am Grunde ästig, meist starr, ungeflügelt, vierkantig und gerieft.

Die Laubblätter besitzen eine deutlich geflügelte, etwa 2 bis 3 cm lange, in eine lanzettliche, fast blättchenartige Spitze endende Spindel. Sie haben 2 oder 3 Paar voneinander entfernter Blättchen. Diese sind schmal-lanzettlich bis lineal, 2 bis 7 cm lang und 2 bis 3 mm breit, spitz, mit 3 oder 5 parallelen, wenig vortretenden Nerven und ziemlich dünn. Die Nebenblätter sind schmal halbpfeilförmig und meist kürzer als der Blattstiel.

Blüten und Früchte

Die traubigen Blütenstände sind meist aufrecht und einseitig ausgebildet. Sie können kürzer, aber auch länger als der Blattstiel sein. Die Blütentrauben sind vier bis achtblütig. Die einzelnen Blüten sind 12 bis 17 mm lang, befinden sich an dünnen Stielen in den Achseln pfriemlicher, hinfälliger Tragblätter und wachsen abstehend bis nickend. Der Kelch ist glockig, schief, und besitzt lanzettliche Zähne, die unteren sind etwa halb so lang wie die Röhre, die oberen sind viel kürzer und neigen sich zusammen. Die Krone ist mehr oder weniger gelblich-weiß, die Fahne oft rötlich überlaufen.

Die Hülsenfrüchte sind aufrecht, lineal, flach und 3 bis 6 cm lang sowie 3 bis 5 mm breit, kahl, glatt, schwach nervig und in reifem Zustand von rotbrauner Farbe. Die Samen sind zusammengedrückt, etwa 2,5 bis 3 mm lang, glatt, braun und oft gefleckt.


Verbreitung/Vorkommen

Die Ungarische Platterbse ist in Südfrankreich, Norditalien, Balkan, Russland, Krim verbreitet, sowie disjunkt im Altai-Gebirge und Deutschland.

Die Ungarische Platterbse wächst in feuchten bis trockenen Magerwiesen und lichten Gebüschen. Die Art wächst lediglich an zwei Fundorten im westlichen Keuper-Lias-Gebiet bei Tübingen, sowie an zwei Orten in Rheinland-Pfalz bei Gau-Algesheim.

Die Ungarische Platterbse ist in Deutschland nur mit einer Intermediärform L. pannonicus subsp. collina (Ortm.) vertreten, die durch Wurzelstöcke mit mehr als 8 cm Länge gekennzeichnet ist. Da die für diese Unterart typische Wurzellänge von 10 bis 20 cm jedoch nicht erreicht, diejenige der L. pannonicus subsp. pannonicus Jacq. (Heimat: Böhmen, Ungarn u.s.w.) von 5 cm jedoch deutlich überschritten wird, dürften die heimischen Populationen als Intermediärformen gedeutet werden. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Einwanderung dieser seltenen Art eher aus dem Westen (der Heimat der L. pannonicus subsp. collina) stattgefunden hat.

Giftigkeit

Besonders die Samen sind giftig.
Verschiedene Arten der Gattung Lathyrus (Platterbse) sind giftverdächtig. Bei Lathyrus sativus (Saat-Platterbse) wurde neben der Giftigkeit für den Menschen eine starke Giftigkeit für Pferde und Rinder nachgewiesen (Lathyrismus). Die genaue Ursache der Vergiftungen ist nicht bekannt.

Bei der hier beschriebenen Art wird aufgrund der nahen Verwandtschaft zu Lathyrus sativus (Saat-Platterbse ) von der Möglichkeit der Giftwirkung der Saat-Platterbse ausgegangen, da genaue Daten und Erfahrungen zur Art nicht vorliegen.

Lathyrismus tritt auch beim Menschen auf, wenn er sich in Notzeiten überwiegend vom Mehl der trockenheitsresistenten Saat-Platterbsen ernährt. Klinisch manifestiert sich Lathyrismus-Neurotoxizität in Muskelspasmen, Krämpfen der Extremitätenmuskulatur und progressiver spastischer Lähmung (Parese) der Beinmuskulatur. Typisch ist der Gang, bei dem die Betroffenen faktisch von einem Bein aufs andere fallen. Gefühls- und Blasenfunktionsstörungen können ebenfalls auftreten. Gelegentlich wird ein grobschlägiger Tremor der Arme beobachtet.

Für den europäischen Raum ist ein verheerender Ausbruch dieser Erkrankung zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschrieben. Viele Spanier ernährten sich während der Befreiungskriege gegen Napoleon in hohem Maße von Platterbsen. Francisco Goya hat die Folgen dieser Erkrankung unter anderem in seiner Radierung Gracias a la Almorta (dt.: Dank der Platterbse) festgehalten. Lathyrismus tritt heute noch in Dürregebieten auf, wenn andere Lebensmittel rar werden. Ausbrüche in der jüngeren Vergangenheit sind unter anderem für China, Indien, Bangladesch und Äthiopien beschrieben. Die Symptomatik tritt im allgemeinen nach längerfristiger und häufiger Aufnahme durch einseitige Ernährung mit Lathyrus-Samen auf. Bei einmaliger Aufnahme sind Beschwerden unwahrscheinlich

Ungarische Platterbse Steckbrief

Blütenfarbe: gelb; rot, rosa oder purpurn; weiß;
Höhe/Länge von 15cm bis 50cm
Blütezeit von Mai bis Juni
Lebensraum: Halbtrockenrasen; Magerrasen; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen;
Blütenstand: Traube
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: geteilt
Blattrand: ganzrandig;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: Nebenblätter (kleine Seitenblätter am Blattgrund); Stengel rankend;
Trockenfrüchte: Hülse
Häufigkeit: selten
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Lichtbedarf: Licht;
Nährstoffbedarf: nährstoffarm;
Bodenart: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; steiniger Boden / Kies / Grus; toniger Boden / Tonboden;
Bodenfeuchte: wechseltrocken;

Ungarische Platterbse Garten / Anbau

Lichtanspruch: Licht;
Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; steiniger Boden / Kies / Grus; toniger Boden / Tonboden;
Boden Feuchte: wechseltrocken;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffarm;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis


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