Wald-Platterbse - Lathyrus sylvestris
Kategorie: Futterpflanze Bauerngarten verwildernde Zierpflanze Pionierpflanze Giftpflanze
Wald-Platterbse Info
Lathyrus: gr. Name; "Platterbse", "Edelwicke"sylvestris: wild
andere Namen: Wilde Platterbse
Die Blüten sind durch Drehung von Griffel und Schiffchen asymmetrisch, daher ist der Nektar nicht allgemein leicht zugänglich. Blütenökologisch bezeichnet man deshalb die Wilde Platterbse als eine „Intelligenzblume“.
Die Wilde Platterbse wächst als kletternde, ausdauernde krautige Pflanze. Es werden bis zu 15 m lange, kriechende, verzweigte Bodenausläufer gebildet. Der meist 1 bis 2 m lange, vierkantige und geriefte Stängel ist verzweigt und besitzt mit den 1,5 bis 4 mm breiten Flügeln eine Gesamtbreite von 4 bis 9 mm; er ist kahl oder an den Kanten durch feine Zähnchen rau.
Die kahlen, sehr kräftigen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der schmal bis breit geflügelte Blattstiel ist mit den etwa 0,5 bis 1,5 mm langen Flügeln etwa 2 bis 4 mm breit. Die gefiederten Blattspreiten besitzen jeweils nur ein Paar Fiederblättchen. Diese sind lanzettlich bis lineal, meist allmählich zugespitzt und etwa 6 bis 20 mal so lang wie breit. Sie besitzen eine Länge von mehr oder weniger 5 bis 14 cm und eine Breite von etwa 5 bis 15 mm. Drei oder fünf Längsnerven und lange Maschen bildende Netznerven sind meist deutlich zu erkennen. Die Nebenblätter sind schmal halbpfeilförmig, mit den Öhrchen etwa 1 bis 2 cm lang und 0,5 bis 2,5 mm breit.
Die Blütezeit liegt in Mitteleuropa zwischen Juni und August. Meist nur drei bis sechs Blüten stehen in traubigen Blütenständen, die Laubblätter nicht oder wenig überragenden, mit kurzen Tragblättern zusammen. Die zwittrigen Blüten sind bei einer Länge von 13 bis 18 mm zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchzähne sind durch breite Buchten getrennt. Die fünf Kronblätter sind rosa- bis purpurfarben und die breite Fahne außen grünlich überlaufen. Nur die Flügel sind rein purpurrot.
Die reif lederbraunen Hülsenfrüchte sind 5 bis 7 mm lang sowie 8 bis 13 mm breit und auf den Kielen und Netznerven von feinen Knötchen rau. Die Hülsenfrüchte enthalten 6 bis 14 Samen. Die Samen sind 4 bis 5,5 mm groß, oft durch gegenseitigen Druck etwas eckig, schwach höckerig und von bräunlicher bis rötlichgrauer Färbung.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.
Standort
Die Wilde Platterbse wächst im Saum lichter Wälder und Gebüsche, auf Schlagflächen und auf trockenen Geröllhalden. Im pflanzensoziologischen System ist sie in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung Origanetalia vulgaris. Gelegentlich wird die Wilde Platterbse auch als Futterpflanze angebaut. Wo sie sehr zahlreich auftritt, besonders an Weinbergen, Wegrändern, Bahndämmen usw. beruhen diese Vorkommen meist auf Anpflanzung.Verbreitung/Vorkommen
Lathyrus sylvestris kommt in der submeridionalen bis nördlich-gemäßigten Klimazone vor. Sie ist im gemäßigt-kontinentalen Europa, nach Norden bis Skandinavien und England, östlich bis Russland und Westsibirien, Schwarzes Meer, Balkan, Apenninen-Halbinsel, Pyrenäen und auf Sardinien verbreitet. Die Wilde Platterbse kommt in Mitteleuropa meist verbreitet und häufig vor.In Deutschland ist die Wilde Platterbse meist verbreitet und häufig. Im Norddeutschen Flachland ist sie jedoch selten, ebenso in den nördlichen Voralpen, wo sie teilweise ganz fehlt. In der planaren bis collinen Höhenstufe kommt sie in Deutschland vor. Sie kommt in den Allgäuer Alpen im hinteren Bernhardstal in Tirol bis in Meereshöhen von 1200 m vor. In Deutschland gilt sie nicht als gefährdet.
