Herbst-Zeitlose - Colchicum autumnale

Familie: Schwertliliengewächse - Iridaceae

Kategorie: Heilpflanze  Giftpflanze  Zwiebelpflanze  Bienenblume  Alpenpflanze  

Herbst-Zeitlose Info

Colchicum: n. d. Kolchis (Ostküste d. Schwarzen Meeres, Land der Gift­mi­scherinnen, griech. Mythologie), Pfl. sehr gif­tig; "Herbstzeitlose"
autumnalis: herbstlich

andere Namen: Giftkrokus, Butterwecken, Giftblume, Hahnenklöten, Henne, Hennegift, Herbstblume, Herbstlilie, Michelsblume, Michelwurz, Mönchskappen, Teufelsbrot, Teufelswurz, Wiesenlilie, Wiesensafran, Wildsafran, Wilde Zwiebel, Winterhaube, Winterhauch, Zeitlose

In der Pflanzenzucht verwendet man Colchicin zur Polyploidisierung und damit zur Vergrößerung von Zuchtpflanzen, wie zum Beispiel bei Erdbeeren. Diese Wirkung wird erzielt, da Colchicin die Mitose unterbricht, so dass sich die DNA-Menge im Zellkern bei jeder unterbrochenen Teilung verdoppelt, wodurch jede einzelne Zelle weitaus größer wird.

Die Herbst-Zeitlose oder Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Liliengewächse (Liliaceae) gehört. Sie ist eine giftige Pflanze, deren Gift in Medizin und Pflanzenzucht verwendet wird. Die Herbst-Zeitlose ist weit verbreitet.
Die Herbst-Zeitlose ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 8 bis 30 cm erreicht. Es handelt sich um einen Geophyten, was bedeutet, dass die Teile der Pflanze, die ungünstige Jahreszeiten überdauern, unterirdisch liegen. Während des Winters wird die ursprüngliche Sprossknolle abgebaut und darüber eine neue angelegt. Gleichzeitig wächst der Seitenspross zu einer neuen Knolle heran. Im Sommer bildet die Herbst-Zeitlose eine braunschuppige Sprossknolle mit einem Durchmesser von 2,5 bis 5 cm und einer Länge bis zu 7 cm. Die in einer grundständigen Rosette stehenden, schmalen, länglich-lanzettlichen Laubblätter erscheinen zusammen mit dem Fruchtstand im Frühjahr und sind bis 40 cm lang.

Im Herbst werden ein bis drei Blüten pro Pflanze gebildet. Währen der Blütezeit trägt die Pflanze nur sehr kleine kaum wahrnehmbare Stängelblätter. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind dreizählig. Die sechs gleichgestaltigen, meist blassrosa bis violett, selten weiß gefärbten Blütenhüllblätter sind zu einer langen Röhre verwachsen. Es sind sechs Staubblätter vorhanden. Der, aus drei Fruchtblättern verwachsene, Fruchtknoten befindet sich tief in der Erde. Die drei Griffel sind bis zum Grund frei. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie), z. B. durch Bienen und Fliegen; diese Art ist selbstfertil.
Die Blütezeit reicht von September bis Oktober, selten auch im Frühjahr.Die länglich-eiförmige, braune Kapselfrucht wird erst zur Reifezeit im Frühsommer (Mai bis Juni) mit den Blättern über die Erde geschoben; bei Reife ist die Kapselfrucht blasig aufgeschwollen. Die kleinen, schwarzbraunen Samen besitzen ein weißes, klebriges Anhängsel, das die Verbreitung durch Ameisen (Myrmekochorie) sichert; auch Windausbreitung ist möglich.


Standort

Die Herbst-Zeitlose wächst vor allem auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen und an Böschungen, hier bevorzugt an sonnigen oder halbschattigen Standorten, an denen es relativ warm ist und die nicht ungeschützt dem Wind ausgesetzt sind. Die Art tritt an manchen Standorten massenhaft auf. Im allgemeinen wird die Herbstzeitlose durch Überdüngung stark zurückgedrängt.

Verbreitung/Vorkommen

Die Herbst-Zeitlose stammt ursprünglich aus Westasien und Teilen des östlichen Mittelmeerraumes, findet sich heute aber verbreitet auch in Süd-, Mittel- und Westeuropa; im Norden ist sie selten oder fehlt. Das Hauptverbreitungsgebiet reicht von Südengland und der Iberischen Halbinsel bis nach Russland.

