Vogelnestwurz - Neottia nidus-avis

Familie: Knabenkrautgewächse - Orchidaceae

Kategorie: mykoheterotrophe Pflanze  Alpenpflanze  besondere Pflanzen  

Vogelnestwurz Info

Neottia: gr. neottia = Vogelnest (Rhizomform); "Nestwurz"
nidus-avis: (Vogel)nest-

Durch erhitzen der Pflanze, beispielsweise mit einem Feuerzeug wird die erhitzte Stelle hellgrün. Durch die Erwärmung bildet sich aus dem rudimentären braunen Farbstoff der Pflanze erneut das ursprünglich in früherer Entwicklungsphase entstandene Blattgrün (Chlorophyll).
(Bitte fackelt jetzt nicht alle Pflanzen ab! Zur Demonstration genügt die das erhitzen des Spitzchen eines Blattes.)
Um auf die besondere Gefährdung Rote Liste Bayern 2002/2003) dieser Art aufmerksam zu machen, wurde die Vogel-Nestwurz vom Arbeitskreis Heimische Orchideen zur Orchidee des Jahres 2002 gewählt.


Die Vogelnestwurz (Neottia nidus-avis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Nestwurzen (Neottia) in der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Der Name geht auf die vogelnestartige Form des Wurzelstocks zurück.

Die ganze Pflanze wirkt recht ungewohnt, da die Blüten, Stängel und die schuppenförmigen Blätter die gleiche Farbe, ein helles Braun, besitzen. Die Wuchshöhe beträgt etwa 20 bis 40 Zentimeter.
Im Gegensatz zu grünen, autotrophen Pflanzen kann die Vogelnestwurz die zu seiner Ernährung benötigten Kohlenstoffverbindungen nicht selbst aus anorganischen Stoffen aufbauen (assimilieren). Stattdessen bezieht er sie von Pilzen, die seine Wurzeln mit einem dichten Hyphengeflecht umspinnen (Mykorrhiza): er ist mykoheterotroph. Bei den Pilzen handelt es sich um Ektomykorrhizapartner von Bäumen. Von diesen erhalten sie organische C-Verbindungen, im Gegenzug versorgen die Pilze ihre Baumpartner mit Wasser und mineralischen Nährstoffen. Somit sind Bäume die Quelle des über das gemeinsame Hyphennetzwerk an die Vogelnestwurz weitergeleiteten Kohlenstoffs.

Diese indirekte Form des Parasitismus konnte Björkmann bereits 1960 durch Versuche mit radioaktiv markierten Tracern nachweisen. Er prägte dafür die Bezeichnung „Epiparasitismus“. Im englischsprachigen Raum wird auch von einer „tripartite relationship“ oder „tripartite association“ gesprochen.

Die spornlosen Blüten duften stark nach Honig und wachsen in reichblütigen Ähren.

Ab Mai bis Juli können wir können wir in schattigen Laub- und Nadelwäldern bei genauem hinsehen eine seltsame braune, zunächst etwas unansehnliche Blume entdecken. Im ersten Augenblick scheint es sich dabei um die abgestorbenen, trockenen Reste einer Pflanze der Vorjahresgeneration zu handeln. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass die Pflanze in vollem Saft und Blüte steht. Es handelt sich dabei um einen etwas ungewöhnlichen Vertreter aus der Familie der Knabenkrautgewächse (Orchidaceae), also um eine Orchidee. Diese Ausnahmeart der Familie, genannt Vogelnestwurz (Neottia nidus-avis) bekam Ihren Namen durch ihren vogelnestähnlichen Wurzelstock. Sie besitzt, wie die vor kurzem vorgestellte Schuppenwurz, kein Chlorophyll betreibt also ebenfalls keine Photosynthese.

Die Pflanze gehört jedoch nicht zu den rein schmarotzenden Pflanzen, wie man vielleicht erwarten würde. "Alles" was sie zum leben braucht (vor allem Kohlenstoff) erhält sie über einem mit verschiedenen Laubbäumen in Symbiose (Mykorrhiza) lebenden Pilz. Das Hyphengeflecht des Pilzes umspinnt gleichermaßen die Wurzeln von Bäumen, sowie die der Vogelnestwurz und dient so als Vermittler zwischen dem Kohlenstoff spendenden Baum und der krautigen Pflanze.

Diese Art der Ernährungsweise nennt sich Mykoheterotrophie.

Es wird bei dieser Vorgehensweise jedoch auch von „Epiparasitismus“ gesprochen, da der Baum von der Vogelnestwurz keinen direkten Nutzen hat. Der Pilz scheint jedoch auch von der Vogelnestwurz zu profitieren, da er seine Wurzeln aktiv umspinnt. (Erhalt der von der Wurzel aufgenommener Spurenelemente?)
Das Wohlergehen des Pilzes insgesamt kommt allerdings wiederum dem Baum zugute. Er hilft ihm bei der Wasseraufnahme).
So betrachtet handelt es sich wohl auch um eine fruchtbare Dreierbeziehung in der Vogelnestwurz, Pilz und Baum gleichermaßen profitieren. Sie blüht gelegentlich auch unterirdisch und ist dann selbstbestäubend.

Die Pflanzen blühen in der Regel nur wenige Male und sterben dann zum Teil ab. Zuvor schnüren sich einzelne Wurzelspitzen ab und wachsen zu einer eigenständigen Pflanze heran.

Die vertrockneten Triebe sind sehr widerstandsfähig und oft noch nach mehreren Jahren zu sehen.


Standort

Als Standort werden schattige, nährstoffreiche Buchen- und Laubmischwälder bevorzugt. Seltener auch auf nährstoffreichen Wiesen. In den Alpen steigt sie bis 1500 Meter auf. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Hüttenwald nahe der Petersberg-Alpe bis zu 1400 m Meereshöhe auf.

Verbreitung/Vorkommen

Die Art ist mit Ausnahme des nördlichsten Skandinaviens in ganz Europa heimisch, strahlt aber weit nach Russland und in den Kaukasus aus.

In Deutschland wird sie vom Süden zum Norden hin seltener. Im Lauf des 20. Jahrhunderts ging die Art in Deutschland vor allem durch eine intensive Waldwirtschaft zurück. Regional ist sie hier gefährdet.

Vogelnestwurz Steckbrief

Blütenfarbe: grün, braun oder unscheinbar;
Höhe/Länge von 20cm bis 40cm
Blütezeit von Mai bis Juli
Lebensraum: (Fett-) Wiesen und Weiden; Ebene; Gebirge; Mittelgebirge; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen;
Blütenstand: Traube
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: ganzrandig;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: parallele Blattnerven ( Kl.:Monocotyledoneae); Pflanze ohne Blattgrün;
Verholzungsgrad: Stängel krautig
Häufigkeit: häufig
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Hochlage (1500-3000m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 1500m
Bestäubungsart: Insektenbestäubung; Selbstbestäubung;
Lichtbedarf: Schatten;
Nährstoffbedarf: basenreich; nährstoffreich;
Bodenart: kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; Mullboden;
PH-Wert Boden: mäßig sauer; mild;
Bodenfeuchte: frisch;

Vogelnestwurz Garten / Anbau

Lichtanspruch: Schatten;
Boden Beschaffenheit: kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; Mullboden;
Boden PH-Wert: mäßig sauer; mild;
Boden Feuchte: frisch;
Boden Nährstoffgehalt: basenreich; nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis





 

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