Gewöhnliche Berberitze - Berberis vulgaris

Familie: Berberitzengewächse - Berberidaceae

Kategorie: Heilpflanze  Garten  Giftpflanze  Heckenpflanze  winterhart  Dornen-Stacheln  Färberpflanze  Beerenpflanze  Bienenblume  Staude  Alpenpflanze  Hummelblume  Immunsystem stärkende Pflanze  

Gewöhnliche Berberitze Info

Berberis: arab. berberi = Muschel (Form der Blütenblätter); "Sau­er­dorn"
vulgaris: allgemein, gewöhnlich

andere Namen: Sauerdorn, Essigbeere, Echte Berberitze

Die Berberitze (Berberis) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Berberitzengewächse (Berberidaceae). Bei manchen Autoren werden auch die Arten der Gattung Mahonien (Mahonia) zur Gattung Berberis gezählt. Berberitzen gehören mit 400 bis 600 Arten zu den artenreichsten Gehölzgattungen überhaupt.
Berberis-Arten sind immergrüne oder laubabwerfende Sträucher, selten kleine Bäume.
Die Innenseite der Rinde und das Holz sind gelb. Die Zweige sind stielrund, kantig oder gefurcht. Berberitzen sind dornig, die Dornen sind ein- bis fünfteilig. Die Dornen an den Langtrieben sind umgewandelte Blätter (Blattdornen), in deren Achseln sich an Kurztrieben die büschelig angeordneten eigentlichen Laubblätter entwickeln. Die wechselständigen und einfachen Laubblätter sind oft mit wachsartigem Reif überzogen, an den Rändern gezähnt und meist gestielt.
Die Blütenstände sind sehr unterschiedlich aufgebaut, selten stehen die Blüten einzeln. Die zwittrigen Blüten sind dreizählig, hellgelb bis gelborange. Kelchblätter sind meist sechs, selten drei oder neun vorhanden. Kronblätter und Staubblätter gibt es sechs in jeder Blüte, die Kronblätter sind manchmal kleiner als die kronblattähnlichen Kelchblätter. Am Grund der Kronblätter stehen je zwei Nektarien. Bei einer Berührung der Staubblatt-Innenseiten klappen die Staubblätter nach innen zur Narbe und bedecken die Blütenbesucher mit Pollen. Der Fruchtknoten ist oberständig, die Narbe sitzend oder auf einem kurzen Griffel.
Immergrüne Berberitzen haben zumeist schwarze, sommergrüne (laubabwerfende) Arten hingegen eher rote Beeren. Alle Pflanzenteile, bis auf die reifen Beeren, sind mehr oder weniger giftig. Der Hauptwirkstoff ist dabei das Alkaloid Berberin, das in der Volksmedizin als Heilmittel verwendet wird.

Ökologie

Die Blüten sind homogam, das heißt Staubblätter und Narben reifen gleichzeitig heran. Die Nektar sammelnden Insekten, Fliegen, Hautflügler und Käfer besuchen die waagrecht bis schräg abwärts gerichteten und dadurch vom Regen geschützten Blüten. Im ungereizten Zustand sind die Staubblätter von den konkaven Kronblättern völlig umhüllt. Saugt nun ein Insekt am Grunde der Blüte den Nektar auf, wird das Staubblatt gereizt und schlägt mit der geöffneten Anthere auf den Kopf des Tieres. In der Regel verlässt das Insekt hierauf die Blüte und besucht eine andere, dort bleibt der Pollen am klebrigen Rand der als Scheibe auf dem Fruchtknoten sitzenden Narbe hängen und bewirkt die Fremdbestäubung. Bei ausbleibendem Insektenbesuch berühren beim Verwelken der Blüte die Antheren von allein die Narben, dadurch kommt es zur Selbstbestäubung.

Die Gewöhnliche Berberitze ist der Zwischenwirt des Getreiderostes. Er verursacht im Sommer die rostroten Pusteln auf der Unterseite der Blätter.

Die Früchte werden von Vögeln gefressen, die Samen später wieder ausgeschieden und so ausgebreitet.

Die Dornen dienen der Vermeidung von Tierverbiss. Die Berberitze zählt zu den SO2-empfindlichen Straucharten.

