Gewöhnliche Robinie - Robinia pseudoacacia

Familie: Schmetterlingsblütler - Fabaceae

Kategorie: Garten  Giftpflanze  Dornen-Stacheln  Baustoff  Bienenblume  verwildernde Zierpflanze  

Gewöhnliche Robinie Info

Robinia: benannt n. V.Robin (1579 - 1662), der 1635 erstmals aus Sa­men gezogene Robinien im Botan. Garten von Pa­ris pflanzte; "Scheinakazie", "Ro­binie"

andere Namen: Scheinakazie, Weiße Robinie, Falsche Akazie, Gemeiner Schotendorn, Silberregen

Carl von Linné, der die Gattung der Robinien (Robinia) erstmals wissenschaftlich veröffentlichte, benannte diese nach Jean Robin, dem Hofgärtner der französischen Könige Heinrich III., Heinrich IV. und Ludwig XIII.
Das wissenschaftliche Artepitheton pseudoacacia weist auf die (irreführende) Ähnlichkeit mit den Akazien hin. Die gelegentliche Verwendung des Trivialnamens Silberregen ist auf die traubenförmigen weißen Blütenstände des Baums zurückzuführen.


Die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia), auch verkürzt Robinie, Weiße Robinie, Falsche Akazie, Scheinakazie, Gemeiner Schotendorn oder Silberregen genannt, ist ein sommergrüner Laubbaum mit rundlicher oder locker schirmartiger Krone, der im Freistand Wuchshöhen von 12 bis 20 m und im geschlossenen Bestand Wuchshöhen von 20 bis 30 m erreichen kann. Die Borke des Stamms ist graubraun bis dunkelbraun, tief gefurcht und häufig netzig-längsrissig. Die Äste stehen gedreht an einem kurzen Stamm, der zur Ausbildung einer Doppelkrone neigt.

Die Gewöhnliche Robinie begrünt sich erst sehr spät im Frühjahr. Die wechselständigen und unpaarig gefiederten Laubblätter besitzen eine Länge von 15 bis 30 Zentimetern. Sie bestehen aus jeweils neun bis neunzehn eiförmigen Einzelblättchen, die sich durch kleine Gelenke bei großer Hitze senkrecht nach unten klappen können.

Während der Blütenstandsbereich und die Krone meist ohne Dornen sind, sind besonders an den Schößlingen die Nebenblätter zu bis 3 cm langen, rotbraun gefärbten Dornen umgebildet.

Blütenstände und Blüten

Die Blüten der Gewöhnlichen Robinie erscheinen in den Monaten Mai bis Juni. Jeweils 10 bis 25 der stark bergamotteartig duftenden Blüten sind zusammengefasst in zwischen 10 und 25 Zentimeter langen, hängenden traubigen Blütenständen an den jungen Zweigen. Die Schmetterlingsblüten bieten reichlich Nektar und werden daher von vielen Insekten aufgesucht. Nektar und Staubbeutel werden gleichzeitig reif. Setzt sich ein Insekt auf die Blüte, tritt zuerst die Narbe heraus, die eventuell mitgebrachten Pollen vom Bauch abbürstet.
Früchte und Samen
Hülsen („Schoten“) der Gewöhnlichen Robinie
Offene Hülsen der Gewöhnlichen Robinie

Es werden seitlich stark abgeflachte Hülsen gebildet. Sie sind rotbraun, kurz gestielt, etwa fünf bis zehn Zentimeter lang und einen Zentimeter breit. Ihre Hülle ist pergament-lederig. In den Einbuchtungen der Hülsen liegen etwa vier bis zwölf Samen. Diese Samen, die im September ausgereift sind, sind sechs bis sieben Millimeter lang, braun, glatt und sehr hartschalig. Die sie umgebende Hülse reißt allmählich während des Winters entlang der Rücken- sowie der Bauchnaht auf. Da die Früchte mitunter bis in das nächste Frühjahr am Baum hängen bleiben, zählt die Gewöhnliche Robinie zu den sogenannten Winterstehern.


