Gemeine Wegwarte - Cichorium intybus
Kategorie: Heilpflanze Gemüsepflanze Salatpflanze Teepflanze Alpenpflanze
Gemeine Wegwarte Info
Cichorium: Abl. unklar, arab. Pflanzenname; "Wegwarte"intybus: lat. Name der Wegwarte, Endivie
andere Namen: Zichorie, Sonnenwedel, Hansl am Weg, Sonnenbraut, Wegeleuchte, Verwünschte Jungfer
Die Gemeine Wegwarte ist am 08.10.2008 zur Blume des Jahres 2009 bestimmt worden.
Ihre Blüten öffnen sich um 6 Uhr und schließen sich wieder um 12 Uhr.
Die Gewöhnliche Wegwarte ist eine ausdauernde, krautige Pflanze (Hemikryptophyt), die Wuchshöhen von 30 bis 140 cm erreicht. Sie besitzt eine tiefreichende Pfahlwurzel. Die Stängel stehen sparrig-ästig. Die Grundblätter und die unteren Stängelblätter sind schrotsägeförmig fiederschnittig, ihre Unterseite ist borstig behaart. Die Grundblätter sind 8 bis 25 cm lang und 1 bis 7 cm breit. Die oberen Stängelblätter haben eine länglich-lanzettliche Form, sind fiederspaltig bis ungeteilt und sind ohne Blattstiel sitzend mit geöhrtem Blattgrund.
Die Blütenköpfchen bestehen nur aus Zungenblüten. Sie haben einen Durchmesser von 3 bis 5 cm, die seitlichen stehen meist zu zweit bis fünft. Sie sind kurz gestielt oder sitzend. Die Köpfchenhülle ist zweireihig, wobei die äußeren Hüllblätter kürzer sind und deutlich abstehen. Die Hüllblätter sind meistens drüsenhaarig. Die Zungenblüten sind himmelblau, selten auch weiß gefärbt; Blütezeit ist von Juni bis Oktober. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, vor allem durch Bienen und Schwebfliegen. Die auffälligen Blütenstände sind nur vormittags und jeweils nur für einen Tag geöffnet. Sind sie geschlossen, hebt sich die Pflanze kaum noch gegen ihre Umgebung ab.
Die Achänen sind 2 bis 3 mm lang, eilänglich, eher kantig und haben keinen deutlich ausgeprägten Pappus; dieser besteht nur aus kurzen, eher unscheinbaren Schüppchen.
Pollenkorn der Gewöhnlichen Wegwarte (400x)
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18 bzw. 18 oder 36 für Cichorium intybus. subsp. sativum.
Standort
In Mitteleuropa wächst sie in Weiden, auf Ruderalstellen und Äckern. Entlang von Wegen und Straßen siedelt sie charakteristisch in Wegrand- und Trittpflanzengesellschaften. Sie kommt vor allem vor in Gesellschaften des Verbands Agryopyro-Rumicion, aber auch der Verbände Polygonion avicularis, Convolvulo-Agropyrion oder Dauco-Melilotion. In China und den USA wird die Pflanze – auch transgene Formen – kommerziell als Futterpflanze angebaut. Sie kommt vorwiegend auf frischen bis eher trockenen, nährstoffreichen Böden vor und erträgt auch einen gewissen Salzgehalt. Die Vertikalverbreitung reicht bis in die montane Höhenstufe auf 1500 m.Verbreitung/Vorkommen
Die Gewöhnliche Wegwarte ist in Europa, Westasien und Nordwestafrika heimisch, daneben wurde sie in Afrika, Nord- und Südamerika eingeschleppt.Verwendung in der Küche
Als Salat und Gemüsepflanze sind die jungen Sprosse, des sogenannten Chicorée beliebt, einer Varietät der Zichorien (Cichorium intybus var. sativum).Auch beim Radicchio-Salat handelt es sich um eine Varietät der Zichorie (Cichorium intybus var. foliosum).
Die Endivie (Cichorium endivia) ist eine ein- bis zweijährige Art innerhalb der Gattung der Wegwarten (s.Cichorium endivia).
