Alpen-Fettkraut - Pinguicula alpina

Familie: Wasserschlauchgewächse - Lentibulariaceae

Kategorie: Heilpflanze  fleischfressende Pflanze  Alpenpflanze  

Alpen-Fettkraut Info

Pinguicula: lat. pinguis = Fett (-ula = Deminutiv) (wg. des Glan­zes der Blät­ter); "Fettkraut"
alpinus: alpin

Das Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina) ist eine Art aus der Gattung der Fettkräuter (Pinguicula). Sie kommt in Europa und Asien vor und zählt zu den wenigen heimischen Arten im deutschsprachigen Raum. Seinem Namen entsprechend, handelt es sich um eine hauptsächlich in Gebirgen anzutreffende Art. Wie alle Fettkräuter ist das Alpen-Fettkraut karnivor.Das Alpen-Fettkraut ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die zwischen fünf bis 15 Zentimeter Höhe erreicht. Die Wurzel ist ein bis zwei Zentimeter lang, weißgelb, fleischig und strangförmig.

Blätter

Die fünf bis acht fleischigen, hellgrün bis rötlichen, elliptisch bis lanzettlichen, länglichen Blätter bilden eine flach am Boden liegende Rosette mit bis zu sechs Zentimeter Durchmesser. An der Oberfläche sind die Blätter klebrig vom Fangsekret, mit dem sie kleine Insekten fangen. Sobald Beute erzielt wird, wird diese durch Enzyme verdaut, welche von Drüsen aus der Blattoberfläche ausgeschieden wird, die allerdings entlang der Mittelrippe der Blätter fehlen. Die Blätter sind zur Unterstützung des Fangs sehr beweglich und können sich bis fast zur Blattmitte weit einrollen. Unter starker Sonneneinstrahlung färben sich die Blätter rötlich ein.

Blüte

Das Alpen-Fettkraut blüht das erste mal erst nach mehreren Jahren. Ab April bis Juli wachsen aus der Mitte der Rosette bis zu acht, selten sogar bis zu dreizehn Blütenstände mit Einzelblüten, die bis zu zwölf Zentimeter hoch werden. Die zygomorphen Blüten sind zehn bis 16 Millimeter lang, mit einem kurzen gelbgrünen Sporn und bestehen aus einer dreilappingen Unterlippe und zweilappigen Oberlippe. Sie sind weiß mit einem in Form und Größe variablem, gelben Schlundfleck. Die Blüten sind protogyn, das heißt die weiblichen Narben reifen vor den männlichen Antheren, sie werden von Fliegen bestäubt.

Frucht und Samen

Die sechs bis neun Millimeter langen und zwei bis drei Millimeter breiten, eilänglichen, spitz zulaufenden Kapselfrüchte tragen reichlich staubfeine, rostbraune Samen.

Vegetative Vermehrung

Vitale Pflanzen bilden in den Achseln der Blätter nach der Blütezeit rund drei Millimeter lange Brutzwiebeln, die der vegetativen Vermehrung dienen. An arktischen Standorten bleibt die Brutzwiebelbildung allerdings aus.

Hibernakel

Zum Winter hin zieht die Pflanze in ein Hibernakel ein, eine leicht in der Erde versenkte Knospe, aus dem sie erst im Frühjahr wieder austreibt, sie ist also ein Hemikryptophyt. Als einzige temperierte Art der Fettkräuter hat das Alpen-Fettkraut bewurzelte Hibernakel.


Standort

Die Art findet sich in Höhen bis zu 4.100 Meter über dem Meeresspiegel an vollsonnigen Standorten. Die Habitate haben alkalische bis neutrale, sickernasse Böden. Die Pflanze ist aber auch ungewöhnlich trockenheitstolerant für eine Fettkrautart temperierter Zonen. Das Alpen-Fettkraut ist typisch für subalpine Rieselfluren, Quellmoore und alpine Steinrasen.

Es tritt in alpinen Lagen häufig in Begleitung von Polster-Segge, Alpen-Sonnenröschen, Schlangen-Knöterich, Silberwurz und dem Kopfigen Läusekraut auf. Hier findet es sich hauptsächlich in den Pflanzengesellschaften des Verbandes Seslerion albicantis (Alpine Blaugras-Rasen) und der Assoziation Caricetum firmae (Polsterseggen-Rasen).

