Gewöhnliche Nelkenwurz - Geum urbanum

Familie: Rosengewächse - Rosaceae

Kategorie: Heilpflanze  Alpenpflanze  

Gewöhnliche Nelkenwurz Info

Geum: lat. Pflanzenname, von gr. geuein = riechen, schmecken (wg. des Ge­ruchs der Wurzeln nach Nelken); "Nel­kenwurz"

Die Echte Nelkenwurz dient den Raupen einiger Falterarten polyphag als Futterpflanze, so der Dunklen Waldschatteneule (Rusina ferruginea), dem Bergwald-Blattspanner (Xanthorhoe montanata), dem Vierbindigen Blattspanner (Xanthorhoe quadrifasciata) und der Triangel-Erdeule (Xestia triangulum).

Allgemeine Merkmale

Die Echte Nelkenwurz wächst als ausdauernde, immergrüne, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 30 bis 120 cm erreicht. Da die Überdauerungsorgane dicht an der Erdoberfläche liegen, wird die Echte Nelkenwurz zu den Hemikryptophyten gezählt. Als Speicherorgan dient ein aufrecht gerichtetes, dickliches und kurzes, 3 bis 4 selten bis 7 Zentimeter langes und 1 bis 2 Zentimeter breites Rhizom, das auch die vegetative Vermehrung sicherstellt. Es ist rübenförmig gestaltet und an der Außenseite braun-gelblich gefärbt.. Im Querschnitt gesehen besitzt es ein dunkelpurpurnes Zentrum. Charakteristisch ist die reiche Bewurzelung und der Besatz mit Wurzel- und Blattgrundresten. Das Rhizom enthält das ätherische Nelkenöl Eugenol. Die Sprossachse gliedert sich in einen gestauchten rosettenbildenden und einen gestreckten laubblatttragenden Abschnitt, daher wird die Echte Nelkenwurz den Halbrosettenpflanzen zugeordnet

Erscheinungsbild

Die Echte Nelkenwurz besitzt einen aufrechten Wuchs. Die mäßig breit bis schlanke Sprossachse wächst verzweigt. Sie weist feine Kanten und eine braunrote Färbung auf. Sie ist mehr oder weniger dicht mit langen und kurzen Haaren besetzt.

Blätter

Die grundständigen, in einer Rosette angeordneten Laubblätter entspringen dem Rhizom. Sie sind langgestielt. Die Länge des Blattstiels misst gewöhnlich etwa 10 Zentimeter, sie kann jedoch auch 15 bis 18 Zentimeter betragen. Der Blattstiel ist behaart und weist Rillen auf. Die Blattspreite entwickelt eine Länge bis etwa 14 Zentimeter. Sie variiert in der Form von verkehrt-eiförmig bis eiförmig. Sie ist unregelmäßig unpaarig gefiedert, oft mit einem Paar Fiedern, manchmal auch mit zwei bis drei Paaren größerer Fiederblättchen. Die Endfieder ist mit durchschnittlich 6 (-10) Zentimeter Länge deutlich größer als die Seitenfiedern. Die Blattoberseite der Fiedern weist eine Behaarung auf, die Blattunterseite ist vor allem auf den Blattadern behaart. Die Seitenfiedern sind gelappt, der Blattrand kann zweifach gesägt bis unregelmäßig gesägt-gekerbt ausgestaltet sein. Die Spreite der Endfieder ist drei- bis fünffach gelappt, manchmal auch tief eingeschnitten.

Die kurzgestielten Stängelblätter mit dreizählig geteilten Blättchen sind wechselständig an der Sprossachse angeordnet. Sie erscheinen nach den Grundblättern. Im unteren Stängelabschnitt ähneln sie diesen und nehmen dann nach oben in ihrer Größe kontinuierlich ab. Die obersten Stängelblätter sind undeutlich dreilappig gestaltet mit gekerbtem Rand. Typisch für die Echte Nelkenwurz sind die auffällig großen Nebenblätter. Diese befinden sich an der Basis des Blattstiels der Stängelblätter. Sie besitzen eine annähernd rundliche Form und sind laubblattartig gegliedert. Der Blattrand ist kerbzähnig.

