Kleiner Klappertopf - Rhinanthus minor

Familie: Sommerwurzgewächse - Orobanchaceae

Kategorie: Halbschmarotzer  Alpenpflanze  

Kleiner Klappertopf Info

Rhinanthus: gr. rhis, rhinos = Nase, anthos = Blüte (Oberlippe wie eine Nase geformt); "Klappertopf" (im reifen Zustand "klappern" die Sa­men in der Kapsel)
minor: klein, gering

andere Namen: Kleine Klapper

Alle Klappertöpfe sind so genannte Halbschmarotzer. Vollschmarotzer wie die Sommerwurz beziehen Wasser und sämtliche Nährstoffe aus den Wurzeln ihrer Wirtspflanzen. Halbschmarotzer betreiben eigenständig Fotosynthese, gewinnen also mittels Blattgrün (Chlorophyll) aus Wasser und Kohlendioxid unter Zuhilfenahme des Sonnenlichts Sauerstoff und Zucker. Halbschmarotzer haben deshalb immer auch grüne Blätter, während Vollschmarotzer ohne Blattgrün auskommen. Als Wirte dienen den Klappertöpfen Wiesengräser.

Der Kleine Klappertopf (Rhinanthus minor) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae). Er wächst als einjährige Pflanze und wird bis zu 50 cm hoch. Der Kleine Klappertopf ist ein fakultativer Halbparasit, kann die benötigten Nährstoffe also teilweise von anderen Pflanzen erhalten. Seinen deutschen Namen verdankt der Klappertopf seinen reifen Früchten, in denen die Samen klappern, wenn sie bewegt werden. Die Art ist vor allem in Eurasien und Nordamerika verbreitet.

Der Kleine Klappertopf ist eine einjährige, fakultativ halbparasitäre Pflanze. Die aufrecht wachsende, einfache oder verzweigte Sprossachse ist im Querschnitt vierkantig und wird bis zu 50 cm lang. Oftmals ist sie schwarz gestreift oder gepunktet. Die Laubblätter sind 20 bis 30 mm lang und meist 5 bis 8 mm (gelegentlich auch nur bis 2 mm) breit. Sie stehen gegenständig, sind ungestielt, eiförmig bis lanzettlich, an der Basis beinahe herzförmig und ganzrandig oder gezahnt. Die Blätter können behaart oder unbehaart sein; die Oberseite, gelegentlich auch die Unterseite ist schuppig.

Die Art bildet nur in begrenztem Umfang Wurzeln aus, da sie oftmals vom Wurzelsystem der Wirtspflanzen profitiert. Findet eine Wurzel Kontakt mit der Wurzel einer Wirtspflanze, werden Haustorien gebildet, deren Größe in Abhängigkeit von der Art des Wirtes meist um 1 mm liegt. Haustorien, die an den Wurzeln des Gewöhnlichen Rot-Schwingels (Festuca rubra) gebildet werden, sind meist deutlich kleiner, wogegen Haustorien am Gewöhnlichen Hornklee (Lotus corniculatus) meist sogar größer als 2 mm werden.

Die Wuchsform der Pflanzen ist unter anderem davon abhängig, ob und an welchem Wirt sie parasitiert. Nichtparasitierende Pflanzen sind oftmals nur 5 bis 7,5 cm groß und verzweigen nicht, die Gesamtblattfläche reicht meist von 400 bis 910 mm². Parasitiert die Pflanze beispielsweise an Gerste (Hordeum vulgare), erreicht sie eine Höhe von bis zu 21 cm und eine Gesamtblattfläche von 4400 bis 5150 mm². Pflanzen, die an Hügel-Klee (Trifolium alpestre) parasitieren, weisen im Vergleich zu den an Gerste wachsenden Pflanzen größere Blätter auf, die deutlich weniger spröde werden.

Blütenstände und Blüten

Die Blüten sind zweigeschlechtig und stehen in endständigen, ährenähnlichen Trauben. Jede Blüte wird von einem laubblattartigen Tragblatt begleitet, in dessen Achsel sie nahezu aufsitzend steht. Die Tragblätter sind dreieckig, unbehaart oder leicht geschuppt und sind länger oder nur leicht kürzer als die Kelchblätter. Der Rand der Tragblätter ist gezahnt, wobei die unteren Zähne deutlich größer sind als die oberen. Zwischen der obersten Verzweigung der Sprossachse und den untersten Tragblättern können ein bis sechs Paar eingeschobener Laubblätter stehen, die jedoch auch fehlen können.

Der Kelch ist abgeflacht und mit vier Kelchzähnen besetzt, ist meist mittelgrün oder mit einer roten Färbung überzogen. Eine Behaarung findet sich entweder nur an den Rändern oder der Kelch ist komplett behaart. Die Krone hat eine Länge von 12 bis 15 mm (selten bis 17 mm), ist gelb bis bräunlich-gelb gefärbt. Die untere Lippe der Krone ist dreigelappt und nach unten gebogen, so dass sie sich von der oberen Lippe entfernt. Diese ist zusammengedrückt und unterhalb der Spitze mit zwei violett gefärbten, abgerundeten Zähnen besetzt. Die Rückenlinie der Krone ist mehr oder weniger gerade und vereint sich mit der konvex gebogenen oberen Lippe.

Die Staubblätter kommen in zwei verschiedenen Formen vor und setzen an der oberen Kronlippe an. Die Staubbeutel sind behaart, aber nicht stachelspitzig. Die Narbe steht nicht oder nur leicht über die Krone hinaus.

