Hohler Lerchensporn - Corydalis cava

Familie: Mohngewächse - Papaveraceae

Kategorie: Heilpflanze  Giftpflanze  Bienenblume  Alpenpflanze  Hummelblume  Pionierpflanze  Frühblüher  

Hohler Lerchensporn Info

Corydalis: gr. korydallos = Haubenlerche (gespornte Blüte); "Ler­chen­sporn"
caesius: blaugrau, blaugrün

andere Namen: Hohlknolliger Lerchensporn, Zottelhose, Biberwurz, Biverwurz, Buchs (St. Gallen bei Werdenberg), Donnerfluch, Donnerflug, Donnerwurz, Erdkraut (Schlesien), Knolliger Erdrauch, Frauenschüchlein (Thüringen, Elsass), Frauenschuh (Schlesien, Leipzig), Giggerihaner (Tirol im Pongau), Guli (St. Gallen), Hahnenspor, Hahnensporn, Hahnenvoz (im Sinne von Hahnenfuß, althochdeutsch), Rote und Weiße Hahnen (Tirol im Pongau), Halewurtz (mittelhochdeutsch), Hellewurtz (mittelhochdeutsch), Helmwurz (Schlesien), Henna (St. Gallen), Rote und Weiße Hennen (Zillertal), Herzwurz, Rote und Weiße Höseln (St. Gallen bei Werdenberg), Hohlwortel, Hohlwürze (Schweiz), Hohlwurz, Hohlwurzbohnen, Hoilwurz, Jerdapelcher (Siebenbürgen), Lerchenhelm, Lerchenkraut, Lerchensporn, Löwenmäulerl, Falsche Osterluzei, Oestrich (Eichsfeld), Pfifferrösli (Schweiz), Puetshecken (Schweiz), Rösli (Berner Oberland), Rossthräni (Luzern), Taubenkropf, Walburgskraut und Zwiebelerdrauch.

Erscheinungsbild

Der Hohle Lerchensporn ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 30 Zentimeter erreicht. Namensgebend und charakteristisch für den Hohlen Lerchensporn ist seine kugelige, etwa walnussgroße Knolle, welche einen Hohlraum umgibt, in dem sich bei älteren Pflanzen ein bis zwei Tochterknollen entwickeln. Sie dient als unterirdisches Speicher- und Überdauerungsorgan, womit der Hohle Lerchensporn zu den Geophyten gezählt wird. Zu Beginn ist die Knolle eine aus dem Hypokotyl- dem Sprossachsenbereich zwischen Wurzelhals und erstem Keimblatt- hervorgehende Stammknolle. Diese vergrößert sich nach und nach wobei das Dickenwachstum stärker als das Längenwachstum ausgeprägt ist. Ältere Knollenteile werden dabei abgestoßen. Der aufrechte und unverzweigte Stängel besitzt eine fleischige Konsistenz. Alle Pflanzenteile sind kahl.

Blatt

Die grundsätzlich in Zweizahl stehenden, gestielten Laubblätter sind in wechselständiger Blattstellung am Stängel angeordnet. Die blaugrün gefärbte Blattspreite ist doppelt dreiteilig mit mehreren eingeschnittenen fiedrigen Abschnitten. Unterhalb des unteren Blattes befinden sich keine schuppigen Niederblätter.

Blütenstand und Blüte

Zwischen März und Anfang April entwickeln sich die variabel gefärbten, schwach wohlriechenden Blüten des Hohlen Lerchensporns. Jede Population umfasst ungefähr zu gleichen Teilen purpurn bis violett und weiß blühende Exemplare. Zehn bis zwanzig Blüten stehen in einem endständigen, allseitswendigen, traubigen Blütenstand dicht zusammen. Unterhalb jeder Blüte befindet sich ein ovales bis eiförmiges, ganzrandiges Tragblatt. Im Gegensatz zum Gefingerten Lerchensporn (Corydalis solida) ist dieses ungeteilt. Die zwittrige, quer-dorsiventrale Einzelblüte ist etwa 2 bis 3 Zentimeter lang. Der Hohle Lerchensporn besitzt Kelch und Krone. Die zwei unscheinbaren Kelchblätter sind hinfällig, sie fallen bereits kurz nach dem Erblühen ab. Es folgen zwei äußere und zwei innere Kronblätter. Von den zwei äußeren Kronblättern bildet das obere die Oberlippe aus. Die Oberlippe ist nach vorne verbreitert und endet im hinteren Bereich in einem zwei bis drei Zentimeter langen, hakenförmig gekrümmten Sporn. Der Sporn führt reichlich Nektar und lockt insbesondere langrüsselige Insekten zur Bestäubung an. Das untere äußere Kronblatt gestaltet die ebenfalls vorn verbreiterte Unterlippe. Die zwei inneren, kleineren Kronblätter sind weißlich und hängen an ihren Spitzen zusammen. Der Fruchtknoten ist oberständig. Von den sechs Staubblättern sind jeweils drei Staubblätter untereinander zu einem Staubblattbündel verwachsen. Bei beiden Bündeln ist der mittlere Staubbeutel mit zwei Pollensäcken ausgestattet. Die seitlich stehenden Staubbeutel tragen lediglich einen Pollensack.

