Stachelspitzige Teichsimse - Schoenoplectus mucronatus

Familie: Riedgrasgewächse - Cyperaceae

Kategorie: Sauergräser  

Stachelspitzige Teichsimse Info

Schoenoplectus: gr. schoinos = Binse, plektron = Sporn; "Simse"
mucronatus: mit einer Spitze versehen

andere Namen: Stachelspitzige Teichbinse

Die Stachelspitzige Teichbinse ist eine meist überwinternd grüne, ausdauernde, selten einjährige, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 40 bis 70 (30 bis 100) Zentimetern. Das Wurzelsystem ist relativ klein. Sie bildet keine Ausläufer, aber ein kurzes Rhizom. Sie bildet oft kleine, wenigstängelige, aber auch sehr große Horste mit zahlreichen Stängeln. Die steif aufrechten, unverzweigten Stängel sind mit einem Durchmesser von 2 bis 5 Millimetern relativ dick, im Querschnitt auffallend scharf dreikantig, mit eingesenkten Seitenflächen, ziemlich weich und gräulich-, hell- bis grasgrün.

Blattspreiten fehlen oder sind zu einer Stachelspitze reduziert. Es sind keine Blatthäutchen (Ligula) vorhanden. Die Blattscheiden zerfasern nicht. Die unteren zwei Blattscheiden sind braun bis zu 25 Millimeter lang und die oberen sind bis zu 10 Zentimeter oder mehr lang, grün sowie häufig mit breitem braunem Rand.

Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von August bis Oktober. Das einzige grüne, glatte Spirrenhüllblatt besitzt mit 2 bis zu oder über 10 Zentimetern die mehrfache Länge des Blütenstandes, und es setzt den Stängel zur Anthese aufgerichtet in einer Linie fort, aber später ist es schräg und zur Fruchtzeit deutlich bis etwa rechtwinklig abgebogen; das obere Ende ist stumpf. Drei bis zwanzig (selten noch mehr) ungestielte Ährchen stehen in einem kopfigen Blütenstand, der einen Durchmesser von etwa 2 Zentimetern aufweist, zusammen. Die Ährchen sind bei einer Länge von 7 bis 18 Millimetern sowie einer Breite von 4 bis 5 Millimetern im Umriss eiförmig bis elliptisch. Die grau-braunen, oft mit rötlicher Tönung, kahlen Spelzen sind bei einer Länge von 2,7 bis 4 Millimetern breit-eiförmig oder kahnförmig mit trockenhäutigen, etwas zurückgekrümmten, ausgefransten Rand und einem stumpfen oberen Ende, das eine kurze Stachelspitze besitzt (daher der botanische und deutsche Name) und sie besitzen einen grünen Mittelnerv. Die zwittrigen Blüten sind meist dreizählig. Die reduzierten Blütenhüllblätter sind als meist sechs, selten nur vier braune Perianthborsten ausgebildet, die gleich lang oder etwas länger als die Frucht sind. und die rückwärts gerichtet und rau sind (mit starker Lupe erkennbar). Die drei Staubblätter besitzen etwa 0,8 bis 1 Millimeter lange Staubbeutel. Es sind drei Narben vorhanden.

Die glänzenden, anfangs hellgrünen, später sich dunkelbraun färbenden und bei Reife schwärzlich-braunen Nussfrüchte sind bei einer Länge von 1,7 bis 2, selten bis zu 2,5 Millimetern sowie einer Breite von 1,2 bis 1,7 Millimetern im Umriss verkehrt-eiförmig bis breit-elliptisch, dick plano-konvex bis kaum erkennbar, ungleich dreikantig mit vielen schrägverlaufenden, wellenförmigen Furchen (querrunzelig) und mit einer Länge von 0,2 Millimetern winzig bespitzt.

Chromosomengrundzahl beträgt x = 21; es liegt Diploidie vor, also 2n = 42 (für Deutschland). Es gibt auch Angaben mit 2n = 38 oder 44.

Bei der Stachelspitzige Teichsimse handelt es sich um einen helomorphen Hydrophyten und Hemikryptophyten. Die Stachelspitzige Teichbinse ist plurienn-pollakanth, das bedeutet ein Exemplar blüht und fruchtet mehr als einmal in seinem Leben, ist also ausdauernd. Es kann auch eine vegetative Vermehrung durch die Rhizome erfolgen.

Bei der Stachelspitzige Teichsimse liegt Selbstkompatibilität vor. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.

Die Diaspore ist die Nussfrucht. Die Diasporen werden oft durch Wasservögel ausgebreitet.


Standort

Die Hauptvorkommen der Stachelspitzige Teichbinse liegen an nährstoffreichen Gewässern. Die Stachelspitzige Teichbinse ist Kennart der Klasse Phragmitetea Tx. et Prsg 1942. Sie gedeihg in Röhrichten und Großseggenrieden der Klasse Phragmito-Magnocaricetea.

Die Stachelspitzige Teichbinse gedeiht am besten auf basischen, zeitweise überschwemmten, dann wieder trocken fallenden Schlammböden, wenn diese einen hohen Stickstoffgehalt haben, gedeiht sie besonders gut. Sie gedeiht in der kollinen Höhenstufe.

