Wildes Stiefmütterchen - Viola tricolor

Familie: Veilchengewächse - Violaceae

Kategorie: Heilpflanze  Garten  Teepflanze  Ackerwildkraut  

Wildes Stiefmütterchen Info

Viola: lat. Pflanzenname; "Veilchen"
tricolor: dreifarbig

andere Namen: Muttergottesschuh, Mädchenaugen, Gedenkemein, Schöngesicht, Liebesgesichtli

Das Wilde Stiefmütterchen ist eine einjährige bis mehrjährige krautige Pflanze die Wuchshöhen von 10–40 Zentimeter erreicht. Diese Halbrosettenpflanze bildet keine unterirdischen Ausläufer.

Die zwittrigen Blüten sind zygomorph mit doppeltem Perianth. Beim Wilden Stiefmütterchen sind gewöhnlich die oberen zwei Kronblätter blauviolett, das untere gelb und die beiden seitlichen weiß oder auch blauviolett - also blüht es dreifarbig („tricolor“). Gleichzeitig kann man zum Blütenzentrum hin eine dunkle, strichförmige Aderung sehen, die den Insekten – vor allem Hummeln und Bienen – als Orientierungshilfe bei der Nektarsuche dienen. Allerdings können auch bei dem nahe verwandten Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis) die oberen Kronblätter violett überlaufen sein. Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Die Blüten sind Lippenblumen mit Streukegel vom Viola-Typ. Sie sind selbststeril und werden durch Insekten bestäubt. Die Narbengrube ist auch durch eine lippenförmige Klappe gegen hereinfallenden Pollen und damit gegen Selbstbestäubung geschützt.

Die Kapselfrüchte sind höchsten so lang wie der Kelch, kahl und aufspringend. Die Samen sind birnenförmig, gelb, mit kleinem Elaiosom.


Standort

Es wächst auf Wiesen, an Wegrändern und auf Brachflächen. Die Verbreitungsarten zeigen, dass die Art auf sandigen, mageren Böden des Nordens (Dünen) und auf saurem Urgestein einen Verbreitungsschwerpunkt hat.

Verbreitung/Vorkommen

Das Wilde Stiefmütterchen kommt in ganz Europa vor, es fehlt nur in den südlichsten und nördlichsten Regionen.

Inhaltsstoffe

Das Wilde Stiefmütterchen enthält in etwa 10 Prozent Schleimstoffe bestehend aus Glucose, Galactose, Arabinose und Rhamnose, sowie Gerbstoffe, Salicylsäure und deren Derivate, wie Salicylsäuremethylester. Daneben enthält sie die Droge Phenolcarbonsäuren, wie Kaffee- und Cumarsäure, und Flavonoide wie Quercetin, Luteolin und Rutin. Auch konnten Anthocynidine und Cumarine, wie das Umbelliferon, nachgewiesen werden. Das Wilde Stiefmütterchen enthält entgegen früheren Literaturangaben keine Saponine, sondern hämolytisch aktive Peptide.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Das Stiefmütterchen wird äußerlich zur Unterstützung bei Hauterkrankungen wie Ekzemen, Grindflechte, Akne und Juckreiz angewendet. Früher wurde es in der Volksmedizin noch bei Keuchhusten, Katarrh der Atemwege und fiebrigen Erkältungskrankheiten gebraucht. Die enthaltene Salicylsäure und Derivate, sowie die Schleimstoffe werden hierzu als Wirkstoffe diskutiert. Zur Anwendung wird aus Stiefmütterchenkraut (Droge: Violae herba cum flore) ein Tee gekocht, der in Form eines Umschlages auf die betroffenen Hautstellen aufgebracht wird. Stiefmütterchentee soll zudem blutreinigend und harntreibend wirken, obgleich die diuretische Wirkung umstritten ist.

Sonstige Verwendung

Als Zier- und Heilpflanze wird die Art seit dem Mittelalter kultiviert und in Großbritannien seit 1810 veredelt.

Sonstiges

Der Name Stiefmütterchen wird im Volksglauben folgendermaßen gedeutet: Die fünf bunten Blütenblätter werden von fünf Kelchblätter getragen. Das unterste, große und stark gefärbte Blütenblatt sitzt auf zwei Kelchblättern. Das ist die Stiefmutter. Links und rechts von ihr sitzen ihre zwei bunt gefärbten Töchter jeweils auf einem Kelchblatt. Die zwei oberen, meist einfach violettfarbenen Blütenblätter stellen die zwei Stieftöchter dar. Sie müssen sich mit einem Kelchblatt gemeinsam begnügen.

In manchen Regionen ist man sich sicher, in der Blüte auch noch den Vater zu entdecken. Symbolisiert von Griffel und Narbe der Blüte sitzt er nämlich in der Mitte der Blüte von den Frauen seiner Familie eingezwängt. Er kommt erst heraus, wenn Frau und Kinder ausgegangen sind, wenn nämlich die Blume verblüht ist und die Blütenblätter abgefallen sind. Deshalb spricht man im Volksmund bis heute von „stiefmütterlicher Behandlung“, wenn jemand einen anderen Menschen vernachlässigt. Diese Symbolik wurde wie so oft nachträglich „erfunden“. Laut dem Etymologie-Duden bedeutet Stief-(mutter, -vater, -sohn etc) schon bei den Germanen einfach ein Verwandtschaftsverhältnis. Eine schlechte Behandlung geht damit nicht automatisch einher. Stief- ist in der Bedeutung von Stumpf, Rest usw. zu sehen und bezieht sich wohl eher auf die Größe der Pflanze.

Das Erscheinungsbild des Wilden Stiefmütterchens hat in Märchen, Sagen und Erzählungen seinen Niederschlag gefunden, so zum Beispiel in Theodor Storms Novelle „Viola tricolor“.

Wildes Stiefmütterchen Steckbrief

Blütenfarbe: blau, lila oder violett; gelb; weiß;
Höhe/Länge von 10cm bis 40cm
Blütezeit von April bis September
Lebensraum: (Fett-) Wiesen und Weiden; gestörte Standorte: Schutt- und Kiesplätze, Wege, Straßenränder, Unkrautfluren, Stadt, Pflasterritzen, u.a.;
Blütenstand: Traube
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: ungeteilt
Blattrand: gekerbt; gesägt; gezähnt;
Besonderheiten Blatt/Pflanze: Nebenblätter (kleine Seitenblätter am Blattgrund); Pflanze geöhrt;
Trockenfrüchte: Kapsel
Häufigkeit: selten
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude); einjährig;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Nährstoffbedarf: nährstoffreich;
Bodenart: lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden; Silikatboden;
PH-Wert Boden: sauer;

Wildes Stiefmütterchen Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: lehmiger Boden / Lehmboden; sandiger Boden / Sandboden; Silikatboden;
Boden PH-Wert: sauer;
Boden Nährstoffgehalt: nährstoffreich;
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Matrix-Entoxin®Broncho-Entoxin® N

Literatur

Bildquellenverzeichnis


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ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Bayern! Kategorie 3 (gefährdet)





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