Einer Studie zufolge ist Berberis vulgaris in der Lage, bei einem Insektenbefall durch die Sauerdorn-Bohrfliege (Rhagoletis meigenii) befallenen Samen abzutöten. Dabei unterscheidet die Pflanze sogar zwischen Früchten mit einem oder zwei Samen. Nur bei befallenen Früchten mit zwei Samen wird vorbeugend einer abgetötet, um die Larve der Bohrfliege an der Entwicklung und dem unweigerlichen Auffressen beider Samen zu hindern. Ist nur ein Same in der befallenen Frucht angelegt, unterbleibt das Abtöten des Samens, um die Chance zur Fortpflanzung zu nutzen, falls die Larve aus anderen Gründen absterben sollte.


Standort

Diese Art bevorzugt kalkhaltige, trockene bis mäßig feuchte Standorte sowohl im Licht als auch im Halbschatten. Sie bevorzugt Waldränder, Gebüsche, lichte Auen. Nach Ellenberg ist sie eine Halblichtpflanze, subozeanisch verbreitet, auf stickstoffarmen Standorten wachsend und eine Verbandscharakterart wärmeliebender Berberitzengebüsche (Berberidion vulgaris).

Verbreitung/Vorkommen

Die Berberitze kommt in West-, Mittel- und Südeuropa natürlich vor, nicht aber auf den britischen Inseln und Skandinavien. Nach Osten reicht die Verbreitung bis zum Kaukasus. In den Alpen steigt die Berberitze bis in 2500 Meter Seehöhe. In den Allgäuer Alpen kommt sie nur bis zu 1900 m Meereshöhe im Tiroler Teil am Südfuß der Roten Flüh vor.

Verwendung in der Küche

Die Beeren sind sehr vitaminreich und schmecken säuerlich. Traditionell werden sie in Europa zur Konfitürenbereitung genutzt. Getrocknet werden sie wie Rosinen z.B. in Müsli gegessen. Die Beeren der Berberitze werden in orientalischen Ländern, vor allem im Iran zum Kochen verwendet. Dort werden sie vor allem zur Würzung (süß-sauer) von Reis (z. B. Sereschk Polo), aber auch von Fisch und Braten verwendet.

Im Handel gibt es getrocknete Berberitzen-Früchte (Beeren) zum Verzehr, die über einen sehr hohen Vitamin-C-Gehalt verfügen.

Giftigkeit

Mit Ausnahme der Beeren ist die ganze Pflanze giftig, besonders die Wurzel; der Alkaloidgehalt von zirka 15 Prozent ist in der Wurzelrinde am größten. Die Beeren sind genießbar, auch das Fruchtfleisch und die Samen dieser Berberitzen-Art enthalten keine Alkaloide. Die Beeren anderer Arten können teilweise stark giftig wirken.

Sie können bei Verzehr, beispielsweise durch Essen der Rinde, eine leichte Vergiftung hervorrufen. Eine Einnahme von mehr als 0,5 g Berberin, was etwa 4 g Berberitzenwurzelrinde entspricht, kann zu Nasenbluten, Benommenheit und Atembeschwerden führen. Eine Reizung der Haut, Augen und Nieren sowie Erbrechen, Benommenheit, Durchfall, Magen- und Darmbeschwerden bis hin zu Nierenentzündung sind möglich. Hohe Dosen können nach starker Atemnot und unter Krämpfen prinzipiell zum tödlichen Atemstillstand führen.

Vergiftungserscheinungen sind auch: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Nierenreizung, Nephritis. Nach Literaturangaben waren vorwiegend Ein- bis Fünfjährige in den Monaten Mai bis Januar betroffen, nur bei 10 Prozent der Kinder traten Symptome im Magen- und Darmbereich auf.

Inhaltsstoffe

Die Berberitze ist eine Heil- und Giftpflanze, deren Hauptwirkstoffe Berberin und Berbamin in allen Pflanzenteilen, bis auf Früchte und Samen, enthalten sind (Dr.Loges).

Die giftigen Hauptwirkstoffe sind etwa 1–3% Berberin, weiterhin Jatrorhizin, Palmatin, Columbamin, Isotetrandin und Magnoflorin.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Die Heilwirkung der Berberis vulgaris ist vielseitig: In der homöopathischen Therapie ist sie eines der wichtigsten Gallen- und Nierenmittel. Sie wird gegen Blasenbeschwerden und Steinleiden im Harntrakt sowie bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Auch in der Dermatologie hat sie sich bei Ausschlägen, Ekzemen und Akne bewährt.
Die roten Früchte der Berberitze sind weitgehend frei von Berberin und Berbamin und daher essbar. In der Volksheilkunde wird die Berberitzenwurzel unter anderem bei Leberfunktionsstörungen, Gallenleiden, Gelbsucht und Verdauungsstörungen angewendet (Dr.Loges).

