Leberblümchen - Hepatica nobilis

Familie: Hahnenfußgewächse - Ranunculaceae

Kategorie: Garten  Giftpflanze  immergrün  Bauerngarten  Frühblüher  Alpenpflanze  

Leberblümchen Info

Hepatica: gr. hepar = Leber (Blattform, n. d. Signa­turen­leh­re), al­tes Heil­mittel bei Leber­krankheiten; "Le­ber­blümchen"
nobilis: vornehm, edel

andere Namen: Syn.: Anemone hepatica, zum Teil nur regional: Buechwunni (Brienz, Berner Oberland), Guldin Cle, Goldklee, Güldenklee (Altmark), Guldenklee, Haselmünich (Tirol), Haselblume, Haselvoaltcher (Siebenbürgen), Herblümlein, Herzfreude, Herzkraut, Hirschklee, Himmelblüeml (Südtirol), Blaue Holzblume (Henneberg), Leberblom (Mecklenburg), Leberblümli (Bern, St. Gallen), Leberblume (Graubünden), Leberklee, edel Leberkraut (mittelhochdeutsch), güldin Leberkrut, Leberkrut (mittelhochdeutsch), Leverblome (mittelniederdeutsch), Leverkrud (mittelniederdeutsch), Leverwort (mittelniederdeutsch), Liewerkrokt (Siebenbürgen), blau Märzablüm (Aargau), Märzblom (Altmark), Maiblümli (Glarus), Mühliblüamli (St. Gallen bei Sargans), blag Oeschken (Pommern), Schöranchel (Mecklenburg), Schwarzblätterkraut (Schlesien), Steibluoma (St. Gallen im Oberrheintal), Steiblüomli (St. Gallen im Oberrheintal), blaue Violen (Ostpreußen) und Vorwitzchen (Paderborn)

Das Leberblümchen gehört zu den ersten Frühjahrsblühern. Die Blütezeit der einzelnen Pflanze beträgt nur etwa eine Woche. Während dieser Zeit verdoppelt sich die Länge der Blütenhüllblätter.

Die violette Farbgebung basiert auf dem Farbstoff Anthocyan. Dieser hat die Fähigkeit, Licht in Wärme umzuwandeln und schützt das Leberblümchen vor den schädlichen Folgen harter Fröste.


Vegetative Merkmale

Das Leberblümchen ist eine überwinternd grüne, ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhe beträgt 10 bis 25 cm. Es übersteht den Winter mit Überdauerungsknospen, die sich unmittelbar an der Erdoberfläche in den Blattachseln und im Schutz der überdauernden Blätter befinden und gehört deshalb zu den wintergrünen Hemikryptophyten. Es besitzt ein kurzes, schräg im Boden liegendes, dunkelbraunes Rhizom, das mit schuppenförmigen Niederblättern besetzt ist. Die Wurzeln des Leberblümchens reichen bis zu 30 Zentimeter tief ins Erdreich. Deshalb wird das Leberblümchen zu den Tiefwurzlern gezählt.

Dem Rhizom entspringen nach der Blüte oder gegen Ende der Blütezeit die neu angelegten, grundständigen Laubblätter. Die langen Blattstiele weisen bei jungen Blättern noch eine dicht glänzende, weiße und weiche Behaarung auf. Die Blattspreite ist in drei Lappen geteilt und erinnert im Umriss an die menschliche Leber, worauf der frühere Artname Hepatica triloba Chaix und nach der Signaturenlehre der deutsche Trivialname basiert. Die Lappen besitzen abgerundete oder leicht zugespitzte Blattzipfel und können bis zur Hälfte der Spreite eingeschnitten sein. Die Blattoberseite der leicht ledrigen Blätter ist dunkelgrün gefärbt; die Blattunterseite ist dagegen purpur-violett getönt.