Blütenstand und Blüte

Die Blütenstandsstängel entspringen den Achseln der Grundblätter. Die leuchtend gelben Blüten sind in einer lockeren, sparrig verzweigten, wenigblütigen Zyme zusammengefasst. Die Blüten sind in den Zymen aufrecht gerichtet. Die Einzelblüte besitzt einen langen Stiel. Dieser ist dicht mit langen und kurzen Haaren besetzt. Die Blüten der Echten Nelkenwurz sind radiärsymmetrisch. Sie können zwittrige, männliche oder weibliche Geschlechtsausprägung aufweisen. Hierbei kommen zum einen männliche und zwittrige Blüten auf einer Pflanze gemeinsam vor, was der andromonözischen Verteilung entspricht, zum anderen verteilen sich die Blüten auch androdiözisch, das heißt, zwittrige und männliche Pflanzen wachsen auf verschiedenen Pflanzen. Auch Exemplare mit rein weiblichen Blüten wurden festgestellt. Die fünfzählige Blüte der Echten Nelkenwurz besitzt ein doppeltes Perianth. Dem Kelch vorgelagert ist ein schmaler grüner Außenkelch, dessen lanzettlich geformten Segmente eine Länge von 2 bis 5 Zentimeter und eine Breite von etwa 0,5 Zentimeter entwickeln. Die fünf grünen, außen behaarten Kelchblätter besitzen eine breit-dreieckige Form. Ihre Länge variiert zwischen 4 und 7 Millimeter. Zur Blütezeit liegen sie ausgebreitet der Blüte an, zur Fruchtzeit sind sie zurückgeschlagen. Die fünf leuchtend gelben gerundeten, schmal verkehrt-eiförmigen Kronblätter werden etwa 3 bis 6 Zentimeter lang. Sie fallen bald nach dem Erblühen ab. Staubblätter sind in Vielzahl vorhanden. 60 bis 80 sehr kleine freie Fruchtblätter stehen auf der gewölbten Blütenachse. Die Fruchtknoten sind oberständig und behaart. Der endständige purpurfarbene Griffel ist in zwei Teile gegliedert. Der untere hakenförmige Teil ist kahl, der obere Teil geht von der Hakenspitze ab und ist mehr oder weniger federförmig behaart. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Oktober.

Frucht

Die zahlreichen Fruchtblätter entwickeln sich zu kleinen behaarten Nüsschen. Diese stehen an der zapfenförmigen Blütenachse, die zur Fruchtzeit stark vergrößert ist. Der verlängerte und verhärtete Griffel verbleibt an der Frucht. Im oberen Drittel, an der Stelle an der der Griffel geknickt ist, befindet sich ein zartes Trenngewebe, von wo sich bei Fruchtreife das kürzere obere Griffelstücks ablöst. An der Frucht verbleibt der hakenförmig gekrümmte Griffelrest.
Chromosomensatz

Die Echte Nelkenwurz ist eine polyploide Art. Ausgehend von der Chromosomengrundzahl der Gattung Geum von x = 7 ist sie mit bei einer Chromosomenzahl von 2n = 42 hexaploid.


Standort

Die etwas wärmeliebende Echte Nelkenwurz bevorzugt lichte frische, krautreiche Eichen-Hainbuchenwälder und Auenwälder. Sie ist eine regelmäßige Begleitart halbschattiger Waldwege und -lichtungen. Auch in Gebüschen und Säumen ist sie typischerweise zu finden. Schattige nährstoffreiche Ruderalfluren in Städten zählen ebenso zu den regelmäßigen Wuchsorten. An ihren Standorten benötigt die Echte Nelkenwurz nährstoffreiche Böden. In den Alpen steigt die Art bis 1000 Höhenmeter an. Dörr und Lippert berichten aber auch von einem Vorkommen auf der Pointalpe in Bayern bei 1320m.

Ihr Hauptvorkommen erreicht die Echte Nelkenwurz in nährstoffreichen Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren. Laub- und Tannenwälder mittlerer Standorte gelten als Nebenvorkommen.

Verbreitung/Vorkommen

Die Echte Nelkenwurz hat native Vorkommen in Nordafrika, im gemäßigten Asien und in Europa. Im Einzelnen sind Bestände in folgenden Gebieten belegt:

In Nordafrika ist die Echte Nelkenwurz in Algerien, Marokko und Tunesien vertreten.

Aus West-Asien sind Vorkommen in der Türkei, dem Irak und dem Iran bekannt. Im Kaukasus ist die Echte Nelkenwurz in Armenien, Aserbaidschan, Georgien sowie in Ciscaucasia und Dagestan (russische Föderation) belegt. Mittelasien weist Bestände in Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan auf.

Nordeuropäische Vorkommen sind aus Dänemark, Finnland, Irland, Norwegen, Schweden und Großbritannien bekannt. In Mitteleuropa ist die Echte Nelkenwurz in Österreich, Tschechien, Deutschland, Ungarn, den Niederlanden, Polen, der Slowakei und der Schweiz vertreten. In Osteuropa gilt sie in Estland, Lettland, Weißrussland, Russland und Litauen belegt. Süd-Ost-Europa weist Vorkommen in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Griechenland, Italien Mazedonien, Montenegro, Rumänien, Serbien und Slowenien auf. In Süd-West-Europa sind Wuchsorte in Frankreich mit Korsika, Spanien und Portugal zu finden.

In Deutschland ist die Echte Nelkenwurz gemein in allen Bundesländern zu finden. Die Vorkommen in Österreich gelten in allen Bundesländern als häufig. In der Schweiz ist die Echte Nelkenwurz außer in Hochgebirgslagen ebenfalls verbreitet bis (insbesondere im Nordwesten) häufig.