Die Blüten sind selbstfertil. Die Pflanzen sind erst im 4. Jahr blühfähig.
Pollenkörner des Hohlen Lerchensporns (400x)
Keimling mit nur einem Keimblatt

Frucht, Samen und Keimung

An einem 6 bis 7 Millimeter langen Stiel entwickelt sich eine mehrsamige, blassgrüne schotenförmige Kapselfrucht. Sie besitzt im Gegensatz zu den Schoten der Kreuzblütler keine (falsche) Scheidewand. Die Schote hängt im reifen Zustand nach unten und misst etwa 2,5 Zentimeter. Bereits im Mai öffnen sich die Kapseln mittels zweier Klappen und entlassen die Samen. Die fast kugelrunden, glänzenden, schwarzen Samen sind mit einem auffallend weißlichen Elaiosom ausgestattet. Im Boden durchlaufen die Samen noch eine Phase der Nachreifung, während dieser der Embryo zu seiner vollen Größe heranwächst. Obwohl der Hohle Lerchensporn zu den zweikeimblättrigen Pflanzen gehört, keimt er mit nur einem Keimblatt. Die Samen sind Kältekeimer.

Chromosomenzahl
Die Chromosomengrundzahl wird mit n = 8 angegeben, bei der Unterart ssp. marschalliana aber mit 2n = 32.


Giftigkeit

Alle Pflanzenteile des Hohlen Lerchensporns sind giftig, besonders aber die Knolle.

Vergiftungserscheinungen: Bulbocapnin erzeugt katalepsieartige Bewegungsarmut bis hin zur Aufhebung der willkürlichen und reflektorischen Bewegungen ohne Erstarrung der Muskulatur. Die Aufnahmefähigkeit für sensible Reize bleibt erhalten. Eine größere Dosis wirkt außerdem hypnotisch.

Tetrahydropalmatin besitze nach neueren Untersuchungen sedativ-tranquillierende Eigenschaften.

Inhaltsstoffe

Die Hauptwirkstoffe sind je nach Standort verschieden: In der getrockneten Knolle sind 5 bis 6 %, in der frischen über 2 % Alkaloide enthalten. Der höchste Alkaloidgehalt wurde bei Blühbeginn festgestellt. Hauptalkaloid ist das Corydalin neben 20 weiteren Verbindungen, unter anderem Bulbocapnin, Corybulbin, Isocorybulbin, Corypalmin und Tetrahydropalmatin.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Die ausdauernde Rhizomknolle enthält Alkaloide, davon in erster Linie Bulbocapnin. Bei gleichzeitig intakter Aufnahmefähigkeit für sensible Reize verursachen diese Wirkstoffe eine Lähmung der Muskulatur. Ein Gesamtextrakt wirkt leicht sedierend. Wird die Droge bestimmungsgemäß angewandt, sind Nebenwirkungen nicht zu erwarten.

Hohler Lerchensporn in
Kräuterbuch von Jacobus Theodorus "TABERNAEMONTANUS" anno 1664


Auszug aus "New vollkommenlich Kräuter-Buch : mit schönen und künstlichen Figuren aller Gewächs der Baümen, Stauden und Kräutern...:das erste [-das ander und dritte] Theil darinn viel und mancherley heilsamer Artzeney vor allerley innerlichen und eusserlichen Kranckheiten, beyde der Menschen und des Viehes sampt ihrem nützlichen Gebrauch beschrieben werden.../ durch Iacobum Theodorum Tabernaemontanum... ; das ander und dritte Theil...verbessert durch Hieronymum Bauhinum... ; mit sehr nutzlichen Marginalien, Synonimis, newen Registern und anderm vermehret durch Hieronymum Bauhinum..."

Tabernaemontanus M.DC.LXIV (1664): Das Erste Buch Von Kraeutern Purpurbraun Hohlwurz, Fumaria bulbosa purpurea IV S93, Fumaria bulbosa flore albo IV S93

Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999

Quelle: Kräuterbuch von Jacobus Theodorus anno 1664; Foto: Arnulf Schultes 1999

Sonstiges

Ähnliche Arten

Der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) kann bei flüchtiger Betrachtung auch mit folgender Art verwechselt werden:

Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida): Die Tragblätter unterhalb jeder Blüte sind bei dieser gefingert, beim Hohlen Lerchensporn jedoch ungeteilt.