Ersatzkaffee (auch Kaffeeersatz, Muckefuck, Malzkaffee, Getreidekaffee, Gerstenkaffee oder Fruchtkaffee) ist ein kaffeeähnliches Getränk, das aus einer Mischung von verschiedenen Getreidesorten hergestellt wird und meist auch geröstete Zichorienwurzel enthält. Im Gegensatz zu echtem Kaffee enthält Getreidekaffee kein Koffein. Während des dritten Reichs (1933–1945) entstand der Begriff des löslichen "Kaffee-Surrogat-Extrakt". Dieses Produkt wurde staatlich verwaltet. Die staatliche Verwaltung bestand auch noch in den Anfängen der Bundesrepublik fort. Danach war die Marke Caro-Kaffee lange Zeit Marktführer. 1954 kam Caro, hergestellt aus Gerste, Malz, Zichorie und Roggen, als erstes Instant-Ersatzkaffeegetränk in Deutschland auf den Markt und verdrängte allmählich nicht-lösliche Marken.
Inhaltsstoffe
Als Reservekohlenhydrat speichert die Gemeine Wegwarte in den Wurzeln Inulin. Die Bitterstoffe sind in erster Linie die beiden Sesquiterpenlactone Lactucin und Lactucopikrin. Weitere Inhaltsstoffe sind Aesculetin, Aesculin, Cichoriin, Umbelliferon, Scopoletin und 6,7-Dihydroxycumarin sowie weitere Sesquiterpenlactone und deren Glykoside.Verwendung in der Pflanzenheilkunde
Diese Pflanzenart wird seit spätestens dem Mittelalter zur Arzneimittelherstellung genutzt. Sie ist möglicherweise unter dem Namen solsequium eine der Pflanzen aus der Landgüterverordnung Karls des Großen (der Name ist nicht eindeutig und wurde auch für Ringelblume, Löwenzahn und Johanniskraut verwandt).Paracelsus empfiehlt sie bereits als schweißtreibend, Kneipp bei Magen- Darm- und Lebererkrankungen. In der Pflanzenheilkunde wird sie zur Stimulierung und zur Heilung von Milz (sie ist eines der wenigen Phytotherapeutika für die Milz), Leber und Galle eingesetzt, wird aber auch zur allgemeinen Reinigung bei Hautkrankheiten und Ekzemen angewendet. Laut Storl/Pfyl sind Präparate aus der Wegwarte auch in der Lage durch Kationenbindung Schwermetalle wie Kadmium, Blei und Quecksilber, aber auch Pestizide zu binden.
Verwendung in Homöopathie/Anthroposophie
Über die Sinnesanregung des Schmeckens werden die Bildung von Gallensäuren und Pankreassaft angeregt. Die Tätigkeit der Galle, Pankreas und Milz wird intensiviert.Es wirkt somit auch günstig auf die Verdauung und auf Störungen der Darmflora.
Gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis und Kommission C * (s. Quellen) gehören zu den Anwendungsgebieten: die Harmonisierung der Funktionseinheit von Leber und Galle; die Anregung der peptischen Abbau- und nachfolgenden Aufbauprozesse, z.B. Verdauungsschwäche mit Neigung zu Blähungen und Verstopfung; chronische Bronchitis; manische Verstimmungen, auch leichterer Art.
Gemeine Wegwarte Steckbrief
Blütenfarbe: blau, lila oder violett; weiß;Höhe/Länge von 30cm bis 1,5m
Blütezeit von Juli bis Oktober
Lebensraum: (Fett-) Wiesen und Weiden; Äcker, Getreidefelder, Brachen; gestörte Standorte: Schutt- und Kiesplätze, Wege, Straßenränder, Unkrautfluren, Stadt, Pflasterritzen, u.a.; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen;
Blütenstand: Köpfchen, Körbchen
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: geteilt
Blattrand: doppelt gesägt, schrotsägeförmig; gesägt; gezähnt;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: Blätter stengelumfassend; Pflanze mit Milchsaft;
Behaarung: ganze Pflanze nicht oder nur wenig behaart
Verholzungsgrad: Stängel krautig
Trockenfrüchte: Achäne
Häufigkeit: häufig
Lebensform: Kryptophyt (=Geophyt, Überdauerungsorgane (Erneuerungsknospen) überdauern unter der Erde/Schlamm/Wasser)
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 1500m
Lichtbedarf: Licht;
Wasserbedarf: gering
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden;
Bodenfeuchte: frisch; mäßig trocken; trocken;
Gemeine Wegwarte im Web
Gemeine Wegwarte Garten / Anbau
Lichtanspruch: Licht;Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden;
Boden Feuchte: frisch; mäßig trocken; trocken;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
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