Die Zeigerwerte nach Ellenberg sind: Lichtzahl L 8 = Halblicht- bis Volllichtpflanze; Temperaturzahl T 7 = Wärmezeiger; Kontinentalitätszahl K 4 = subozeanisch, gemäßigtes Seeklima zeigend; Feuchtezahl F 10 = Wechselwasserzeiger; Feuchtewechsel = keinen Wechsel der Feuchte zeigend; Reaktionszahl R 7 = Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger; Stickstoffzahl N 8 = ausgesprochenen Stickstoffreichtum zeigend; Salzzahl S 0 = nicht salzertragend; sie ist nicht schwermetallresistent.

Verbreitung/Vorkommen

Die Stachelspitzige Teichbinse ist in der Alten Welt in Europa (vor allem im südwestlichen Teil), in Afrika sowie Madagaskar, auf Inseln des westlichen Indischen Ozeans, auf der Arabischen Halbinsel, Asien von Indischen Subkontinent bis Japan sowie Malesien und Australien weitverbreitet. Es gibt Fundorte in Portugal, Spanien, Frankreich inklusiv Korsika, Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien inklusiv Sizilien, Ungarn, Polen, Slowakei, Slowenien, Serbien, Kroatien, Bulgarien, Rumänien, Albanien, Griechenland, Ukraine, Ägypten, Tansania, Uganda, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Gabun, Guinea, Guinea-Bissau, Nigeria, Sambia, Madagaskar (in den Provinzen Antananarivo, Fianarantsoa, Toamasina), Mauritius, Réunion, Jemen, Türkei, Iran, Irak, Israel, Libanon, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan, Afghanistan, Mongolei, in der russischen Region Primorje, in Korea, auf den japanischen Inseln Honshu, Kyushu sowie Shikoku, in Taiwan, der Volksrepublik China, Bhutan, Nepal, im nördlichen Pakistan, in Indien, Sri Lanka, Thailand, Vietnam, Indonesien, Malaysia, auf den Philippinen, in Papua-Neuguinea und Australien (Bundesstaaten New South Wales, Queensland, Western Australia, Northern Territory). Sie ist in einigen US-Bundesstaaten, beispielsweise in Kalifornien, Illinois, Iowa, Missouri, Kentucky sowie Tennessee, in Chile und auf den Azoren ein Neophyt. In einigen Gebieten der Welt wird sie als invasive Pflanze bewertet. Sie gedeiht typischerweise auf organischen Sedimenten oder manchmal auf Lehm in Sumpfgebieten, an den Rändern stehender Gewässer und in Reisfeldern.

Die Stachelspitzige Teichsimse ist ein subozeanisches, mediterranes Florenelement. Offensichtlich wird sie aus ihrem Hauptverbreitungsgebiet, den Mittelmeerländern, nach Mitteleuropa gelegentlich eingeschleppt. Die Stachelspitzige Teichbinse besiedelt in Mitteleuropa die Ufer stehender oder langsam fließender Gewässer am inneren Rand des Schilfgürtels. Sie scheut Spätfröste und Winterkälte. Sie kommt daher in Mitteleuropa nur in den klimatisch begünstigten Gebieten vor. Insgesamt ist sie in Mitteleuropa sehr selten, sie bildet aber an ihren Standorten meist kleinere Bestände. In Deutschland gibt es wenige Einzelfundein der Oberrheinebene, im Kraichgau, in Franken und bei Regensburg. In Südbayern kam sie 1970/71 nur im Bodenseegebiet an einer einzigen Stelle beständig vor, dort ist sie seit 1991 verschwunden; 2002 und 2003 gelangen im Isartal bei Landshut und Dingolfing Neufunde; die ehemaligen Vorkommen im Regental zwischen Cham und Pösing konnten 2007 bis 2008 wieder bestätigt werden; 2008 wird von einem unbeständigen Nachweis bei Ering berichtet.

Die Stachelspitzige Teichsimse gilt zentraleuropaweit als gefährdet und befindet sich in Mitteleuropa im Rückgang. Die Stachelspitzige Teichsimse wurde in der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands von 1996 als vom Aussterben bedroht eingestuft. In Baden-Württemberg gilt sie als ausgestorben, in Bayern vom Aussterben bedroht (1996) oder stark gefährdet (2003) und in Rheinland-Pfalz sowie Sachsen-Anhalt als unbeständig; in den anderen deutschen Bundesländern gibt es keinen Nachweis. Für die ganze Schweiz gilt die Stachelspitzige Teichsimse als „endangered“ = „stark gefährdet“, doch in einigen Kanonen ist sie „vom Aussterben bedroht“ (CR) oder sogar „regional ausgestorben“.

Stachelspitzige Teichsimse Steckbrief

Blütenfarbe: grün, braun oder unscheinbar;
Höhe/Länge von 30cm bis 1m
Blütezeit von August bis Oktober
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: ganzrandig;
Trockenfrüchte: Nuß
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude); einjährig;
Bestäubungsart: Windbestäubung;
Neolin-Entoxin®
Fella-Entoxin®Prostata-Entoxin® NViscum-Entoxin® N

Literatur

Bildquellenverzeichnis


Schütze diese Pflanze besonders!

ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Schweiz! Kategorie EN (Stark gefährdet)


ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Bayern! Kategorie 2 (stark gefährdet)


ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Deutschland! Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht)





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