Verbreitung/Vorkommen

Natürliches Vorkommen

Die Gewöhnliche Robinie ist ein Baum, der ursprünglich im atlantischen Nordamerika beheimatet ist und im Gebiet der Appalachen sowie der US-Bundesstaaten Pennsylvania, Missouri, North Carolina, South Carolina, Georgia, Indiana und Oklahoma verbreitet war. Sie wächst dort als Pionierpflanze in Laubmischwäldern auf mäßig nährstoffreichen Sand- und Lehmböden in Höhenlagen von bis zu 1600 Metern. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet zeichnet sich durch ein humides Klima mit jährlichen Niederschlägen zwischen 1020 und 1830 Millimetern aus.

Wie die von Kowarik zitierten Untersuchungen zeigen, ist die Gewöhnliche Robinie in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet ein Baum, der die Waldregeneration nach „katastrophalen“ Störungen wie Waldbränden oder Kahlschlägen einleitet. Das neu besiedelte Gebiet wird für etwa 20 bis 30 Jahre von dieser Baumart dominiert, die dann von anderen Baumarten wie dem Tulpenbaum verdrängt wird. Die Baumarten, die in der Lage sind, die Gewöhnliche Robinie an ihrem Standort zu verdrängen, zeichnen sich gewöhnlich dadurch aus, dass sie höher wachsen als die Robinie und sehr stark Schatten spenden. In Waldbeständen der Appalachen, die sich seit längerer Zeit ungestört entwickeln konnten, beträgt der Anteil der Robinie weniger als vier Prozent.
Heutiges Verbreitungsgebiet

Die anspruchslose Robinie wurde durch den Menschen in zahlreichen Gebieten verbreitet, die nicht zu ihrem ursprünglichen Verbreitungsraum gehören. Sie ist damit eine sogenannte hemerochore Pflanze und zählt aufgrund ihrer Einführung nach 1492 in Europa zu den Neophyten. Sie ist heute in Europa, Nordafrika, West- und Ostasien zu finden. Auch in Nordamerika hat sie ausgehend von Anpflanzungen ihr Verbreitungsgebiet sowohl räumlich als auch standortlich erheblich erweitert. Sowohl in Europa als auch in den neu besiedelten nordamerikanischen Verbreitungsgebieten wächst sie auf Standorten, die wesentlich trockener sind als die in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet.

Giftigkeit

Die ganze Pflanze gilt als stark giftig, besonders aber die Rinde und die Früchte.
Vergiftungserscheinungen und immunbiologische Wirkungen:
Die Substanzen Robin und Phasin sind sehr giftig. Diese Toxalbumine sind echte Antigene und haben auf rote Blutkörperchen eine agglutinierende Wirkung und sind gewebezerstörend; Die Toxizität des Robins geht durch Erhitzen verloren. Eine natürliche Immunität gegen diese Antigene ist möglich. Symptome einer Vergiftung innerhalb einer Stunde können Erbrechen, Schlafsucht, Mydriasis und krampfhafte Zuckungen sein.

Wirkungen auf die Schleimhäute: Die Pollen der Robinie gehören zu den Heuschnupfen-Erregern. Ihre Bedeutung als inhalative Allergene wird aber überschätzt, da die Pollen nur kurze Strecken vom Wind fortgetragen werden und nur im direkten Bereich der Robinienbäume bzw. von Baumgruppen der Robinie den Weg auf die Schleimhäute finden.

Bei Pferden treten erst Erregungszustände, dann Apathie und zeitweise krampfhafte Zuckungen auf. 150g Robinienrinde können für Pferde bereits eine tödliche Dosis darstellen.

Inhaltsstoffe

Hauptwirkstoffe:
In der Rinde etwa ein bis sechs Prozent Robin, Phasine, Syringin, zwei bis sieben Prozent Protocatechingerbstoff.
In den Blättern Indican, Asparagin, Kämpferol und Acacetin.
In den Samen Lektine.

Verwendung als Baustoff

Holznutzung

Die umfangreiche Verbreitung, welche die Robinie mittlerweile gefunden hat, ist auf die wirtschaftlich attraktiv mögliche Nutzung ihres Holzes zurückzuführen.
Das gegen Holzfäule widerstandsfähige Holz ist gleichzeitig biegsam, fest und äußerst hart (Härte nach Brinell 46N/mm²). Es wird im Schiff- und Möbelbau, als Grubenholz, als Schwellenholz, im traditionellen Bogenbau wie auch in der Landwirtschaft (z. B. Weinbau: Stickel) verwendet. Es gilt als widerstandsfähiger und dauerhafter als Eichenholz. Da es auch ohne chemische Konservierungsbehandlung bei einer Nutzung im Außenbereich lange stabil bleibt, ist es beispielsweise für den Bau von Geräten auf Kinderspielplätzen und Gartenmöbeln gut geeignet. Darüber hinaus wird es oft im Rahmen der Schutzwaldsanierung zur vorübergehenden Verbauung genutzt. Hier werden oftmals Schneerechen und Dreibeinböcke aus diesem Holz gebaut.