Bei collinen bis montanen Vorkommen wird es von Schwarzem Kopfried, Rostrotem Kopfried, Sumpf-Stendelwurz, Löffelkraut, aber auch dem Gemeinen Fettkraut begleitet. Hier findet es sich schwerpunktmäßig in den Pflanzengesellschaften der Verbände Caricion davallianae (Kalk-Flachmoor, Davallseggen-Sumpf) und Cratoneurion commutati (Kalk-Quellflur).

Verbreitung/Vorkommen

Die Pflanze hat in Europa zwei Verbreitungsschwerpunkte, einmal in den Alpen (vor allem den Randalpen) und des weiteren im äußersten, subarktischen Norden Skandinaviens. Ihre Grenzen erreicht die Art im Westen in den Pyrenäen sowie im Osten in den Karpaten, ist aber verstreut auch als Glazialrelikt im Baltikum sowie auf dem Balkan zu finden (Slowakei, Polen, Ungarn, Rumänien, Slowenien, Kroatien). Voreiszeitlich war das Alpen-Fettkraut jedoch in Asien beheimatet, wo es bis heute in Sibirien, in China und überall im Himalaya (Nepal, Tibet, Indien) vorkommt.

Im deutschsprachigen Raum findet sich die Art nicht nur in der Schweiz und außer in Wien zerstreut überall in Österreich (wo Vorkommen abseits der Alpen Glazialrelikte sind und nicht etwa von den Alpen ausstrahlen), sondern auch in Deutschland, wo sie neben dem Gemeinen Fettkraut (Pinguicula vulgaris) die einzige vorkommende Fettkrautart ist.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Die Volksmedizin unterschied die verschiedenen Arten der Fettkräuter nicht weiter, setzte sie aber gegen Wunden, Geschwülste, Ischialgie, Leberleiden und Magen-, Brust- und Lungenerkrankungen ein. Ihr Nutzen gegen die genannten Krankheiten wird auf die in der Pflanze enthaltene Zimtsäure zurückgeführt.

Sonstiges

Das Alpen-Fettkraut ist wegen seiner geographisch weiten Verbreitung nicht unmittelbar gefährdet. In Deutschland ist es jedoch selten und durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. In der Schweiz ist es teils auf kantonaler Ebene geschützt, gilt allerdings weitestgehend als ungefährdet. In Österreich gilt es nur im pannonischen Gebiet und im Nördlichen Alpenvorland als regional gefährdet.

Alpen-Fettkraut Steckbrief

Blütenfarbe: weiß;
Höhe/Länge von 5cm bis 15cm
Blütezeit von Mai bis Juni
Lebensraum: Gebirge; Gewässer, Feuchtgebiete; Steinrasen, Steinschuttfluren;
Blütenstand: Endständige Einzelblüte
Blattstellung: grundständige Blattrosette / Blätter
Blattrand: ganzrandig;
Verholzungsgrad: Stängel krautig
Trockenfrüchte: Kapsel
Häufigkeit: zerstreut
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Zeigerpflanze: Lichtzeiger;
Höhenstufen: Hochlage (1500-3000m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 400m
Höhenstufe max. in den Alpen: 4100m
Lichtbedarf: Licht;
Wasserbedarf: hoch
Nährstoffbedarf: basenreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; steiniger Boden / Kies / Grus;
Bodenfeuchte: feucht; frisch; nass;

Alpen-Fettkraut Garten / Anbau

Lichtanspruch: Licht;
Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; steiniger Boden / Kies / Grus;
Boden Feuchte: feucht; frisch; nass;
Boden Nährstoffgehalt: basenreich;
Dr. Koll Pflanzenextrakt Griffonia MacaDr. Koll Pflanzenextrakt: Gerstengras – Hordeum vulgareDr. Koll Pflanzenextrakt: Darm aktiv - Dr. KollDr. Koll Pflanzenextrakt: Chlorella - Dr. Koll

Literatur

Bildquellenverzeichnis


Schütze diese Pflanze besonders!

ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Bayern! Kategorie 3 (gefährdet)


ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Deutschland! Kategorie 3 (gefährdet)





Weitere Pflanzen der Gattung Pinguicula



 

QR-Code für Alpen-Fettkraut

Scanne den QR-Code und hole die Pflanze ohne zu Tippen auf Dein Smartphone



Diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahren Sie alles zum Datenschutz