Generative Merkmale

Die behaarten, rötlich-braunen Blütenstandsschäfte wachsen aufrecht. Beinahe direkt über den drei kelchartigen, grünen Hochblättern (Involucrum), die die Blütenknospen schützend umhüllen und damit die Schutzfunktion des fehlenden Kelchs übernehmen, sitzen die langgestielten Blüten. Die endständigen Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch und besitzen einen Durchmesser von 15 bis 30 mm. Die sechs bis neun gleich gestalteten Blütenhüllblätter sind blau bis blauviolett gefärbt, selten kommen Exemplare mit weißer oder purpurfarbener Blütenhülle vor. Die blaue Farbe wird durch den Anthocyanfarbstoff Cyanidin erzeugt. Ein Kreis weißlicher Staubblätter umgibt das Blütenzentrum. Im Zentrum der Blüte befinden sich zahlreiche freie Fruchtblätter. Sie sind grün gefärbt, länglich geformt und besitzen eine kopfige Narbe.

Die Blütezeit erstreckt sich von März bis April, womit das Leberblümchen zu den im Frühling am frühesten blühenden Pflanzen gehört. Bei Regenwetter und am Abend schließen sich die Blüten. Die häufige Öffnung erfolgt durch Wachstumsbewegungen der Blütenhüllblätter, wodurch diese sich täglich etwas verlängern und während der Gesamtblütezeit auf etwa das Doppelte der ursprünglichen Größe anwachsen.

In einer Sammelfrucht stehen mehrere einsamige Nüsschen zusammen.

Das Leberblümchen ist diploid mit der Chromosomenzahl 2n = 14.


Standort

Das Gewöhnliche Leberblümchen (Hepatica nobilis var. nobilis) gedeiht am besten auf kalkhaltigen, nährstoff- und mullreichen, sommerwarmen, nicht allzu trockenen, aber keineswegs feuchten, lehmigen, häufig steinigen Waldböden. Es besiedelt in Mitteleuropa vor allem Buchen- und Eichenwälder, es geht aber auch gelegentlich in Nadel-Mischwälder. Es steigt in den Alpen bis in Höhenlagen von etwa 1500 Metern. In Mitteleuropa kommt es im Tiefland östlich der Elbe nur selten vor; in den Mittelgebirgen mit Kalkböden und im Alpenvorland tritt es zerstreut auf; insgesamt ist es in Mitteleuropa selten, es bildet aber an seinen Standorten meist größere, individuenreiche Bestände.

Das Gewöhnliche Leberblümchen (Hepatica nobilis var. nobilis) gilt standörtlich sowohl als Lehm- wie auch als Kalkzeiger. Es gilt als Charakterart der mitteleuropäischen Laubwälder (Klasse Querco-Fagetea, vgl. unter Waldgesellschaften Mitteleuropas), besonders häufig kommt es im Kalkbuchenwald (Waldgersten-Buchenwald und Seggen-Buchenwald) vor, seltener auch in Nadelwäldern der Gebirge auf Kalkstandorten. Es bevorzugt gemäßigt kontinentales Klima mit warmen und feuchten Sommern, aber relativ kalten Wintern und fehlt deshalb in stärker atlantisch geprägten Bereichen, in Süddeutschland beispielsweise im Westen des Schwarzwalds und westlich davon (mit einem kleinen Vorposten im Kaiserstuhl).

Verbreitung/Vorkommen

Das Areal des Leberblümchens ist durch große Verbreitungslücken gekennzeichnet (disjunktes Areal). Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Laubwäldern der Nordhalbkugel. In Europa, Ostasien und Nordamerika bildet es unterschiedliche geographische Rassen aus.

Europa

Hepatica nobilis var. nobilis – von Skandinavien bis zu den Alpen und Pyrenäen. Als Standorte werden lichte Buchen- und Eichenwälder mit kalkhaltigen, basenreichen Lehmböden bevorzugt. In den Alpen steigt es bis auf Höhenlagen von 2200 Metern. In Österreich ist das Leberblümchen häufig bis zerstreut.