Früchte und Samen

Die Früchte sind Kapseln, die kürzer als der Kelch sind, sie sind zusammengedrückt, in Kammern unterteilt und enthalten nur wenige Samen. Diese sind mehr oder weniger scheibenförmig, geflügelt und besitzen keine Elaiosome. Sie haben eine Größe von etwa 4,9 × 3,8 mm und wiegen im Mittel 2,84 mg. Durch Wind oder Tiere werden die Samen nach und nach aus den Früchten ausgestreut.


Standort

Die Art wächst auf einer Vielzahl von Böden, unter anderem auf Lehm, Sand, Kalk und gelegentlich Torf; an Standorten, deren Boden einen pH-Wert von unter 5,0 aufweist, fehlt die Art. Ebenso ist die Art nicht an sehr trockenen Standorten zu finden, ist aber gelegentlich Bestandteil der Vegetation von Sanddünen, vor allem dort, wo ein hoher Anteil an ausdauernden Pflanzen zu finden ist. Standorte, die im Winter überflutet sind, toleriert die Art ebenso wie im Sommer leicht oder stark überflutete Standorte, die im Winter nur schwach überflutet sind.

In Mitteleuropa ist die Art häufig Bestandteil von Kulturwiesen (Molinio-Arrhenatheretea). Besonders in Deutschland ist die Art in allen Feuchtwiesen (Molinietalia) und in gemähten Frischwiesen und Frischweiden (gemähte Arrhenatheretalia) zu finden. Auch in den Borstgrasweiden (Nardetalia) findet sich die Art.

Verbreitung/Vorkommen

Der Kleine Klappertopf kommt in ganz Europa inklusive der britischen Inseln vor, ist jedoch im Mittelmeergebiet selten. Im isländischen Flachland gilt die Art als häufig, im Inneren der Insel wurde die Art jedoch nur einmal gefunden. Im Norden Schwedens ist die Art eingeschleppt. Auch in Nordamerika und Asien ist die Art verbreitet. Die nordamerikanischen Verbreitungsgebiete erstrecken sich von Alaska bis nach Kanada, sowie von Labrador bis nach Neuengland und New York, zudem ist die Art aus den Rocky Mountains und dem nordwestlichen Oregon bekannt. Vorkommen, die in Neuseeland gefunden wurden, sind wahrscheinlich eingeschleppt und zählen nicht zur ursprünglichen Flora.

Aus dem Norden Schwedens sind Vorkommen aus artenreichen Anthoxanthum odoratum-Wiesen bekannt, es gibt in Schweden jedoch auch Populationen, die an Straßenrändern wachsen.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Der Kleine Klappertopf ist für seine medizinische Wirksamkeit bekannt, unter anderem kann er zur Linderung der Symptome von Asthma und trockenem Husten eingesetzt werden, ebenso zur Lösung von Katarrh und als Spülung bei verschiedene Augenbeschwerden.

Sonstiges

Klappertöpfe verwirren durch wechselnde Erscheinungsformen. Klappertöpfe in blühenden Frühjahrsbeständen sind schlank und kaum verzweigt.Im Sommer blühenden Pflanzen haben einen vergleichsweise ausladenden und verzweigten Habitus. Das Phänomen nennt sich Saison-Dimorphismus. Außerdem unterscheiden sich im Flach- oder Hügelland wachsende Klappertöpfe von denen im Alpenvorland und in den Alpen.
Nach einer Stratifikation im Winter keimen die Samen meist zeitgleich mit den Wirtspflanzen im Februar und März. Die Samen keimen epigäisch. Durch die Verlängerung der Keimachse wird die Samenhülle über die Keimblätter geschoben und abgeworfen, sobald sich die Keimblätter vergrößern. Die Keimwurzel wird bald von sich seitlich befindenden Wurzeln ersetzt. Ab dem frühen Mai beginnt die Blüte und reicht meist bis in den Juli oder August, gelegentlich auch bis in den September hinein. Ab Juni beginnt die Ausbildung von Früchten. Nach der Samenreife verbleiben die Samen für einige Wochen in den aufgesprungenen Kapseln.Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22. Die Pflanze enthält das Iridoid-Glycosid Rhinanthin (C29H52O20), welches möglicherweise für Weidetiere giftig ist.
Wiesenschädling formenreich Hummelblume

Kleiner Klappertopf Steckbrief

Blütenfarbe: gelb; weiß;
Höhe/Länge von 10cm bis 60cm
Blütezeit von Mai bis September
Lebensraum: Ebene; Gebirge; Halbmagerrasen; Magerwiesen; Mittelgebirge;
Blütenstand: Ähre oder Quirl
Blattstellung: mittlere Stängelblätter gegenständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: gekerbt; gesägt;
Häufigkeit: sehr häufig
Lebensdauer: einjährig;
Zeigerpflanze: kalkarmer Boden; Magerkeitszeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 100m
Höhenstufe max. in den Alpen: 2000m
Lichtbedarf: Licht;
Nährstoffbedarf: mäßig nährstoffreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; toniger Boden / Tonboden; torfiger Boden / Torfboden;
PH-Wert Boden: neutral; sauer;
Bodenfeuchte: feucht; frisch; nass; wechselfeucht;

Kleiner Klappertopf Garten / Anbau

Lichtanspruch: Licht;
Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; lehmiger Boden / Lehmboden; toniger Boden / Tonboden; torfiger Boden / Torfboden;
Boden PH-Wert: neutral; sauer;
Boden Feuchte: feucht; frisch; nass; wechselfeucht;
Boden Nährstoffgehalt: mäßig nährstoffreich;
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Literatur

Bildquellenverzeichnis


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