Saat-Platterbse - Lathyrus sativus

Familie: Schmetterlingsblütler - Fabaceae

Kategorie: Futterpflanze  Giftpflanze  Gründüngung-Bodenverbesserer  landwirtschaftliche Kulturpflanze  verwildernde Zierpflanze  

Saat-Platterbse Info

Lathyrus: gr. Name; "Platterbse", "Edelwicke"
sativus: gesät, angepflanzt

Wildvorkommen dieser alten Kulturpflanze sind nicht bekannt.

Vegetative Merkmale

Die Saat-Platterbse ist eine einjährige Pflanze mit kräftiger Wurzel. Ihre Stängel sind niederliegend oder kletternd und werden 15 bis 60, selten 100 cm lang. Sie sind stark verzweigt, tragen 0,5 bis 1,5 mm breite Flügel und sind mit diesen 4 bis 6 mm breit. Die Blattstiele sind ebenfalls breit geflügelt (1 bis 2,5 mm). Alle Blätter besitzen ein Fiederpaar, die oberen Blätter einfache oder häufiger verzweigte Ranken. Die Fiederblättchen sind 2,5 bis 15 cm lang, 3 bis 7 mm breit, dabei mindestens 3-mal so lang wie breit. Ihre Form ist lineal-lanzettlich bis elliptisch, sie haben 5 bis 7 deutliche, und mehrere dünne Längsnerven. Die Nebenblätter sind 10 bis 20 mm lang und 2 bis 5 mm breit und von lanzettlicher bis halbpfeilförmiger Gestalt.
Generative Merkmale

Die kurz gestielten Blüten stehen in meist einzeln in reduzierten, traubigen Blütenständen. Der Blütenstandsschaft ist 3 bis 6 cm lang, überragt den Blattstiel und läuft in einer kurzen Granne aus. Das Tragblatt ist schuppenförmig.

Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist kahl. Die Kelchzähne sind lanzettlich, untereinander fast gleich lang und zwei- bis dreimal so lang wie die kurze Kelchröhre. Die Krone ist 12 bis 24 mm lang und verschiedenfarbig: meist ist sie weiß mit bläulicher Aderung, seltener rosa oder bläulich. Flügel, Schiffchen und Griffel sind nach links gedreht, wodurch die Blüte stark asymmetrisch wird.

Die Hülsenfrucht ist bei einer Länge von 25 bis 40 mm und einer Breite von 10 bis 18 mm eiförmig bis rhombisch, flach, kahl und netznervig. Ihre Farbe ist strohfarben, sie besitzen eine zweiflügelige Rückennaht und beinhalten zwei bis fünf Samen. Die Samen sind 7 bis 10 (selten 15) mm lang, 5 bis 9 mm breit sowie 4 bis 6 mm hoch, sind kantig und haben die Form eines Beiles. Die Samenschale ist glatt und unterschiedlich gefärbt, oft haben sie braune Flecken. Der Nabel ist elliptisch, 1,5 bis 2 mm lang.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.

Blütenökologie
Blütenökologisch handelt es sich um Schmetterlingsblumen mit Bürstenmechanismus. Es überwiegt die Selbstbestäubung. Fremdbestäubung erfolgt nur, wenn sich ein geeigneter Blütenbesucher mitten auf die Blüte setzt. Aufgrund der Drehung des Schiffchens können Blütenbesucher auch an der rechten Seite Nektar saugen.


Standort

Sie wächst bevorzugt auf frischen, nährstoff- und kalkreichen Lehmböden und ist auf die colline Höhenstufe beschränkt.

Verbreitung/Vorkommen

Die Heimat der Saat-Platterbse liegt vermutlich im Mittelmeerraum und in Vorderasien. Wildvorkommen sind nicht bekannt. Sie ist eine alte Kulturpflanze und weit über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus eingebürgert. In Südeuropa wird sie seit dem Altertum angebaut, nördlich der Alpen ist sie erst seit dem 16. Jahrhundert belegt.

Verwendung in der Küche

Saat-Platterbsen spielen in geringem Maße auch eine Rolle in der menschlichen Ernährung. Zu den europäischen Ländern, in denen das Mehl aus den Hülsenfrüchten gegessen wird, zählen Spanien und Italien. Verwendung als Lebensmittel findet sie aber auch in Afrika und Asien.