Giftigkeit

Es kommt immer wieder zu Vergiftungsfällen durch Verwechslung mit dem Bärlauch.
Vergiftungserscheinungen treten meist erst mit zwei bis sechs Stunden Verzögerung ein. Die Symptome äußern sich zunächst in einem Brennen im Mund. Es folgen Schluckbeschwerden, Übelkeit. schneller Puls und Erbrechen mit oft blutigen Durchfällen. Je nach Dosis kann es vor allem bei Kindern bis zum Tod durch Atemlähmung oder Kreislaufversagen kommen, häufig beobachtet man auch Nierenschädigungen. In der Literatur wird eine Sterblichkeit von 90 Prozent angegeben. Als tödliche Dosis gelten bei Erwachsenen etwa 20 mg, entsprechend etwa 5 g Samen oder etwa 50 g Blättern.
Eine besondere Gefahr von Colchicin geht für Kinder aus, die in ländlichen Gegenden z. B. beim Einsammeln von Heu im beginnenden Herbst leicht in Kontakt mit den dann blühenden Pflanzen kommen können, gerade auch in Anbetracht der schon beim Erwachsenen geringen tödlichen Dosis von Colchicin, die bei Kindern noch tiefer liegt. Außerdem gibt es Berichte über Vergiftungen durch die Milch von Schafen oder Ziegen, die zuvor Herbst-Zeitlose gefressen haben sollen. Aber nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene kann die Herbst-Zeitlose gefährlich sein. Vor allem, wenn man ihre Zwiebeln mit Küchenzwiebel verwechselt oder die Blätter mit Bärlauch oder anderem Wildsalat und so größere Mengen der giftigen Pflanze zu sich nimmt. Des Weiteren ähnelt die Herbst-Zeitlose sehr stark einigen verbreiteten Zierpflanzen wie dem Krokus, was ebenfalls zu gefährlichen Verwechslungen führen kann (vgl. Namen).

Die Herbst-Zeitlose ist auch giftig für viele Tierarten: Pferde, Rinder und Kühe, Schafe, Ziegen, Hunde und Katzen, Kaninchen, Hasen, Meerschweinchen, Hamster und auch für Vögel.
Die lange Latenzzeit der Giftwirkung erschwert eine rechtzeitige Behandlung. Bereits bei Verdacht einer Vergiftung empfiehlt sich die Gabe von Aktivkohle. In jedem Fall ist unbedingt ärztliche Hilfe angezeigt.

Inhaltsstoffe

Alle Teile der Herbst-Zeitlosen enthalten das giftige Alkaloid Colchicin, ein Kapillar- und Mitosegift. Der höchste Gehalt findet sich in der Blüte mit bis zu 1,8 %. Aber auch die Samen (0,5 %), die Knolle (0,2 %) und die Blätter (0,03 %) enthalten genug Colchicin, um Vergiftungen bewirken zu können. Der Gehalt schwankt im Jahresverlauf und nimmt mit der Samenreifung zu. Auch in getrockneten Pflanzenteilen bleibt das Alkaloid erhalten.
Neben dem Colchicin sind in der Pflanze noch Lumicolchizin, Demecolcin und etwa 20 weitere Alkaloide sowie Colchicosid, Inulin und Asparagin enthalten.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Die in der Pflanze enthaltenen Giftstoffe Colchizin und Demecolcin kommen auch in der Schulmedizin zum Einsatz und werden dort unter anderem in der Krebstherapie (Wirkstoff Demecolcin) eingesetzt. Neben der toxischen Wirkung findet Colchicin aber auch Anwendung in der Pflanzenzucht. In der richtigen Dosis kann man Colchicin zur Behandlung von Gelenkschmerzen bei Gicht verwenden, wobei hier mittlerweile aufgrund der starken toxischen Wirkung bei falscher Dosierung meist andere Medikamente eingesetzt werden.

Dioscurides beschrieb schon Colchicum-Arten in seiner De materia media. Die Droge wurde damals zu Heilzwecken, wie auch zu Giftmorden benutzt.