Ökologie

Der Hohle Lerchensporn ist ein frühjahrsgrüner Knollen-Geophyt, dessen oberirdische Teile früh verwelken und im Sommer nicht mehr vorhanden sind. Dieses Verhalten ist eine Anpassung der Pflanze an den Wärme- und Lichthaushalt des Laubwaldes, abgeleitet vom Vegetationsrhythmus verwandter Steppenpflanzen.
Gehörnte Mauerbiene
Bestäubung

Blütenökologisch handelt es sich um homogame „Schmetterlingsblumen“; da das obere Kronblatt gespornt ist, sieht die Blüte zygomorph aus. Meist kommen rotblütige und weißblütige Pflanzen nebeneinander vor; bei den rot blühenden Formen sind in der Mehrzahl der Fälle die Blüten um 90° gedreht; dadurch ist eine sogenannte „Intelligenzblume“ entstanden, bei der nur lernbegabte Hautflügler in der Lage sind, den ungewöhnlichen Blüteneingang zu finden und zu öffnen. Gewöhnlich erfolgt die Bestäubung durch langrüsselige Bienen. Über die Blütenöffnung saugen sie aus dem langen Sporn den Nektar heraus, der an der Basis der Staubblätter abgegeben wird. Auch wurde beobachtet, dass Honigbienen aus etwas nach unten geneigten Blüten gut Nektar aufnehmen können. Als Honigräuber treten kurzrüsselige Hummeln – typisch bei langgespornten Pflanzen – in Erscheinung. Um an die begehrte Nahrung zu kommen, beißen sie den Sporn von außen an und nehmen, ohne der Bestäubung zu dienen, Nektar auf.

Der Nektar des Hohlen Lerchensporns bildet im zeitigen Frühjahr gerade für langrüsselige Bienen eine wertvolle Nahrungsquelle. Besonders häufig stellt sich die Gehörnte Mauerbiene an den blühenden Pflanzen ein.
Ausbreitung
Schwarzer Apollo

Der Hohle Lerchensporn verfügt über verschiedene Mechanismen, um die Ausbreitung zu gewährleisten: Da die Samen bei Reife der Früchte auf den Erdboden fallen, ist Schwerkraftausbreitung gegeben. Da die schwarz glänzenden Samen ein auffälliges weißes Elaiosom besitzen, findet auch eine Ameisenverbreitung statt; die Ameisen tragen den Samen an dem klebrigen Elaiosom in Ihren Bau. Der Hohle Lerchensporn nutzt die vegetative Vermehrung über Tochterknollen, in weitem Sinne eine Form der Selbstausbreitung.
Synökologie

Von den Blättern des Hohlen Lerchensporns ernähren sich oligophag die Raupen des vom Aussterben bedrohten Schwarzen Apollofalters.

Der Hohle Lerchensporn wird vom Rostpilz Melampsora magnusiana mit Spermogonien und Aecidien befallen.

Hohler Lerchensporn Steckbrief

Blütenfarbe: blau, lila oder violett; rot, rosa oder purpurn; weiß;
Höhe/Länge von 10cm bis 40cm
Blütezeit von März bis Mai
Lebensraum: Auen; Gärten und Parks; Wälder, Waldränder, Gebüsche, Lichtungen, Böschungen; Weinberge;
Blütenstand: Traube
Blattstellung: mittlere Stängelblätter wechselständig
Blattspreite: geteilt
Blattrand: ganzrandig;
Häufigkeit: zerstreut
Lebensdauer: ausdauerndes Kraut (Staude);
Zeigerpflanze: Lehmzeiger; Nährstoff / Stickstoffzeiger;
Höhenstufen: Ebene / Tiefland (0-450m); Mittellage (450-1500m);
Höhenstufe min: 0m
Höhenstufe max. in den Alpen: 1400m
Nährstoffbedarf: basenreich; nährstoffreich;
Bodenart: +/- humoser Boden; Mullboden;
PH-Wert Boden: mäßig sauer; mild;
Bodenfeuchte: frisch;

Hohler Lerchensporn Garten / Anbau

Boden Beschaffenheit: +/- humoser Boden; Mullboden;
Boden PH-Wert: mäßig sauer; mild;
Boden Feuchte: frisch;
Boden Nährstoffgehalt: basenreich; nährstoffreich;

Der Hohle Lerchensporn wird auch als Zierpflanze bevorzugt in naturnahen Gärten angesiedelt.

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Literatur

Bildquellenverzeichnis


Schütze diese Pflanze besonders!

ACHTUNG: Nicht pflücken, sammeln oder zertreten!
Diese Pflanze ist evtl. geschützt und steht auf der Roten Liste Bayern! Kategorie V (Arten der Vorwarnliste)





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