Wilde Tulpe - Tulipa sylvestris

Familie: Liliengewächse - Liliaceae

Kategorie: Garten  Alpenpflanze  mediterrane Pflanze  

Wilde Tulpe Info

Tulipa: pers. dulbend = Turban (Blütenform); "Tulpe"
sylvestris: wild

andere Namen: Wildtulpe

Die Wilde Tulpe ist in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt und gilt gemäß der Roten Liste als stark gefährdet. Sie darf nicht ausgegraben oder gepflückt werden. Als ursächlich für die Bestandsminderung wird in erster Linie die Intensivierung der Landwirtschaft im Bereich Acker- und Weinbau angesehen.

Allgemeine Merkmale

Die Wilde Tulpe ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von meist 30 bis 45 (10 bis 60) Zentimetern erreicht. Dieser Geophyt bildet Zwiebeln als Überdauerungsorgan aus. Oft entwickeln die Zwiebeln unterirdische Stolonen, welche die vegetative Vermehrung sicherstellen.
Zwiebel der Weinbergtulpe im Winter

Blätter

Gewöhnlich werden drei Blätter pro Pflanze ausgebildet, in seltenen Fällen können sie auch zu viert stehen. Die einfachen, blaugrün gefärbten Laubblätter sind ungestielt. Die Form der Spreite variiert von schmal-lanzettlich bis linealisch und läuft in einer spitzen, rinnenartig gebogenen Blattspitze aus. Der Blattrand ist glatt ausgestaltet. Die Blätter fühlen sich relativ weich an, sind unbehaart und von glatter Struktur. Sie entwickeln eine Länge von etwa 15 bis 35 cm und eine Breite zwischen 1 und 2 cm.

Blüte und Frucht

Pro Pflanze entwickelt sich gewöhnlich eine endständige, schwach duftende, glockenförmige Blüte. Selten können zwei Blüten an einer Pflanze beobachtet werden. Die sechs Blütenhüllblätter sind zu zwei Kreisen à drei Blütenhüllblätter angeordnet. Die Blütenhüllblätter des äußeren Kreises sind 30 bis 40 (bis 65) mm lang und 8 bis 15 (bis 25) mm breit, die des inneren Kreises sind 30 bis 40 (bis 60) mm lang und 15 bis 20 (bis 25) mm breit. Die sechs nach vorne spitz zulaufenden, am Grund behaarten Blütenhüllblätter sind an ihrer Innenseite leuchtend gelb gefärbt, die Außenseite weist bisweilen eine grünliche oder rötliche Tönung auf. Auch die sechs fertilen Staubblätter stehen in zwei gleichen Kreisen zusammen. Sie zeichnen sich durch flache, 8 bis 14 mm lange, behaarte Staubfäden mit auffallend orangefarbenen Staubbeuteln aus. Die Länge der Staubbeutel variiert zwischen 4 und 9 Millimeter. Die Wilde Tulpe besitzt einen hellgrünen, etwa 10–12 Millimeter langen, oberständigen Fruchtknoten, der aus drei miteinander verwachsenen Fruchtblättern besteht. Scheidewände unterteilen ihn in drei Fruchtknotenfächer. Jedes Fruchtfach enthält zwei Samenleisten. Da kein Griffel ausgebildet ist, schließen drei kurze, gelbe Narbenlappen den Fruchtknoten ab. Die Blüte schließt sich abends und bei trübem, feuchten Wetter; in der Sonne breiten sich die Blütenhüllblätter zu einem großen gelben Stern mit einem Durchmesser von 7 bis 8 cm aus. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Mai.

Die flachen Samen reifen in einer ledrigen, dreikammerigen Kapselfrucht
Kapselfrüchte und Samen
Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48, seltener 24 oder 36.

Ökologie

Die Wilde Tulpe ist die Kennart der Weinbergslauch-Gesellschaft, Geranio-Allietum. In Nordwesteuropa kommt sie auch in Gesellschaften des Verbands Alliarion vor.

Die Blüten sind homogame, wohlriechende „Nektar führende Scheibenblumen“ mit einem sich im Sonnenlicht ausbreitenden Perigon. Die Nektarabsonderung erfolgt an der äußeren Staubblattbasis. Die papillösen Narben scheiden eine zuckerhaltige Flüssigkeit ab, die gelegentlich von Insekten aufgenommen wird. Insekten übernehmen auch die Bestäubung. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Mai. In Gebüschen oder Wäldern bleiben die Pflanzen in der Regel blütenlos (steril), bedecken aber oft größere Flächen mit ihrem Laub.

Die Fruchtkapseln sind Austrocknungsstreuer d. h., sie schließen sich bei Feuchtigkeit. Der Wind verbreitet die Samen als Segelflieger. Fruchtreife ist im Juli.

Vegetative Vermehrung erfolgt durch Ausläufer und Zwiebeln. Die Ausbreitung durch den Menschen erfolgt mit Erde und gelegentlich als Zierpflanze.


Standort

Diese Art bevorzugt als Standorte Wälder, Gebüsche, Hecken und Weinberge mit fetten, feuchten, steinarmen Lößlehmböden, mit warmen Klima. Sie ist nahezu in ganz Europa anzutreffen. Meist blüht sie hier nur an besonnten Standorten.

Verbreitung/Vorkommen

Der Ursprung liegt in Südeuropa (Sizilien, Griechenland und der Türkei). Sie wurde erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von Bologna nach Mitteleuropa als Zierpflanze eingeführt. Im Laufe der Zeit verwilderte die Art, daher findet man diese insgesamt seltene Art am ehesten am Rand alter Gartenkulturen oder in Weinbergen. Heute ist sie hauptsächlich in Süd- und Südost-Europa verbreitet.

In Europa sind etwa elf Tulpen-Arten heimisch. Tulipa sylvestris ist die einzige in Deutschland wild vorkommende Tulpenart.

In den Weinbergen von Gau-Odernheim findet man die größte Ansammlung der Wilden Tulpe nördlich der Alpen. Außerdem kommen die Weinbergstulpen am Kaiserstuhl und in Franken vor. In Franken gibt es Bestände in der Weinlage Kirchberg in Castell, in Dettelbach, Heidingsfeld, Eibelstadt und Würzburg.

Wilde Tulpe Steckbrief

Blütenfarbe: gelb;
Höhe/Länge von 30cm bis 50cm
Blütezeit von April bis Mai
Lebensraum: (Fett-) Wiesen und Weiden; Gebirge; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen; Weinberge;
Blütenstand: Endständige Einzelblüte
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: ganzrandig;
Trockenfrüchte: Kapsel
Häufigkeit: selten
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Höhenstufen: Hochlage (1500-3000m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 800m
Höhenstufe max. in den Alpen: 2000m
Lichtbedarf: Licht;
Bodenfeuchte: trocken; wechselfeucht; wechseltrocken;

Wilde Tulpe Garten / Anbau

Lichtanspruch: Licht;
Boden Feuchte: trocken; wechselfeucht; wechseltrocken;
Fella-Entoxin®Spasmo-Entoxin®Adenolin-Entoxin® NN
D.-B.-Entoxin® N

Literatur

Bildquellenverzeichnis


Schütze diese Pflanze besonders!

ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Bayern! Kategorie 2 (stark gefährdet)


ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Deutschland! Kategorie 3 (gefährdet)





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