In der Schweiz gedeiht Lathyrus sylvestris in Gebüschen, an Flussufern und auf Geröll hauptsächlich in der kollinen bis montanen, aber auch in der subalpinen Höhenstufe.
Giftigkeit
Besonders die Samen sind giftig.Verschiedene Arten der Gattung Lathyrus (Platterbse) sind giftverdächtig. Bei Lathyrus sativus (Saat-Platterbse) wurde neben der Giftigkeit für den Menschen eine starke Giftigkeit für Pferde und Rinder nachgewiesen (Lathyrismus). Die genaue Ursache der Vergiftungen ist nicht bekannt.
Bei der hier beschriebenen Art wird aufgrund der nahen Verwandtschaft zu Lathyrus sativus (Saat-Platterbse ) von der Möglichkeit der Giftwirkung der Saat-Platterbse ausgegangen, da genaue Daten und Erfahrungen zur Art nicht vorliegen.
Lathyrismus tritt auch beim Menschen auf, wenn er sich in Notzeiten überwiegend vom Mehl der trockenheitsresistenten Saat-Platterbsen ernährt. Klinisch manifestiert sich Lathyrismus-Neurotoxizität in Muskelspasmen, Krämpfen der Extremitätenmuskulatur und progressiver spastischer Lähmung (Parese) der Beinmuskulatur. Typisch ist der Gang, bei dem die Betroffenen faktisch von einem Bein aufs andere fallen. Gefühls- und Blasenfunktionsstörungen können ebenfalls auftreten. Gelegentlich wird ein grobschlägiger Tremor der Arme beobachtet.
Für den europäischen Raum ist ein verheerender Ausbruch dieser Erkrankung zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschrieben. Viele Spanier ernährten sich während der Befreiungskriege gegen Napoleon in hohem Maße von Platterbsen. Francisco Goya hat die Folgen dieser Erkrankung unter anderem in seiner Radierung Gracias a la Almorta (dt.: Dank der Platterbse) festgehalten. Lathyrismus tritt heute noch in Dürregebieten auf, wenn andere Lebensmittel rar werden. Ausbrüche in der jüngeren Vergangenheit sind unter anderem für China, Indien, Bangladesch und Äthiopien beschrieben. Die Symptomatik tritt im allgemeinen nach längerfristiger und häufiger Aufnahme durch einseitige Ernährung mit Lathyrus-Samen auf. Bei einmaliger Aufnahme sind Beschwerden unwahrscheinlich
Wald-Platterbse Steckbrief
Blütenfarbe: gelb; rot, rosa oder purpurn;Höhe/Länge von 1m bis 2m
Blütezeit von Juli bis August
Lebensraum: Ebene; Mittelgebirge; Steinrasen, Steinschuttfluren; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen;
Blütenstand: Traube
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: geteilt
Blattrand: ganzrandig;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: Mit Blattranken; Nebenblätter (kleine Seitenblätter am Blattgrund); Stengel rankend;
Trockenfrüchte: Hülse
Häufigkeit: sehr häufig
Lebensform: Therophyt (überwintern als Samen)
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 900m
Nährstoffbedarf: basenreich; nährstoffreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; steiniger Boden / Kies / Grus;
Bodenfeuchte: frisch; mäßig frisch; mäßig trocken;
Wald-Platterbse im Web
Wald-Platterbse Garten / Anbau
Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; steiniger Boden / Kies / Grus;Boden Feuchte: frisch; mäßig frisch; mäßig trocken;
Boden Nährstoffgehalt: basenreich; nährstoffreich;
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