Verwendung in Homöopathie/Anthroposophie

Kommission C* (S. Quellen): Berberitzenrinde: ... Anregung und Strukturierung von Stoffwechselprozessen bei Neigung zu Ablagerung und Verhärtung, z.B. Steinbildungen, rezidivierende Entzündungen der ableitenden Harnwege und der Nebenhöhlen.
Kommission C* (S. Quellen): Berberitze... Zur Harmonisierung des Zusammenwirkens von Empfindungs- und Lebensorganisation im aufbauenden Stoffwechsel, z.B. bei Entzündungen der oberen Luftwege und der ableitenden Harnorgane; bei Adenoiden, Lymphatismus und Polypen. Bei akuter Rhinitis (Schnupfen) mit eingeschränkter Luftpassage durch geschwollene Schleimhaut, bei Subakuter und chronischer Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), Pansinusitis (Schnupfen mit gleichzeitiger Entzündung sämtlicher Nasennebenhöhlen), Lochialstauungen. Bei beginnender Endomyometritis (Entzündung von Schleimhaut und Muskulatur der Gebärmutter).
In der Frauenheilkunde kann Berberitze z.B. als Salbe auch bei Mastopathie (schmerzhafte Veränderungen der Bustwarzen) angewandt werden.
Der Sauerdorn hat eine tonisierend-zusammenziehende Wirkung. Aufgrund dieser Eigenschaft wird Berberis auch bei Missed Abortion eingesetzt um die Ausstoßung der Frucht in Gang zu bringen. Auch zur Förderung der Kontraktion und der Blutstillung bei der Nachbehandlung nach Abrasio und im Zusammenhang mit durch zu starker Periodenblutung verursachten hysterischen oder depressiven Verstimmungen.
Auch bei Myombildung (gutartiges Geschwulst des Muskelgewebes).

Verwendung als Baustoff

Das harte Holz wird für Einlege- und Drechsel-Arbeiten verwendet.

Sonstige Verwendung

Die Rinde und Wurzeln wurden früher zum Gelb-Färben von Textilien, Leder und Holz verwendet.

Gewöhnliche Berberitze Steckbrief

Blütenfarbe: gelb;
Höhe/Länge von 10cm bis 3m
Blütezeit von März bis Juni
Lebensraum: Auen; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen;
Blütenstand: Traube
Blattstellung: Blätter quirlständig, wirtelförmig (z. B.: Galium odoratum = Waldmeister)
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: ganzrandig; gesägt;
Verholzungsgrad: Stängel holzig
Fleischige Früchte: Beeren
Fruchtfarbe: rot;
Häufigkeit: häufig
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude); Holzgewächs;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Hochlage (1500-3000m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 2500m
Lichtbedarf: Halbschatten; Licht;
Nährstoffbedarf: basenreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden;
PH-Wert Boden: mild;
Bodenfeuchte: frisch; trocken;

Gewöhnliche Berberitze Garten / Anbau

Lichtanspruch: Halbschatten; Licht;
Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; kalkhaltiger / kalkreicher Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden;
Boden PH-Wert: mild;
Boden Feuchte: frisch; trocken;
Boden Nährstoffgehalt: basenreich;

Berberitzen werden vielfach als Ziergehölze in Gärten und Parks angepflanzt. Viele Arten lassen sich auch als Hecken ziehen. Es gibt viele Zuchtformen.Viele Arten bilden Naturhybriden. In der überaus artenreichen Gattung Berberis sind 400 bis 600 Arten beschrieben (alleine über 200 Arten in der chinesischen Flora).
Mit der Gewöhnlichen Mahonie (Mahonia aquifolium) bildet die Gewöhnliche Berberitze die Gattungshybride ×Mahoberberis neubertii.

Viscum-Entoxin® NEkzem-Entoxin® NBroncho-Entoxin® NNeolin-Entoxin®

Literatur

Bildquellenverzeichnis





 

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