Giftigkeit

Besonders die Samen sind giftig.
Verschiedene Arten der Gattung Lathyrus (Platterbse) sind giftig und giftverdächtig. Bei Lathyrus sativus wurde eine starke Giftigkeit vor allen für Pferde und Rinder nachgewiesen (Lathyrismus). Symptome bei Pferden sind Kehlkopfpfeifen, Schreckhaftigkeit, Aufregung, von der Wirbelsäule ausgehende Lähmungserscheinungen, besonders der Hinterextremitäten. Diese Erscheinungen zeigen sich vor allem bei bewegten Tieren, nicht so sehr bei ruhenden Tieren. Der Krankheitsverlauf zieht sich über mehrere Tage und Wochen hin und kann irreversibel sein. Bei Rindern wurden auch Skelettveränderungen festgestellt.

Lathyrismus tritt auch beim Menschen auf, wenn er sich in Notzeiten überwiegend vom Mehl der trockenheitsresistenten Saat-Platterbsen ernährt. Klinisch manifestiert sich Lathyrismus-Neurotoxizität durch Muskelspasmen, anfänglich Kribbeln an den Beinen, Krämpfe der Extremitätenmuskulatur und progressive spastische Lähmung (Parese) der Beinmuskulatur. Typisch ist der Gang, bei dem die Betroffenen faktisch von einem Bein aufs andere fallen. Gefühls- und Blasenfunktionsstörungen können ebenfalls auftreten. Gelegentlich wird ein grobschlägiger Tremor der Arme beobachtet. Die Symptomatik des Lathyrismus tritt im allgemeinen nach längerfristiger und häufiger Aufnahme durch einseitige Ernährung mit Lathyrus-Samen auf. Bei einmaliger Aufnahme sind Beschwerden unwahrscheinlich.

Für den europäischen Raum ist ein verheerender Ausbruch dieser Erkrankung zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschrieben. Viele Spanier ernährten sich während der Befreiungskriege gegen Napoleon in hohem Maße von Platterbsen. Francisco Goya hat die Folgen dieser Erkrankung unter anderem in seiner Radierung Gracias a la Almorta (dt.: Dank der Platterbse) festgehalten. Lathyrismus tritt heute noch in Dürregebieten auf, wenn andere Lebensmittel rar werden. Ausbrüche in der jüngeren Vergangenheit sind unter anderem für China, Indien, Bangladesch und Äthiopien beschrieben.

Inhaltsstoffe

Hauptwirkstoffe sind 1,5–2,5 % Allantoin, etwa 1,74 % Arbutin sowie das Neurotoxin β-(N-γ-glutamyl)-aminopropionitril.

Sonstige Verwendung

In Mitteleuropa wird die Saat-Platterbse nur noch selten als Futterpflanze (Grün- oder als Körnerfutterpflanze) angebaut. Einige Verbreitung hat sie wieder als Gründüngerpflanze gefunden. Sie ist als Körnerfrucht mit maximalen Erträgen von 2 bis 3 Tonnen pro Hektar in Europa nicht konkurrenzfähig. Einige Bedeutung hat die Saat-Platterbse mit mehreren Kultursorten nur in Indien.

Saat-Platterbse Steckbrief

Blütenfarbe: blau, lila oder violett;
Höhe/Länge von 30cm bis 1m
Blütezeit von Mai bis Juni
Lebensraum: Äcker, Getreidefelder, Brachen; gestörte Standorte: Schutt- und Kiesplätze, Wege, Straßenränder, Unkrautfluren, Stadt, Pflasterritzen, u.a.;
Blattspreite: geteilt
Blattrand: ganzrandig;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: Mit Blattranken; Nebenblätter (kleine Seitenblätter am Blattgrund);
Trockenfrüchte: Hülse
Lebensdauer: einjährig;
Lichtbedarf: Licht;
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden;
Bodenfeuchte: frisch;

Saat-Platterbse Garten / Anbau

Lichtanspruch: Licht;
Boden Beschaffenheit: kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden;
Boden Feuchte: frisch;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis


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