Eingebürgert gilt die Echte Nelkenwurz in Australien und Neuseeland.

Verwendung in Homöopathie/Anthroposophie

Anthroposophische Medizin:

Kommission C* (s.Quellen):... Anregung der Ich-Organisation im oberen Verdauungstrakt, z.B. bei entzündlichen Veränderungen der Schleimhaut, funktionellen Störungen der Sekretion und Peristaltik, Durchfällen.

Sonstiges

Bestäubungsökologie
Hainschwebfliege

Bei den zwittrigen Blüten der Echten Nelkenwurz reifen die weiblichen Geschlechtsorgane -Griffel und Narbe- vor den männlichen Fortpflanzungsorganen, den Staubbeuteln, wobei jedoch eine längere zeitliche Überlappung der männlichen und weiblichen Blütenphase besteht. Dieser Mechanismus, botanisch schwache Proterogynie genannt, fördert leicht Fremdbestäubung im Vergleich zur Selbstbestäubung. Da die innersten Staubblätter gleichzeitig mit den äußeren Griffel reifen, wird auch spontane Selbstbestäubung begünstigt. Im Vergleich zur Selbstbestäubung tritt bei der Echten Nelkenwurz Fremdbestäubung eher selten auf. Nach Kugler handelt es sich bei der Echten Nelkenwurz um nektarführende Scheibenblumen. Der Nektar wird halb verdeckt im Blütenzentrum angeboten und dort zwischen den Staubblättern abgesondert. Der Insektenbesuch ist nur spärlich. Gewöhnlich suchen Fliegen, Schwebfliegen und Käfer die Blüte auf.
Ausbreitungsökologie

Reife Frucht mit nach außen stehenden Griffelhaken

Der hakenförmig, verholzte Griffelrest hat für die epichore Ausbreitung eine wichtige Funktion. Da der Griffelhaken nach außen gerichtet ist, können die Nüsschen von vorbeikommenden Tieren abgestreift werden. Als Kletthafter bleiben sie beispielsweise im Fell von Rindern, Schafen oder Damwild haften und werden weiter ausgebreitet. Auch mit der Kleidung des Menschen können sie verschleppt werden. Über ihr Rhizom ist der Echten Nelkenwurz auch die vegetative Vermehrung, eine Form der Selbstausbreitung im weiten Sinne, möglich.
Synökologie

Triangel-Erdeule

Die Echte Nelkenwurz dient den Raupen einiger Falterarten polyphag als Futterpflanze, so der Dunklen Waldschatteneule (Rusina ferruginea), dem Bergwald-Blattspanner (Xanthorhoe montanata), dem Vierbindigen Blattspanner(Xanthorhoe quadrifasciata) und der Triangel-Erdeule (Xestia triangulum).

Die Echte Nelkenwurz gilt als Kennart der Ordnung Basalgesellschaft nitrophytischer Säume Glechometalia hederaceae Tx. in Tx. et Brun-H. Innerhalb dieser Ordnung bildet sie gemeinsam mit der Knoblauchsrauke die bestimmende Art des Verbands Nelken-Knoblauchsraukensäume (Geo-Alliarion). Diese Säume begleiten Gehölze oder bilden sich auf Lichtungen in schattiger bis halbschattiger Lage. Häufig ist dieser Verband auch an entsprechenden ruderalen Standorten zu finden. Ihr Hauptvorkommen besitzt die Echte Nelkenwurz in der Ordnung Hecken und Gebüsche (Prunetalia Tx.) sowie in der Ordnung Buchen- und Edellaubmischwälder (Fagetalia sylvaticae Pawl.).

Gewöhnliche Nelkenwurz Steckbrief

Blütenfarbe: gelb;
Höhe/Länge von 30cm bis 1m
Blütezeit von Mai bis Oktober
Lebensraum: Auen; Mauern, Felsen, Felsspalten; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen;
Blütenstand: Rispe
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: geteilt
Blattrand: gesägt;
Häufigkeit: verbreitet
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Zeigerpflanze: Nährstoff / Stickstoffzeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 1000m
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: lehmiger Boden / Lehmboden; Mullboden; toniger Boden / Tonboden;
PH-Wert Boden: mäßig sauer; mild;
Bodenfeuchte: feucht; frisch;

Gewöhnliche Nelkenwurz Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: lehmiger Boden / Lehmboden; Mullboden; toniger Boden / Tonboden;
Boden PH-Wert: mäßig sauer; mild;
Boden Feuchte: feucht; frisch;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
Dr. Koll Pflanzenextrakt: Gerstengras – Hordeum vulgareDr. Koll Pflanzenextrakt Griffonia MacaDr. Koll Pflanzenextrakt: Darm aktiv - Dr. KollDr. Koll Pflanzenextrakt: Chlorella - Dr. Koll

Literatur

Bildquellenverzeichnis





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