Leberblümchen brechen im zeitigen Frühjahr aus der Falllaubschicht des Waldes hervor

Ostasien

Hepatica nobilis var. asiatica (Syn. Hepatica asiatica Nakai): Sie gedeiht in Wäldern und grasige Abhängen in Höhenlagen von 700 bis 1100 Metern im östlichen China.
Hepatica nobilis var. insularis (Syn. Hepatica insularis Nakai)
Hepatica nobilis var. japonica (Syn. Hepatica japonica)
Hepatica nobilis var. pubescens (Syn. Hepatica pubescens): Dies ist die einzige tetraploide Rasse (Chromosomenzahl 2n = 28).

Östliches Nordamerika

Hepatica nobilis var. acuta (Pursh) Steyerm. (Syn. Hepatica acutiloba DC., Anemone acutiloba, Hepatica triloba var. acuta Pursh): gekennzeichnet durch zugespitzte Blätter und Vorkommen auf Kalk.
Hepatica nobilis var. obtusa (Syn. Hepatica americana (DC.) Ker Gawl., Anemone americana, Hepatica triloba var. obtusa Pursh): gekennzeichnet durch abgerundete Blätter und Vorkommen auf saurem Boden.

Giftigkeit

Aufgrund des in der frischen Pflanze enthaltenen Protoanemonin kann das Leberblümchen als schwach giftig bezeichnet werden. Es wird bei Verletzung der Pflanzen freigesetzt. Bei Kontakt mit Haut oder Schleimhäuten entfaltet das Protoanemonin seine reizende Wirkung und kann zu Rötungen, Juckreiz oder auch Blasenbildung führen. Bei der inneren Aufnahme beeinflusst es das Nervensystem: Es kommt zu Erbrechen, Durchfall und Schwindelanfällen, aber auch zu Krämpfen und Lähmungserscheinungen.Protoanemonin (auch Anemonol oder Ranunculol) ist ein Lacton der Hydroxy-penta-2,4-diensäure, welches in unterschiedliche Konzentration als Toxin in allen Hahnenfußgewächsen vorkommt.

Es ist wirksam gegenüber Pilzen.

Beim Trocknen der Pflanze wird Protoanemonin in das ungiftige Anemonin übergeführt.

Inhaltsstoffe

Aufgrund des in der frischen Pflanze enthaltenen Protoanemonin kann das Leberblümchen als schwach giftig bezeichnet werden. Beim Trocknen wird das Protoanemonin in Anemonin und Anemoninsäure umgewandelt, die praktisch ungiftig sind.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Der Name Hepatica wie auch der deutsche Name Leberblümchen bezieht sich auf die Gestalt der Blätter, die im Umriss an die Form der menschlichen Leber erinnern. Nach der Signaturenlehre glaubte man an die Heilkraft der Leberblümchen bei Leberleiden

Sonstiges

Früher galt das Leberblümchen als eine beliebte Blume im Bauerngarten, heute ist es nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt. Es darf weder gepflückt noch ausgegraben werden.

Leberblümchen Steckbrief

Blütenfarbe: blau, lila oder violett; rot, rosa oder purpurn;
Höhe/Länge von 10cm bis 20cm
Blütezeit von März bis April
Lebensraum: Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen;
Blütenstand: Endständige Einzelblüte
Blattstellung: grundständige Blattrosette / Blätter
Blattspreite: geteilt
Blattrand: ganzrandig;
Häufigkeit: zerstreut
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 1600m
Bestäubungsart: Ameisenverbreitung; Insektenbestäubung;
Nährstoffbedarf: basenreich;
Bodenart: kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; Mullboden;
PH-Wert Boden: basisch; mild; neutral;
Bodenfeuchte: frisch; mäßig trocken;

Leberblümchen Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; Mullboden;
Boden PH-Wert: basisch; mild; neutral;
Boden Feuchte: frisch; mäßig trocken;
Boden Nährstoffgehalt: basenreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis





 

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