Hieronymus Bock schrieb über Colchicum, er warnt aber eindringlich vor ihrem Gebrauch. Tabernaemontanus berichtet, dass die Herbst-Zeitlose auch von Apothekern mit anderen Arten verwechselt wurden: "... welches ein grosser Irrthum und Verderben der Krancken / weil diese Wurzel im Leib gifftig / die den Menschen tödtet/ ..."

Verwendung in Homöopathie/Anthroposophie

Gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis gehören zu den Anwendungsgebieten: Stoffwechselschwäche mit Neigung zu Stauungen und Ablagerungen, z.B. Gicht, Rheuma, Schilddrüsenvergrößerung (euthyreote Struma).
In der homöopathischen Therapie findet Colchicum bei rheumatischen Beschwerden, Gicht und Verdauungsproblemen Verwendung. Hauptanwendungsgebiete sind Schmerzen in den Gelenken, Übelkeit (vor allem Schwangerschaftsübelkeit), Magenschmerzen und Wetterfühligkeit (Dr.Loges).
Dabei wird u.a. aus den zerkleinerten und in Alkohol angesetzten frischen im Herbst gesammelten Zwiebelknollen, das Homöopathikum Colchicum autumnale hergestellt, welches zum Beispiel bei Gicht, Gastroenteritis, Rheuma, Katarakt, Perikarditis und Schwangerschaftsübelkeit verabreicht wird. In Deutschland ist Colchicum autumnale bis einschließlich D3 Potenz verschreibungspflichtig.

Arzneimittel:

Colchicum, Tuber WELEDA Rezepturpräparat (z.B. Apotheke an der WELEDA)

Colchicum e planta tota WALA.

arthro-loges® Dr.Loges

Zur Linderung von Schmerzen und chronischen Beschwerden. Wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd, löst Harnsäurekristalle und leitet diese aus. Durch die spezielle Wirkstoffkombination von arthro-loges® werden rheumatische Beschwerden von mehreren Seiten beeinflusst. Schmerzen werden in der Regel rasch gelindert und bei längerer Anwendung auch chronische Beschwerden, wie die Gelenksteifigkeit, vermindert.
Ledum (Sumpfporst), Rhus toxicodendron (Giftsumach) und Formica rufa helfen gegen akute und chronische Gelenk- und Muskelschmerzen.
Die Bestandteile Berberis (Sauerdorn), Thuja (Lebensbaum), Colchicum (Herbstzeitlose) und Lithium beeinflussen vor allem die zugrunde liegenden Stoffwechselvorgänge und normalisieren den Harnsäurestoffwechsel. Harnsäurekristalle werden gelöst und ihre Ausscheidung wird verstärkt.
Die Anwendungsgebiete leiten sich von den homöopathischen Arzneimittelbildern ab. Dazu gehören: Besserung rheumatischer Gelenkschmerzen. Enthält 56 Vol.-% Alkohol.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
(mit freundlicher Genehmigung von Dr.Loges)

Herbst-Zeitlose Steckbrief

Blütenfarbe: blau, lila oder violett; rot, rosa oder purpurn;
Höhe/Länge von 5cm bis 40cm
Blütezeit von August bis November
Lebensraum: (Fett-) Wiesen und Weiden; Auen; Gebirge; Halbmagerrasen;
Blütenstand: Endständige Einzelblüte
Blattstellung: grundständige Blattrosette / Blätter
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: ganzrandig;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: Blätter stengelumfassend; parallele Blattnerven ( Kl.:Monocotyledoneae);
Häufigkeit: verbreitet
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Hochlage (1500-3000m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 1400m
Lichtbedarf: Halbschatten; Schatten;
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: lehmiger Boden / Lehmboden; toniger Boden / Tonboden;
PH-Wert Boden: mild; sauer;
Bodenfeuchte: feucht; wechselfeucht;

Herbst-Zeitlose Garten / Anbau

Lichtanspruch: Halbschatten; Schatten;
Boden Beschaffenheit: lehmiger Boden / Lehmboden; toniger Boden / Tonboden;
Boden PH-Wert: mild; sauer;
Boden Feuchte: feucht; wechselfeucht;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
Viscum-Entoxin® NAdenolin-Entoxin® NN
Ekzem-Entoxin® NErkältungs-Entoxin®

Literatur

Bildquellenverzeichnis





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