Da der Einsatz von Robinienholz aufgrund dessen Eigenschaften eine Alternative zur Verwendung von Tropenhölzern darstellt, wird er derzeit forciert.
Die Robinie liefert reichhaltigen Nektar und ist deshalb als Bienentrachtpflanze für die Imkerei von Bedeutung

Bergbau:

Das Holz der Robinie wurde im Bergbau zum Stützen der Stollen verwendet. Die für Grubenstempel vorgeschriebenen Maße erreicht die Robinie bereits in einem Alter von 20 Jahren, die Kiefer benötigt im Vergleich dazu 30 bis 40 Jahre. Jedoch spielte Robinienholz im Bergbau nie eine große Rolle. Selbst in der Heimat der Robinie, den USA, betrug der Verbrauch 1923 mit nur 6997 m³ weniger als ein Prozent des Gesamtverbrauches. Heute wird, zumindest in Deutschland, kein Robinienholz im industriellen Bergbau mehr verwendet.

Zur Eignung als Grubenholz wurden auch in Deutschland zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Bereits im Jahre 1900 berichtete die Bergwerksdirektion Saarbrücken über Erfahrungen mit Robinienholz, bei denen dieses noch nach zwei Jahren vollkommen gesund war, während Eichenholz in seinen äußeren Teilen bereits faulte.

Berichte aus Ungarn, dass eingebautes Robinienholz dermaßen unangenehm roch, dass die Arbeit in dessen Nähe nicht möglich war, beruhten vermutlich auf dem aus Glykosiden (siehe Giftigkeit) unter anderem freigesetzten Cumarin. Besonders frisches Wurzelholz der Robinie hat einen unangenehmen Geruch, den es lange Zeit beibehält.
Robinienholz (oben unter normaler Beleuchtung) fluoresziert im Inneren bei Ultraviolett-Bestrahlung (unten), vermutlich aufgrund der dort durch Zersetzung von Glycosiden freigewordenen Cumarine

Robinienholz kann eine gewisse „Warnfähigkeit“ aufweisen. Hierunter wird die Eigenschaft des Holzes verstanden, vor dem Bruch zu splittern und dabei vernehmbare Warngeräusche an die Umgebung abzugeben, welche eine rechtzeitige Reaktion der Bergleute ermöglicht. Diese Eigenschaft ist allerdings bei den langfaserig brechenden Nadelhölzern besser ausgeprägt. Dafür biegen sich Robinienbalken vor dem Bruch stark durch, wodurch ein zusätzliches visuelles Warnvermögen gegeben ist.

Als Nachteile für das Robinienholz wird dessen schwere Verarbeitung gesehen. Stempel aus Robinie sind schwerer als solche aus anderen Holzarten. Außerdem sind sie schwerer zu bearbeiten und zu nageln.

Sonstige Verwendung

Bienenweide

Die Gewöhnliche Robinie zählt als bedeutende Frühsommertrachtpflanze zu den sogenannten Bienenweidepflanzen. Robinienblüten liefern sehr reichhaltig Nektar mit einem Zuckeranteil zwischen 34 und 59 Prozent, eine einzelne Robinienblüte produziert in 24 Stunden Nektar mit einem Zuckergehalt von 0,2 bis 2,3 mg. Durchschnittlich lassen sich je Baum und Blühsaison Honigerträge zwischen 0,66 und 1,44 kg erzielen. Wegen ihres hohen Zuckerwerts werden Robinien gelegentlich von Imkern gezielt als Trachtpflanze angepflanzt. Der Honig, welcher unter der Bezeichnung „Akazienhonig“ verkauft wird, hat eine helle, schwach gelbliche Farbe, ist sehr flüssig und kandiert nur sehr langsam im Verlaufe mehrerer Jahre in Form eines Bodensatzes aus. Die langsame Kandierung ist durch den hohen Anteil an Fructose bedingt, da Fructose im Honig im Gegensatz zur bei vielen anderen Honigsorten überwiegenden Glukose nur wenig zur Kristallisation neigt.

Verwendung als Zierpflanze

Nach wie vor finden Robinien als Zierpflanzen Verwendung. Aus diesem Grund sind mittlerweile eine Reihe von Zuchtsorten entstanden. Als Allee- und Stadtbaum wird die Gewöhnliche Robinie häufig verwendet. Sie verträgt das trockene Stadtklima sehr gut und ist unempfindlich gegen Rauch, Staub und Ruß. Nach Auffassung des Zentralverband Gartenbau sollte jedoch auf eine Pflanzung in Reichweite gefährdeter Vegetationstypen und Offenlandbiotope, insbesondere bei Magerrasen verzichtet werden.
Zu den Ländern, in denen sie neben der forstwirtschaftlichen Nutzung sehr intensiv als Imkerpflanze genutzt wird, zählen Frankreich und Ungarn. Auch in Brandenburg stellt die Robinie in guten Jahren bis zu 60 Prozent der Honigernte.

Sonstiges

Ausbreitungsstrategie

Die Gewöhnliche Robinie verbreitet ihre Samen durch den Wind (sogenannte Anemochorie). Die Ausbreitungsdistanz, die die Samen der Pflanze auf diese Weise überwinden können, ist wegen ihres hohen Gewichts verhältnismäßig gering. Nur selten werden die Samen über eine weitere Strecke als 100 Meter verbreitet.

Diesen Nachteil kompensiert die Robinie über zwei Mechanismen. Die Baumart blüht und fruchtet bereits im sechsten Lebensjahr und ihre Samen sind sehr lange keimfähig. Die Dauer der Keimfähigkeit wird auf bis zu 30 Jahre geschätzt. Zur Keimung benötigen die Pflanzen jedoch sehr viel Sonnenlicht. Diese Eigenschaften bedingen die Pionierfähigkeit der Robinie. Ausgehend von bereits bestehenden Samenbäumen ist die Robinie sehr schnell in der Lage, neue offene Standorte zu bewachsen; die Art neigt sehr stark zum Verwildern.

Die Robinie ist außerdem im Stande, sich durch Wurzelausläufer vegetativ zu vermehren. Diese auch als „klonales Wachstum“ bezeichnete Verbreitung wird begünstigt, wenn es zu Standortstörungen wie etwa Bränden oder Rodungen kommt. Die Gewöhnliche Robinie reagiert darauf mit einer verstärkten Ausbildung von Wurzelsprossen, die letztlich zu einer Verdichtung bereits bestehender Bestände führt; andere Arten werden dadurch verdrängt.

Die Robinien-Miniermotte – ein Neozoon infolge eines Neophyten

Mittlerweile hat sich in Europa die Robinien-Miniermotte als ein auf die Gewöhnliche Robinie spezialisiertes Insekt als Neozoon etabliert. Die Raupen der Robinien-Miniermotte nutzen ausschließlich die Blätter dieses Baumes als Fraßpflanze. 1983 wurde dieses eigentlich in Nordamerika heimische Insekt das erste Mal in der Nähe von Basel entdeckt. Von dort aus hat es sich sehr rasch im übrigen Europa verbreitet. 1988 wurden die ersten Funde in Deutschland, Frankreich und Italien gemeldet, seit den 1990er Jahren werden Funde auch in Ungarn, Tschechischer und Slowakischer Republik sowie Polen gemeldet. Diese Raupe hat kaum Fressfeinde in ihrem neuen Lebensraum, und ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Bis jetzt liegen noch keine detaillierten Erkenntnisse vor, wie stark sie die Bäume zu schädigen vermag.

Gewöhnliche Robinie Steckbrief

Blütenfarbe: weiß;
Höhe/Länge von 5m bis 30m
Blütezeit von Mai bis Juni
Lebensraum: Gärten und Parks;
Blütenstand: Traube
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: geteilt
Blattrand: ganzrandig;
Häufigkeit: verbreitet
Lebensdauer: Holzgewächs;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Lichtbedarf: Halbschatten; Licht;
Bodenart: lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden;

Gewöhnliche Robinie Garten / Anbau

Lichtanspruch: Halbschatten; Licht;
Boden Beschaffenheit: lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden;

Der Baum ist weitgehend winterfrosthart.

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Literatur

Bildquellenverzeichnis





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